Der eingetragene Verein Verkehrswende in Kleinen Städten beschäftigt sich aktuell mit den Chancen und Möglichkeiten eines Carsharing-Projektes in Chemnitz. Dazu sollen potenzielle Standorte identifiziert und Projektpartner gewonnen werden. Das Gewerbeflächenmanagement hatte Gelegenheit, Hr. Dr. Torsten Bähr von der benannten Initiative über den Sonnenberg zu führen und mit ihm über seine ersten Eindrücke und sprechen. Carsharing passt unserer Meinung nach gut zum Lebensstil am Sonnenberg. Es kann aber auch eine Bereicherung für die lokale Wirtschaft sein, denn Unternehmen denken und handeln ökonomisch. Mit der Teilnahme am CarSharing kann Mobilität effizienter und kostengünstiger gestaltet werden.  Aus unserer Rubrik Unternehmen des Monats wird im Dezember ein Projekt des Monats mit guten Chancen für 2012.

SO: Mobilität ist in unserer heutigen Zeit ein wichtiges Gut. Welche Vorteile bietet dabei das Carsharing?

TB: Carsharing bietet die Möglichkeiten ein Auto dann zu nutzen, wenn man es tatsächlich braucht – und auch dann nur dafür zu zahlen. Es bietet also einen Kostenvorteil für all diejenigen, die im Jahr weniger als 15.000 km Auto fahren müssen. Es hat im Vergleich zum eigenen Auto den großen Vorteil, dass man unterschiedliche Autogrößen nutzen kann – mal reicht ein Kleinwagen völlig aus, mal muss es vielleicht der große Kombi sein und wieder ein anderes Mal benötigt man einen Transporter. Bei einem entsprechend ausgebauten Angebot kann sich der Carsharing-Nutzer das Auto aussuchen, das er benötigt. Im Vergleich zu Mietwagenfirmen kann man auf die Autos rund um die Uhr und ohne Rücksicht auf Öffnungszeiten zugreifen und sie von einer Stunde bis zu mehreren Wochen oder Monaten mieten. Im Idealfall bzw. bei mehreren Fahrzeugen im Angebot ist die nächste Carsharing-Station um die Ecke, man hat es als auch nicht weit bis zum Auto.

Aber Carsharing ist nicht nur für die Nutzer sinnvoll – auch die Gemeinschaft und die Umwelt profitieren davon. Denn Carsharing führt dazu, dass weniger Autos auf unseren Straßen unterwegs sind oder sie zuparken. Gerade in den gründerzeitlichen Vierteln, die nicht für die große Anzahl von Auto geplant wurden, kann Carsharing den Parkdruck verringern und das städtebauliche Bild verbessern. Da die Autos alle sehr neu sind, profitieren sie von vielen technischen Entwicklungen und sind daher vergleichsweise verbrauchs- und emissionsarm.

SO: Wer sind die Nutzer von CarSharing?

TB: Da sind sowohl Privatleute als auch Vereine, Firmen und Verwaltungen zu nennen. Bei den Privatleuten sind eigentlich alle Altersgruppen von 18 bis hoch zu über 80 Jahren als Nutzer vertreten, vom Student bis zur rüstigen Rentnerin – Leute, die auf einen PKW-Kauf verzichten oder ihr Auto abschaffen. In Familien wird Carsharing vor allem dazu genutzt, um den Zweit- oder Drittwagen zu ersetzen. Auch für Vereine ist es eine kostengünstige Alternative zur Nutzung eines Autos. Und in Firmen und Verwaltungen ersetzt Carsharing entweder die Firmenfahrzeuge oder ergänzt diese in Zeiten, in denen ein zusätzliches Fahrzeug benötigt wird.

SO: Warum macht Carsharing gerade auch im gewerblichen Bereich Sinn?

TB: Gerade für kleine Unternehmen ist Carsharing eine lohnenswerte Alternative zum eigenen Auto. Zum Einen ist es wie eben angesprochen kostengünstig und flexibel nutzbar. Zum Anderen erspart es dem Unternehmer eine Menge Arbeit und Aufwand zur Pflege und Wartung des eigenen Fahrzeugs. Denn das wird ja vom Carsharing-Anbieter übernommen. Aber auch für gewerbliche Nutzer kann Carsharing über diese Gründe hinaus praktisch sein, bspw. dann, wenn man ein ergänzendes Auto in Spitzenzeiten benötigt.

