Die bevorstehenden Wahlen sollen der Anlass sein, einmal die Wahlverhältnisse auf dem Sonnenberg bei der letzten freien Reichstagswahl der Weimarer Republik am 6. November 1932 zu untersuchen.*

Chemnitz bildete damals mit Zwickau den 30. Wahlkreis in Deutschland. Dabei gliederte er sich in Chemnitz Innere Stadt und Chemnitz Vorstädte. Die Innere Stadt umfasste 10 Wahlbezirke, zu denen der Sonnenberg gehörte.

Foto: Sammlung Eichhorn

Die 15.695 Wahlberechtigten des Stadtteiles konnten seinerzeit in 21 Wahllokalen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Diese hatten ihren Standort ausschließlich in Gaststätten. Dazu gehörten z. B. die Gaststätte „Markushöhe“ in der Markusstraße, das „Kaffee Hohenzollern“ in der Zietenstraße, das „Gesellschaftshaus Thalia“ in der Sonnenstraße, das „Wettinschlößchen“ in der Fürstenstraße und „Zweinigers Restaurant“ in der Jakobstraße. Ihre Stimmen gaben auf dem Sonnenberg 13.939 Wähler ab. Das entsprach einer Wahlbeteiligung von 88,8 Prozent, eine Größenordnung, von der heutige Politiker nur träumen können. Zur Wahl stellten sich damals insgesamt 29 Parteien.

Von diesen erhielten auf dem Sonnenberg nur 10 überhaupt Stimmen. An maßgeblichen Parteien waren das SPD, KPD, die Nazipartei (NSDAP), die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) und das kirchlich orientierte Zentrum. Eine Besonderheit war für Chemnitz die Tatsache, dass bei den Arbeiterparteien auf dem Sonnenberg die KPD vor der SPD lag. Für die KPD stimmten 3941 Wähler, für die SPD waren es 3761 Wähler. Bedenklich waren jedoch die 5093 Stimmen für die NSDAP. Die DNVP wurde von 351 und das Zentrum von 162 Bürgern gewählt.

Die stärkste Position hatten die beiden Arbeiterparteien KPD und SPD zusammen in den Wohngebieten Hainstraße (644 Stimmen), Jakobstraße (771 Stimmen), Sonnenstraße (892 Stimmen), Stiftstraße (761 Stimmen) und Zietenstraße (10.799 Stimmen).

Die Wahlanalyse stellt unter Beweis, dass der Sonnenberg über gute Traditionen im Kampf gegen die NS-Diktatur verfügt.

Wolfgang Bausch*
Der Artikel wurde schon zu einem früheren Zeitpunkt verfasst, aber die Aktualität bleibt.