Der Filmkunst widmete sich das Kunstgespräch das erste Mal. Guntram Fröbel ist dabei ein erfolgreicher Vertreter der Kreativwirtschaft.

Wer?

Guntram Fröbel beim Dreh in Frankfurt

Guntram Fröbel beim Dreh in Frankfurt

Guntram Fröbel (*1973), aufgewachsen nebenan in Hilbersdorf, studierte bald nach der Wende in Wien Geschichte, Philosophie, Soziologie und in einem zweiten Anlauf Jura in Dresden. Aber es zog ihn zum Filmgeschäft.

Es ging los beim Splash-Festival in Rabenstein, und zwar mit einer damals im Jahr 2000 „extrem innovativen Idee“: es mit Filmen live im Internet zu dokumentieren. Als Partner gewann er die Londoner BBC, später den Sender VIVA – ein Projekt mit zwanzig Mitarbeitern und einem Ü-Wagen.

Eine neue Idee lockte ihn: Luftaufnahmen gab es bis dato nur teuer mit dem Hubschrauber. Er ließ einen funkgesteuerten Zeppelin die Kamera tragen. Versehen mit dem Logo des MDR-Sachsenspiegel flog der die Sommertour, bei dem der Wetterbericht jedes Mal aus einer anderen Stadt übertragen wurde. „Das war eine Operation am offenen Herzen, aber die Zuschauer haben es geliebt“, erinnert sich Fröbel. Es wurde wiederholt, bis heute werden die Beiträge im Nachtprogramm gespielt.

So wurde das ZDF auf ihn aufmerksam und gewann ihn als Produzent für große Naturdokumentationen. Filme über den Rhein von der Quelle bis zur Mündung und Mallorca liefen sogar im Kino.

 

Beziehung zum Sonnenberg?

An der Palmstraße 14 hatten die Urgroßeltern eine kleine Molkerei, die Großeltern noch bis in die 60ger Jahre ein Milchgeschäft. Die Eltern haben das Haus übernommen, es bot sich als Standquartier an. Dass Fröbel daraus den Namen „Palmstreetstudios“ kreierte, sorgt bei den Gesprächspartnern regelmäßig für Verwirrung, für amüsante Anekdoten. Auch wenn er 99 Prozent der Zeit außerhalb der Stadt arbeitet, denn gute Jobs für gutes Geld gebe es nicht in Chemnitz, verfolgt er doch die Entwicklung: „Auf dem Sonnenberg entsteht viel, und zwar in Eigeninitiative.“

 

Wie sieht es im Atelier aus?

Ausgestopfte Tiere, ein Fuchs und ein Dachs, sammeln Staub an im Ladenfenster. Laufkundschaft gibt es nicht in seinem Business. Im modernen Arbeitszimmer sticht ein gründerzeitlicher riesiger Schreibtisch ins Auge. „Den habe ich aus einem Abrisshaus geholt“, so Fröbel. Das eigentliche Atelier ist das Set, der Drehplatz draußen – gern „außerhalb unserer Komfortzone“, wie es auf der Website heißt.

Als neue Technik hat Fröbel nach dem Zeppelin ein System entwickelt, bei dem die Kamera über ein hoch gespanntes Seil geführt wird. Das bucht ein Sender für die Deutsche Eishockeymannschaft, die Stadt Leipzig für ihr Lichterfest am 9. Oktober oder Pro7 für eine große TV-Show.

 

Welche Kunst gibt es?

Der neue Imagefilm auf der Website zeigt eine Auswahl: der Nischel in Chemnitz und die Altstadt von Rostock schräg von oben, schäumendes Rheinfallwasser, der Bogen streicht über die Geige, im Takt zu Maschinen, ein Zeppelin schwebt über idyllische Landschaften, ein Bergsteiger fällt ins Seil, ein neues Automodell kurvt durch die Berglandschaft Italiens, Kraftclub spielt live, und die Geschichte einer Frau, die auf Mallorca Salz erntet und mit bloßen Füßen ihren Jeep steuert, wird angerissen.

Die „perfekte Aufnahmen“ und die Professionalität werden von Auftraggebern gelobt. Man sieht die 19* Lorbeerkränze mit den gewonnenen internationalen Filmpreisen und Nominierungen. Als neustes arbeitet Fröbel an einem Konzept einer eigenen Dokumentation zum Thema Heimat, „angesichts der heutigen politischen Herausforderungen“.

* Als der Artikel Ende November in der Stadtteilzeitung erschien, waren es erst 15 Preise – Gratulation!

Katharina Weyandt