Neulich stand der Maler Osmar Osten mit der israelischen Künstlerin Lea Artir im Mittelpunkt der Vernissage eines Gemeinschaftsprojekts in Chemnitz. Dann war sein Werk „Weltenteppich“ in einer Ausstellung im Leipziger Grassi-Museum zu sehen. Zwischendurch wirkte er in Dresden in der Jury des sächsischen Kunstpreises mit.

In der Kunstszene ist er eine feste Größe – auf dem Sonnenberg hat er eine Quelle seiner Inspiration gefunden.

Er schwärmt nicht nur von den „wunderschönen Straßenzügen“, stöbert nach CD‘s im Sozialkaufhaus, speist gern in der Fleischerei Thiele, ist Stammgast im KaffeeSatz. Ihn faszinieren die Menschen, abseits der „toten Mittelstandsmeilen, ich brauche den Wechsel“, sagt er.

Einen besonderen Ort hat er im Fürstenkeller gefunden. Das Gebäude Ecke Markus-/Fürstenstraße hat eine lange Gaststättentradition. Der Geschichtsartikel dazu aus dem Sonnenberger ist an der Wand ausgehängt. Nach langem Leerstand war vor einigen Jahren mit Ausschank, Disko, Billard und Automatenspielen wieder Leben in den Keller eingezogen. Leben, das auch schon mal laut und aggressiv war.

Die Neugründer zogen weiter, ein Bekannter Osmar Ostens übernahm den Laden: Gerade wegen des „Multikulti-Publikums“ von arabisch bis „deutsch mit sehr kurzen Haaren“, sagte er. Und obwohl es keine Nutzungsgenehmigung gab – die war nach vier Jahren Leerstand ausgelaufen – und der Wirt wegen Beschwerden immer wieder polizeiliche Schließungen melden muss. Karsten Krönert war Planungsingenieur bei der Landesbauverwaltung, hat Bundesstraßen geplant. Jetzt betreibt er das Projekt Baugenehmigung Fürstenkeller. Die Zukunft ist offen: Wurde das Haus jetzt erneut verkauft? Muss er endgültig schließen?

„Dann könnten wir ja doch eine Ausstellung machen“, meint Osmar Osten. Er wollte einen Kulturkeller aus den Räumen machen, aber merkte, das passt nicht zum Klubbetrieb und den Gästen. Es wird getrunken, eher aus Flaschen als aus Gläsern, die Musik ist laut, man kann sich in die verwinkelten Räume zurückziehen. Auch manche Trinker vom Nettomarkt landen abends hier, „irgendwo müssen die Leute ja hin, die nirgends hingehören“, sagt Osmar Osten. Und: „Ich gehöre ja auch nirgends hin“.

Er sitzt als einziger vor seiner kleinen Wasserflasche, zieht an seiner Zigarre, den Satz „Ich habe ja auch mal schwer gesoffen“, hört man öfters von ihm.

„Hier trifft man die sonderbarsten Leute. Es hat keine Ordnung, das ist wohltuend in dieser geordneten Welt.“ Und auch hier hat er Fans, die seine Werke schätzen, die von der Bedeutung der roten Herzen an Fenstern der Zietenstraße reden und von der Lyrik in Ostens Kunstband „Der schiefe Turm von Bamberg“. Osten malt jetzt öfters solche Figuren, so wie er nach einer Zeit in Mecklenburg flache Landschaften malte, beobachtete er.

Hier unten herrscht Gelassenheit bei den ungewöhnlichsten Kneipiers der Stadt. Karsten erzählt Anekdoten von Strafbescheiden, auch wenn die Summe ihn ruinieren könnte. „Man soll sich durch den Frust die Freude nicht nehmen lassen“, meint Osmar Osten.

Katharina Weyandt