SO: Wann und wie kann ein Netz von Carsharing-Standorten in Chemnitz zur Umsetzung kommen?

TB: Der Verkehrswende in Kleinen Städten e.V. ist bereits seit einigen Wochen damit beschäftigt das Thema Carsharing in Chemnitz (wieder) bekannt zu machen und eine solide Basis von Unterstützern und Interessenten aufzubauen. Diese suchen wir sowohl bei den Einwohnern in Chemnitz als auch bei Vereinen, Unternehmen und in der Verwaltung. Darüber hinaus sind wir mit einem Carsharing-Anbieter im Gespräch, der das Angebot dann aufbauen wird. Bislang können wir noch nicht abschätzen, wie lange diese Vorbereitungszeit dauern wird, aber wir hoffen, dass ein erstes Angebot in Chemnitz im Frühling 2012 starten kann.

Zum Beginn sehen wir jedoch nicht die Chance, alle Chemnitzer Stadtteile sofort in das Netz von Carsharing-Stationen aufzunehmen. Dies liegt daran, dass das Start-Angebot nur mit einigen wenigen Fahrzeugen beginnen wird. Daher suchen wir nach gut angebundenen, zentrennahen Standorten, in deren Nähe wir ein besonders großes Interesse für die Nutzung des Carsharings sehen. Die Standorte sollten aber eben auch von anderen Teilen der Stadt mit dem ÖPNV oder dem Rad gut erreichbar sein. Hierzu zählen wir den Sonnenberg ganz bewusst.

SO: Wir haben nun einige Runden über den Sonnenberg gedreht, vom Bahnhof bis ins Gründerzeitviertel, von der Augustusburger Straße bis zum Zeisigwald. Welche persönlichen Eindrücke nimmst Du vom Sonnenberg mit? Und hat der Sonnenberg Potenzial für eine oder mehrere Carsharing-Stationen?

TB: Der Sonnenberg hält auf jeden Fall das, was ich mir von ihm versprochen habe – eine dichte und kaum zerstörte gründerzeitliche Bebauung, die mit neuem Leben erfüllt wird. Das Viertel zieht neue Bevölkerungsschichten an, so dass sich der Sonnenberg stabilisiert. Ich finde es auch toll und bemerkenswert, was hier an Engagement im Viertel gelebt wird: Vereine, Kleingewerbe, das hat sicherlich Potential. Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass der Sonnenberg eines der Chemnitzer Viertel ist, das über kurz oder lang an ein Carsharing-Netz angebunden wird. Wann diese Station dann kommt, entscheidet allerdings der Carsharing-Anbieter. Und ob es dann bei einem Standort bleibt oder ob mehrere Stationen langfristig darstellbar sind, hängt natürlich von der tatsächlichen Nachfrage ab.

SO: Welche Unterstützung benötigt die weitere Vorarbeit und können wir an dieser Stelle mit Ideen weiterhelfen?

TB: Interessant ist es natürlich bereits im Vorhinein herauszufinden bzw. abschätzen zu können, wie hoch das Interesse im Viertel an Carsharing ist. Wo im Viertel liegt der Schwerpunkt des Interesses?

Ein wichtiger Punkt ist es, den richtigen Standort für die Station zu finden – er sollte an einem markanten Platz im Viertel liegen und gut sichtbar sein, in unmittelbarer Nähe der Nutzer und gut mit dem ÖPNV erreichbar sein. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn er kostenfrei oder zumindest günstig zu mieten ist. Hier wären Hinweise oder konkrete Angebote sehr hilfreich.

Für uns ist es auf jeden Fall wichtig, im Viertel Unterstützer für das Projekt Carsharing zu finden. Da wir in Leipzig wohnen und arbeiten ist die lokale Vernetzung besonders wichtig. Hier stelle ich mir Vereine oder auch Unternehmer vor, denen sowohl ihr Viertel als auch die Verkehrsentwicklung am Herzen liegt.

SO: Wir danken für eine interessante Tour über den Sonnenberg – noch im eigenen Auto. Aber vielleicht befindet sich bald im Umfeld der Josephkirche oder am Lidl in der Fürstenstraße der erste Carsharing-Standort. Für die Weiterleitung von Standort- oder Unterstützungsideen sowie Nutzungsabsichten stehen wir gern zur Verfügung.