In der Reihe Gewerbeinterview spricht die 21-jährige Nele März mit Gewerbetreibenden vom Sonnenberg. Die Interviews werden vom Verein StadtHalten Chemnitz e.V. begleitet und sind Bestandteil des Projektes Kooperationszentrum Sonnenberg. Diesmal im Gespräch mit John Tuschy von der “Bestattungsberatung touche-inspration“

 

Nele März und John TuschyNele: Wie bist du überhaupt darauf gekommen, oder was hat dich dazu bewegt, in diesem speziellen Bereich zu arbeiten?

John: Nach etlichen Jahren Schule wusste ich nicht, was ich beruflich mal machen sollte. Da habe ich mir das Buch zur Übersicht über Ausbildungsberufe von der Arbeitsagentur besorgt und dieses ganz in Ruhe durchgeblättert. Dabei ist mir der Beruf Bestattungsfachkraft ins Auge gestochen. Naja, und nach reichlicher Information habe ich eben eine Ausbildung in einem Bestattungsunternehmen absolviert, abgeschlossen und habe dann noch eine ganze Zeit lang im Unternehmen gearbeitet. Später habe ich begonnen, mein Abitur nachzuholen, musste die Stelle damit aufgeben und habe mich selbstständig gemacht.

Woraus besteht denn eigentlich das Aufgabenfeld eines Trauerbegleiters?

Grundsätzlich gibt es viele Aufgabenfelder, die man als Trauerbegleiter zu bewältigen hat. Es ist ein sehr soziales, aber auch handwerkliches und kaufmännisches Berufsfeld. In erster Linie gilt es, den Menschen in ihrem Trauerprozess zu helfen, damit sie den Verlust eines geliebten Menschen besser verarbeiten können. Ich arbeite in vielen verschiedenen Umgebungen, das gefällt mir. Mein Beruf lässt diese Vielseitigkeit von Arbeitsplätzen zu. Außerdem mag ich es, im sozialen Kontakt mit unterschiedlichen Menschen, aber auch mal für mich zu sein.

Wie bereitest du dich auf deine Arbeit vor? Hast du irgendwelche Rituale?

Für mich gibt es kein Vorbereitungsritual oder sowas. Der ausschlaggebende Punkt ist, dass ich einfach sehr gern anderen Menschen helfe und mit ihnen zu tun habe. Das Thema des Sterbens belastet mich auch nicht. Ich muss mich da nicht besonders vorbereiten. Für mich ist die Arbeit auch eine lebenserfüllende Aufgabe, die mir auf eine gewisse Weise Ruhe und Ausgeglichenheit schafft. Das ist oft in unserer hektischen Gesellschaft notwendig, vorallem in der Trauerarbeit. Das gebe ich den Leuten auch in meiner Arbeit weiter.

Kannst du immer alle Wünsche deiner Klienten berücksichtigen, oder gibt es auch Dinge, die du nicht umsetzen kannst?

Es gibt sicherlich Grenzen in der Erfüllung von Wünschen. Erstens bin ich ja auch nur ein Mensch (lacht) und zweitens gibt es natürlich auch Gesetze bzw. Regeln, an die ich mich, wie jedes andere Bestattungsunternehmen, zu halten habe. Ein großer Wunsch besteht oft darin, den verlorenen Angehörigen wieder bei sich zu haben. Das kann ich in dem Sinne natürlich nicht erfüllen.

Was war denn das ausgefallenste Erlebnis in deiner Arbeit?

Außergewöhnliche Erlebnisse hatte ich schon tatsächlich. Damals, als ich noch im Fahrerdienst tätig war, wurden wir zu einem Krankenhaus gerufen und sollten einen Mann abholen, der verstorben war. Kurz danach bekamen wir einen weiteren Anruf, dass wir seine Frau auch gleich noch abholen sollten. Dieses Ehepaar ist dann genau so zusammen gegangen, wie es einst vorm Traualtar stand, und wurde gemeinsam beerdigt. Das war sehr rührend für mich.

Was macht für dich eine schöne und offenherzige Trauerbegleitung aus?

Eine gute Trauerbegleitung besteht für mich darin, den Menschen im Prozess der Trauer beiseite zu stehen, Unterstützung und Rückhalt in einer schweren Zeit zu bieten. Man benötigt ein gewisses Verständnis für die Angehörigen, um ihnen den Trauerprozess zu erleichtern. Ich bin dafür da, den Menschen einen individuellen wie würdevollen Abschied zu ermöglichen. Dabei gibt man den Leuten auch sehr viel persönliches mit. Schließlich basiert die Arbeit auch auf viel Vertrauen.

Denkst du, man könnte das Thema Tod den Menschen näher bringen?

Ich versuche den Menschen das Thema zugänglicher zu machen. Meine eigenen Sichtweisen sollen den Menschen helfen, einen anderen Blick auf den Tod zu bekommen. Der Tod gehört zum Leben dazu. Man muss sich bewusst machen, dass das Sein als solches begrenzt ist, und diese Zeit soll man so gestalten wie man möchte und das Beste für sich herausholen. Der Tod ist ein Teil des Lebens und sollte nicht so getrennt davon betrachtet werden. Altes vergeht und Neues entsteht. Das hängt mit viel Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Aber letztlich muss jeder selbst für sich wissen, was gut oder schlecht ist.

Was wünschst du dir persönlich für den Sonnenberg und gibt es einen Lieblingsplatz hier für dich?

Ich wünsche mir, dass die Leute im Stadtteil offener miteinander umgehen. Ich finde, dass die Entwicklung des Sonnenbergs sehr rasant von statten geht. Ich sehe hier ein großes Entwicklungspotential. Mir gefällt unter anderem der Fuchsberg im Zeisigwald, dort bin ich auch sehr gern.

Ich bedanke mich für das schöne offene Interview!

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