Von der Strumpfmaschinenfabrik zum Büro-Loft
Die Fürstenstraße 21-23 wandelte sich von der Fabrik H. Alban Ludwig über die VEB Tisora und das Amtsgericht zum modernen Büro-Loft der B&O Wohnungswirtschaft GmbH Chemnitz.Am 8. Mai 2019 luden die neuen Besitzer, die B&O Wohnungswirtschaft GmbH Chemnitz, zur Projektvorstellung und Baustellenbegehung zusammen mit Baubürgermeister Michael Stötzer ein. Ab Juli 2019 sollen die ersten Mitarbeiter der Firma B&O einziehen.
Die Fürstenstraße wird in Höhe der Uhlandstraße von einem denkmalgeschützten Fabrikbau mit einer Fassade aus gelben Klinkerziegeln dominiert. Hier hatte über sechs Jahrzehnte die Strumpfmaschinenfabrik H. Alban Ludwig ihren Produktionsstandort und trug zur Weltspitzenstellung des Chemnitzer Wirkmaschinenbaus bei.
Am 1. März 1880 gründete der Fabrikstuhlbauer Hugo Alban Ludwig mit 10 Arbeitern im Hintergebäude der Oberen Brückenstraße 15 (im Bereich des heutigen Gebäudes der Freien Presse) eine Fertigungsstätte für Maschinen zur Strumpfherstellung. 1881/82 erfolgte in der Fürstenstraße 21 die Errichtung eines Fabrikgebäudes, das zwischen 1897 und 1905 erheblich erweitert wurde. Zum Schwerpunkt der Produktion wurde die Herstellung von Baumwoll- und Werkzeugmaschinen unter der neuen Betriebsbezeichnung „Chemnitzer Wirkmaschinenfabrik vormals Alban Ludwig“. Die Entwicklung nahm einen rasanten Verlauf. Bereits am 6. September 1898 kam die 2000. Flachwirkmaschine zur Auslieferung. Das Unternehmen zählte unterdessen 500 Beschäftigte.
Das vorläufige Aus brachte das Ende des 2. Weltkrieges und die damit verbundene Demontage wichtiger Anlagen als Teil der deutschen Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Doch schon im Herbst 1946 nahm der Betrieb, nunmehr als VEB Webereiausrüstungen, die Produktion wieder auf. 1967 erfolgte eine Umprofilierung zur Fertigung von Rationalisierungsmitteln im Textilmaschinenbau unter dem Namen VEB Tisora im Kombinat Textima.
Mit der Einführung der Marktwirtschaft 1990 und dem Zusammenbruch der Ostmärkte ging auch für diesen Standort das Licht aus.
Nach Jahren des Leerstandes wurde das Gebäude saniert und bis 2008 durch Teile des Amtsgerichts Chemnitz genutzt.
2016 hatte die international bekannte Chemnitzer Künstlerin Dagmar Zemke im Turmzimmer des Gebäudes vorübergehend ihr Atelier eingerichtet.
Im gleichen Jahr erwarb die 1993 mit drei Mitarbeitern in Chemnitz gegründete B&O Wohnungswirtschaft Chemnitz GmbH das Gebäude, da der jetzige Firmensitz in der Brückenstraße 8 für die ca. 80 Mitarbeiter nicht mehr ausreicht.
Die Entscheidung für den Sonnenberg als Standort wurde ganz bewusst getroffen, da die Lage des Objektes innenstadtnah und verkehrsgünstig ist und außerdem im Innenhof ein Parkhaus mit 240 Stellplätzen zur Verfügung steht.
Insgesamt werden 15 Mio Euro aus Eigenmitteln investiert. Das Projekt wird in 3 Bauabschnitten realisiert. Der erste umfasst die 4 Etagen im Eckhaus an der Uhlandstraße. Bereits Mitte 2017 begann die aufwändige Sanierung mit der Entkernung des Hofes und des Gebäudes.
Die weiteren Schritte waren bzw. sind der Austausch der Fenster, die Dachsanierung, Errichtung eines neuen Treppenhauses mit Aufzug, aber auch Beibehaltung und Aufarbeitung des vorhandenen Treppenhauses, Umgestaltung und Ausbau der einzelnen Etagen zu kreativen 80 Arbeitsplätzen auf insgesamt 5.100 m² mit begrünten Ruhe- und Begegnungsbereichen, die höchsten Ansprüchen an moderne Arbeitsplätze gerecht werden. Dabei soll der Fabrik-Charakter erhalten bleiben, d.h. u.a. sichtbare Klinkerwände, unverkleidete Holzkonstruktionen, freie Stahlstützen und Stahlträger.
Als erstes hat im Erdgeschoß an der Fürstenstraße seit dem Frühjahr 2019 der am 16. Oktober 2017 gegründete Verein WohnXperium e.V. seinen Sitz. Der Zweck des Vereins ist die Förderung der Entwicklung, Verbreitung und Umsetzung geeigneter Lösungen auf dem Gebiet des barrierefreien und assistierten Wohnens.
Text und Fotos: Eckart Roßberg
Reproduktionen: Jürgen Eichhorn
Projektpäsentation der Firma B&O aus der Pressekonferenz am 8. Mai 2018
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