Pro und contra Hitler: Die Markusgemeinde in der Nazizeit
Rüdiger Alberti war ein Pfarrer der Markuskirche, der wegen seines Widerstands gegen Hitler im KZ saß. Er ist als Namensgeber des neuen Parks an der Fürstenstraße / Zietenstraße im Gespräch.Im Rahmen der Feiern zum 120. Kirchweihfest und 20 Jahre Wiedereröffnung der St. Markuskirche auf dem Sonnenberg in Chemnitz hielt Pfarrer i. R. Karl-Heinz Kleve am 6. November 2015 im Gemeindesaal der St. Markusgemeinde einen beeindruckenden Vortrag zum Thema „Der Kampf der Bekennenden Kirche in Chemnitz“.
Ausgehend von der politischen und kirchlichen Situation in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg und zu Beginn der Nazidiktatur ging er näher auf die Verhältnisse in Sachsen und Chemnitz ein und würdigte im besonderen das Wirken und die aufrechte Haltung von Pfarrer Rüdiger Alberti (1898-1953) von der St. Markuskirche während der Zeit der Naziherrschaft.
In dieser Zeit ging ein großer Riss durch die evangelische Kirche und die Pfarrerschaft. Während der größte Teil sich im November 1933 in Dresden in dem Verband „Deutsche Christen“ als Hitlertreue zusammenfand, schloss sich der kleinere Teil zuerst im 1933 von Martin Niemöller gegründeten Pfarrernotbund und dann in der Ende Mai 1934 gegründeten Bekennenden Kirche zusammen. Diese Spaltung machte vor den Gemeinden auch nicht Halt, und so gehörten in St. Markus zwei Pfarrer den Deutschen Christen und drei Pfarrer der Bekennenden Kirche an.
Zu letzteren gehörte auch Pfarrer Rüdiger Alberti, Pfarrer in St. Markus seit 1928, der in den Jahren 1934-37 aufgrund seiner Haltung fünfmal durch die Gestapo Chemnitz verhört wurde.
Am 31. März 1935 verlas Pfarrer Alberti trotz massiver Drohungen der Polizei eine von Superintendent Hugo Hahn herausgegebene Kanzelabkündigung, die sich gegen die „Neue Religion“ der Deutschen Christen wandte. Er verband diese Abkündigung mit der namentlichen Fürbitte für alle schon verhafteten Pfarrer, zu dieser Zeit vor allem in Hessen.
Diese Verlesung führte zu seiner Verhaftung am 2. April 1935 in seiner Wohnung, Körnerplatz 11 und 4 Tage später zur Inhaftierung im Konzentrationslager Sachsenburg, zusammen mit 19 weiteren Pfarrern aus Sachsen. Dort musste er bis zum 4. Juni 1935 bleiben. Trotz anschließendem Predigt- und Redeverbot wagte er es am 31. Oktober 1935 erstmals wieder in St. Markus öffentlich zu predigen. Bei dieser Predigt war die Kirche nicht nur überfüllt, sondern auch auf dem Vorplatz und dem Körnerplatz standen die Menschen, um ihren Pfarrer wenigstens nach dem Gottesdienst zu sehen.
Er setzte seine Predigttätigkeit bis zu seiner Berufung an die Thomaskirche in Leipzig 1937 fort.
Unter den etwa 70 interessierten Besuchern des Vortrages waren der 80-jährige Andreas Alberti, jüngster Sohn von Pfarrer Rüdiger Alberti, mit Sohn, Schwiegertochter und Enkelin, und der Sohn Pfarrer Krauses, eines Mithäftlings, aus Meißen.
Auch der Enkel des deutschchristlichen Markus-Pfarrers Köttschau war gekommen. Gleichfalls dabei war Enrico Hilbert, der Vorsitzende der Lagergemeinschaft Sachsenburg. Diese Gruppe bemüht sich seit 2011, dass das ehemalige KZ in der Sachsenburg eine Gedenkstätte wird.
Text und Fotos: Eckart Roßberg
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