Zum zweiten Mal lud die Markuskirche Künstler zur Kunst- und Kulturnacht ein.

Beim ersten Mal 2015 war der Anlass die Feier des Kirchenjubiläums, diesmal die Chemnitzer Nacht der Kirchen. 26 Kirchen hatten parallel geöffnet mit einem unterschiedlichen, oft kulturellen Programm. Die Markuskirche als Kulturkirche auf dem Sonnenberg zog etwa dreihundert Gäste an.

Neue Musik von Olivier Messiaen, John Cage und Karlheinz Stockhausen hatten die Organisatoren, Diana Kopka, Leiterin der „Gruppe 3“ Kultur in St. Markus und Kirchenmusiker Sebastian Schilling für den Abend geplant.

Als sich um 20 Uhr die schweren Holzportale öffneten, war der Freiberger Kammerchor vor seinen Konzerten in der letzten Probephase. Vor dem Altarbild malte er ein modernes Klangbild, die Töne schwollen an und ab wie Striche auf der Leinwand. Chorleiter Peter Kubisch hatte John Cage selbst für den Chor arrangiert.

Die Hochkultur mischte sich mit Verkauf und Laienkunst, denn alle Sonnenberger waren zur Beteiligung eingeladen. „Herr Salomon“ hatte Bücherkisten aus seinem Antiquariat mitgebracht und ein Marx-Foto aus der Foto-AG im KaffeeSatz.

Der 80-jährige Alexander Smyk, Ingenieur von Beruf, als Rentner aus der Ukraine gekommen, zeigte Aquarelle seiner neuen Heimat: das Zschopautal oder Euba. Und sich selbst in Uniform – „vom Foto, nicht vor dem Spiegel gemalt“, erklärte er.

Schon künstlerisch bekannt und zum zweiten Mal dabei waren Svenja Zimmermann, SiM und Safiye Sakura.

Svenja stellte im Querschiff ihre großen Malereien aus. Und trug den Text „Tage des Wassers“ der Band „Goethes Erben“ vor, der sie zu einem Bild inspiriert hatte.

SiM (Maya Müller) hatte sich für eine Performance entschieden. Zeitungen zerreißen, einen Ballon aufblasen und bekleben – das Publikum wurde einbezogen.

Safiye Sakura (Nicole Körnchen) erklärte ihre neuen Portraits in „triangularer Richtung“, mit Dreiecken. Seit der Kulturnacht vor zwei Jahren hatte sie etliche Bilder ausgestellt und mit ihrer Chemnitz-Skyline einen Malwettbewerb gewonnen. Aber drei Tage vor der Jahresendausstellung im Weltecho ließ sie die Flügel hängen, wie sie ein Bild erläutert. „Der Künstler hat eine Schaffenskrise“, habe ihre Mutter das Werk benannt.

Die schlechten Farben aus dem Herzen malen“

Nicht nur Krisen, sondern den Krieg malt Ahmed Alsaadi. 1990 im Irak geboren, ist er im März 2015 als Asylbewerber nach Chemnitz gekommen. Er hatte in Bagdad Schauspiel studiert, hier im Stück „Woyzeck“ im Sonnenberger KOMPLEX-Theater und anderswo mitgespielt. Und er malt eindrucksvoll, zum Teil mit dicker Farbe.

Eine schwarze Hand reckt sich fast plastisch von der Leinwand. „Leute erschrecken, schreien, suchen Hilfe, Freiheit, den richtigen Weg“, erklärt er. Viele seiner Freunde im Irak sind tot, und er weiß nicht, ob er hier bleiben darf. Malen ist für ihn Therapie. „Immer, wenn ich Ruhe habe, eine schöne Zeit, dann male ich die schlechten Farben aus dem Herzen“, sagt er. Dabei hört er Bachmusik.

Dona nobis pacem“, „gib uns Frieden“, das alte Friedensgebet, ließ der Chor das Publikum am Ende des Konzerts mitsingen.