Wenn wir wissen wollen, wohin wir gehen, sollten wir wissen, woher wir kommen.

Diese abgewandte Form eines Sprichworts trifft, was wir letzte Woche in der „Konzept-Bar“ gehört und diskutiert haben.

Hr. Eichhorn, von der AG Sonnenberg-Geschichte, hat sehr exemplarisch die Bedeutung des Sonnenbergs innerhalb der Chemnitzer Industriegeschichte vorgestellt. Erstmals 1840 erwähnt, profitierte der Stadtteil von der Nähe zum Hauptbahnhof und dem im Jahr 1852 erfolgten Anschluss unserer Stadt an das Eisenbahnnetz. Den ersten Gießereien folgten Maschinenbau-, Metallbau- und Textilbetriebe um nur einige Branchen zu nennen. Am Sonnenberg gingen Richard Hartmann, Heinrich Knieriem und andere in Arbeit. Einige Betriebe erreichten weltweite Anerkennung, wie z.B. Julius Dietrich & Hannak, die die Olympische Spiele 1912 in Stockholm ausstatteten oder die Riemannsche Fahrzeugelektrik, die 1910 zur Weltausstellung in Brüssel den Grand Prix erhielt. Der Sonnenberg war nicht nur ein dicht besiedelter Industrie- und Wohnstandort sondern auch eine Ideenschmiede.

Und genau dieses erfinderische und kreative Potenzial gilt es wieder zu entdecken. Nur das es heute nicht mehr das produzierende Gewerbe sein wird, sondern vielleicht die Kultur- und Kreativwirtschaft oder das kleinteilige Gewerbe, was Nischen besetzt und besondere Angebote schafft. In die Kreativwirtschaft wird seitens vieler Akteure Hoffnung gelegt. Doch haben die Stadt Chemnitz, die Wirtschaftsförderung oder andere Institutionen diese Branche schon im Fokus? Bekommen die Kreativen Gehör, wenn es um Flächen oder andere Belange geht?

Unsere Diskussionsrunde mit Fr. Katja Großer, vom Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes und Vertretern von Interessensverbänden der Kreativwirtschaft aus Dresden, Leipzig und Magdeburg sowie ca. 30 Zuhörern hat folgende drei Aspekte gezeigt:

  1. Die Chemnitzer Kreativszene ist ein Geheimtipp und weist Potenziale auf.
  2. Viele Akteure beklagen eine geringe Akzeptanz ihres Handels.
  3. Es ist notwendig, sicht- und wahrnehmbarer zu werden.

Im Wettbewerb um Wirtschaft- und Stadtentwicklung, um Talente und Lebensqualität spielen die Kreativen eine wichtige Rolle. Statistisch gesehen, zählt diese Branche in Chemnitz über 700 Unternehmen und macht ca. 7 % des BIP aus.

Das Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes und das Gewerbemanagement Sonnenberg bleiben dran, die städtischen Partner für die Kreativwirtschaft zu sensibilisieren. Gleichzeitig hoffen wir, dass unsere Veranstaltung als Kick off-Meeting aufgenommen wird, in Chemnitz über eine Lobbyarbeit und die Stärkung der eigenen Interessen nachzudenken. Dass man das Rad nicht neu erfinden muss, haben die Dresdner angeregt. Bei Aufbau und Organisation kann man von anderen Städten lernen. Gerade die Kreativbranche ist für einen Austausch besonders offen.

Nicht vergessen wollen wir die Vorstellung „aktueller Projekte in unserem Stadtteil“. Die EFRE-Förderung, die Investitionszuschüsse für kleine Unternehmen, die Arbeit der Gemeinwesenkoordination, das Fenster in die Erdgeschichte und die Initiativen des Gewerbemanagements wurden in einer prägnanten Vortragsart vorgestellt.

Bei allen Referenten möchten wir uns nochmals bedanken. Ideen schmieden, Konzepte entwickeln ist kurzfristig nicht messbar. Wir sind aber guter Hoffnung, mit der einen oder anderen Veranstaltung Impulse dafür gesetzt zu haben.

Und diese Woche?

Am Dienstag, den 02.10.2012 ab 19 Uhr lassen wir uns über die Einzelhandel in Chemnitz informieren und möchten mit Hr. Rothe, IHK Chemnitz, über aktuelle Entwicklungen diskutieren, natürlich auch über die Aussichten für den Einzelhandel am Sonnenberg.