Auch im Rollstuhl mit der CVAG unterwegs
Mit Bus und Bahn in Chemnitz unterwegs zu sein, das gibt Gesprächsstoff, um so mehr bei denen, die nicht so gut zu Fuß sind, sondern auf den Rollstuhl angewiesen. Zu einer Diskussion hatte in der Woche der Mobilität im September der Club Heinrich zwei Vertreter der CVAG eingeladen. „Es ist enorm, was sich in den vergangenen zehn Jahren für die Barrierefreiheit getan hat“ blickte Kay Uhrig zurück, der die Mobile Behindertenhilfe seit zehn Jahren leitet und die Diskussion moderierte. Kritische Punkte wurden offen angesprochen.
Ralph Wetzel macht seinem Ärger Luft, mit dem E-Scooter nicht mitfahren zu dürfen, noch nicht einmal in der Bahn. Dadurch sei sein Radius auf die 20 Kilometer begrenzt, die sein E-Scooter schafft. Zu gefährlich, denn anders als E-Rollstühle können sie nicht befestigt werden, erklärten von der CVAG Uwe Albert und Andreas Junghans. Kay Uhrig nannte die Idee, vielleicht für einzelne Personen fahrzeuggebundene Zulassungen zu ermöglichen.
Rollstuhlfahrerin Anja Döring meldete sich zu Wort: „Ich bin klein, wie kann ich allein fahren? Ich habe Angst, der Fahrer sieht mich nicht.“ – Gegenfrage der CVAG-Vertreter: „Sind Sie schon einmal stehen geblieben?“ „Ja!“ Auch andere sprechen darüber, mutmaßen: Ist der Fahrer zu faul, will er sich nicht die Hände mit der Rampe schmutzig machen? – Von der CVAG kommt eine klare Ansage: „Wenn so etwas passiert, ist das ist ein Fehler. Schreiben Sie es auf. Tag, Uhrzeit und Buslinie reicht.“ Auch wenn man
von anderen Fahrgästen angepöbelt wird, soll man sich melden.
Kay Uhrig weist aus dem Fenster: „Hier sehen wir eine schöne neue Haltestelle“, deutet er auf die stadteinwärts neu angelegte Station der Linie 51: „Der helle Aufmerksamkeitsstreifen zeigt, wo beim haltenden Bus die Fahrertür ist.“
Könnte der Fahrer entlastet werden durch Fahrkartenautomaten, schlägt jemand vor. „Das hatten wir schon, aber durch die Erschütterungen sind sie abgefallen“, erfährt er.
Der blinde Sven Biedermann fragt, warum an der Zentralhaltestelle nicht immer die Busse auf den Infotafeln in der richtigen Reihenfolge angezeigt werden, wie sie wirklich ankommen. „Sie meinen die dynamische Fahrzeuganzeige“, so die Antwort. Und dann die Erklärung: Die Fahrzeuge melden sich etwa 800 Meter vor der Haltestelle an. Wenn dann innerhalb von ein paar Sekunden sich zwei Fahrzeuge anmelden, kann das System das nicht zuordnen, wer der erste war. Warum weiß er das eigentlich, er sieht die Anzeige doch nicht? Erst im Nachgang überlegt Kay Uhrig: „Da muss es irgend eine Sprachausgabe geben.“
Rollifahrerin Nicole Preuche erzählt, wie sie vergeblich darum bat, eine Tür der Straßenbahn für einen Rollifahrer länger offen zu halten. „Das geht so nicht – entweder alle Türen oder keine“, war die Antwort.
Ob in Bussen auch Elektrorampen angebracht werden können, fragt Tobias Franke, der zum Sprechen ein Gerät benutzt, in das er seine Frage tippt, worauf eine künstliche Stimme spricht. „Die Frage nehmen wir mit“, wird ihm versprochen.
Und wie sieht es aus mit festen Rampen in den Straßenbahnen wie in Dresden, will ein anderer wissen? „Die kommen mit den neuen Zügen. Und alte werden nachgerüstet“, erfährt er. Und reagiert zufrieden: „Da kann ich nur klatschen.“
Kay Uhrig plant auf jeden Fall nächstes Jahr wieder eine Schulung für die Betroffenen zu organisieren. „Es wäre schlimm, wenn wir alles umrüsten und dann wird es nicht genutzt.“ Allerdings seien schon die Kosten und die Knappheit des Fahrdienstes ein Grund, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen.
Monatlich finden weitere Termine unter dem Motto „Inklusiver Stammtisch“ statt, der vom Club Heinrich gemeinsam mit dem Christlichen Körperbehindertenverband organisiert wird. Am 26. 10. 16 berichtet Anne Giegengack (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) über das Projekt „Demokratie gewinnt“. Im Monat darauf ist das neue Teilhabegesetz Thema mit MdB Frank Heinrich (CDU). Durch Fördermittel können auch die Fahrtkosten übernommen werden. Wer einen Transport braucht, melde sich bis spätestens eine Woche vor dem Termin in der Mobilen Behindertenhilfe an. Telefon: 0371 2392-4444
Wo kann man sich bei der CVAG melden? Unter http://www.cvag.de/de/Kontakt_2267.html?sid=0peVR9JRsGkBSOEIfFP3nKNDuG5ftJQu kann man Formulare für Vorschläge, Lob, Anfragen und Kritik ausfüllen. Oder unter 0371 2370-333 anrufen. Allerdings nur bis 15 Uhr, am Freitag bis 13 Uhr, am Wochenende nicht.
In der Freien Presse erschien auf Grund der Veranstaltung am 12.10.2016 eine Liste von Fragen und Antworten zum Thema.
Im Zusammenhang des Erwerbs von Tickets der CVAG empfehle ich den Kauf von Fahrscheinen in Geschäften der Nachbarschaft. Dies hat für alle Beteiligten verschiedene Vorteile:
Es spart Zeit beim Einsteigen, wenn Fahrausweise nicht erst in Bus bezahlt werden;
* es trägt damit zur Einhaltung und Zuverlässigkeit des Fahrplanes bei;
* es entlastet den Busfahrer und erhöht den Service, wenn er sich mehr um seine Fahrgäste kümmern kann;
* es schont die Nerven anderer Verkehrsteilnehmer im Nachfolgeverkehr, die an der Haltestelle sonst länger warten müssen und zu guterletzt:
* bringt dies somit mehr Sicherheit im Verkehrsraum rund um die Haltestellen.
CVAG-Tickets gibt es auf dem bzw. am Sonnenberg in folgenden Geschäften:
* Getränkemarkt Jaroch, Tschaikowskistraße 56
* LOTTO- und Zeitungsladen Augustusburger Straße 181
* LOTTO- und Zeitungsladen im Yorckcenter ( Scharnhorststraße )
* Büroausstattung Richter Fürstenstraße 30 / Ecke Uhlandstraße
So kann man idealerweise den Ticket-Erwerb mit anderen Einkäufen kombinieren, bekomm noch die eine oder andere Frage beantwortet und leistet einen wichtigen kleinen Beitrag zur weiteren Existenz von Geschäften in unserem Wohngebiet Sonnenberg.