Klaus Köbbert schreibt über Läden, die sich zu kennen lohnt.

„Ich kann mir dies und jenes nicht leisten“, eine alltägliche Aussage auf dem Sonnenberg. In der Wohnung fehlt es an vorzeigbaren Möbeln. Zum Konzert in der Markuskirche – was ziehe ich da an? Ein Geschenk für einen lieben Menschen, soll teuer aussehen und wenig kosten. Nun auch das noch, der Computer hat den Geist aufgegeben.

Für diese und noch viele weiteren materiellen Probleme gibt es die zwei Zauberbuchstaben A und V. Dazu kommen noch zwei große Sozialkaufhäuser, wo es vom Teelöffel über Heimelektronik, Möbel und ausgefallenden Textilien fast alles gibt.

Wir kennen das Getuschle der Chemnitzer: „Die mussten umziehen auf den Sonnenberg.“ Als ob unser Stadtteil ein Tummelplatz von armen Schweinen und Kirchenmäusen ist. Was so ja nicht stimmt. Keiner muss! Wer schönen und bezahlbaren Wohnraum sucht, wird hier fündig.

Es gibt eben Menschen, deren Arbeitskraft ausgenutzt wird, oder deren Arbeitskraft keiner abruft. Darunter leidet natürlich die Kaufkraft.

Wer es aber geschickt anstellt, kann sich für wenig Geld Dinge kaufen, die neu unerschwinglich wären. Dazu gibt es noch den umfassenden Service von der Auslieferung bis hin zum Aufbau. Bei mancher Erwerbung kann man von fast geschenkt sprechen.

An dieser Stelle wollte ich einige der Läden aufführen, was mir die anderen Geschäfte übel nehmen würden.

Gegentrend zur Wegwerfgesellschaft

Denn es gibt mehr Einrichtungen als Sie denken. Haben Sie etwas, was zum Wegwerfen zu schade ist, bringen Sie es zu einem A & V. Ein schönes Gefühl, jemanden anonym eine Freude zu machen.

Neulich traf ich eine Frau mit Kopftuch und drei Kindern in einem der Geschäfte. Die strahlenden Augen beim Anblick der Kindersachen werde ich nicht vergessen.

Ein junger Mann kleidete sich ein mit Oberhemd und Anzug, mit einem Schmunzeln auf den Lippen sagte er zu mir: „Kleider machen Leute“. Ein Gentleman, erstanden aus 5 Euro, was für eine Verwandlung.

Vor einem Feiertag kaufte ich für unsere Enkelin einen Holzbaukasten aus unbehandeltem Holz für 4 Euro, die gibt es ganz schlecht und sie sind sehr teuer. Die zwei Buchstaben können jeden etwas glücklicher machen. Muss unwillkürlich  an die Märchen von „Frau Holle“ und „Hans im Glück“ denken. Die Pechmarie geht rein und kommt als Goldmarie wieder heraus.

Vergessen wir dabei nicht, diese Geschäfte schaffen Arbeitsplätze und geben manchem Mitarbeiter wieder das Gefühl: “Ich werde gebraucht.“

Was mir aufgefallen ist: Auf dem Sonnenberg gehen Menschen mit ihren sozialen Status offener um. Also dann Augen auf und sich einfach überraschen lassen.

Klaus Köbbert (Mitglied im Stadtteilrat)

Im Telefonbuch stehen diverse Adressen http://www.dasoertliche.de/Themen/An—und-Verkauf/Chemnitz-Sonnenberg.html

Die Sparbüchse in der Lessingstraße wurde kürzlich in einem Video von Tolga Cerci vorgestellt.

Auch das Sozialkaufhaus in der Reinhardtstraße 4 (Eingang an der Zietenstraße) ist ein soziales Projekt, in dem gespendete Sachen für Menschen mit geringem Einkommen günstig verkauft werden.

Und wer einen Tipp weitergeben will, kann das gern in der Kommentarspalte tun.