Am Anfang saßen sie vor weißen Flächen und kämpften damit, gerade Striche zu ziehen. Am Ende zeigten sie glücklich sieben bunte Friedensbanner.

Schon zum Friedenstag 2019 hatten Kinder und Jugendliche der Schule für Körperbehinderte große Banner gestaltet. Gerald Richter von Aktion © berichtet über einen zweiten Workshop, den er zusammen mit dem Künstler Marjan Kretschmar veranstaltete.

Der Workshop in der Entdeckerschule fand im Zeitraum der letzten Schulwoche vom 01.-07.07.2019 mit 19 Schülerinnen und Schülern klassenübergreifend statt. Die Teilnehmenden kamen aus den Klassen 6 – 8 und aus dem Förderschulbereich. Gemeinsam arbeiteten Kinder mit unterschiedlichen Lernbehinderungen, mit körperlichen Handicaps und mit Migrationshintergrund an den 7 Bannern. Die Gestaltung erforderte ein hohes Maß gegenseitiger Rücksichtnahme, da die Teilnehmenden sehr unterschiedliche motorische Fähigkeiten aufwiesen. Es konnten deshalb keine Gruppen je Banner gebildet werden. Die Umsetzung der Entwürfe war nur möglich, indem ständig überlegt wurde, wer aus der Gesamtgruppe in der Lage war, die nächsten Aufgaben zu übernehmen. Die meisten SchülerInnen konnten keine durchgehenden geraden Linien zeichnen, dafür aber Ausmalarbeiten übernehmen. SchülerInnen im Rollstuhl mussten aus den Stühlen auf den Boden gehoben und in den Pausen wieder zurückgesetzt werden.

In zwei Vorbereitungseinheiten an einem Mittwoch-Nachmittag hatten die beiden Kursleiter mit den Kindern erarbeitet, welche Themen ihnen wichtig sind und wie man diese grafisch umsetzen kann.

Ganz oben auf lagen Umwelt und Meeresverschmutzung, Migration und Integration und der Frieden in der Welt.

Besprochen wurde, wie Plastikabfälle im Meer landen und inzwischen mehrere Strudel gebildet haben, die in der Fläche größer als Europa sind und dass es wichtig ist, dass jeder selbst Plastikmüll vermeidet.

Alle Kinder des Kurses fragten zu Hause nach der Herkunft der Groß- und Urgroßeltern. Wir konnten lernen, dass Deutsche in der Vergangenheit selbst in überfüllten Schiffen den Atlantik überquerten oder zu Fuß am Ende des 2. Weltkrieges in Flüchtlingstrecks nach Deutschland kamen, weil sie aus den Ostgebieten vertrieben wurden. Überlegungen zur Integration von Flüchtlingen führten zur Erkenntnis, dass alle sich integrieren müssen, jeder junge Mensch, der einen Beruf lernt und eine Arbeit beginnt. Ausdrucksmittel für Integration sind Puzzleteile, die zueinander passen, Zahnräder, die ineinander greifen oder ein Reißverschluss, der schließt.

Unsere Gesellschaft ist wie ein Boot, das ständig fährt und zu dem Menschen zusteigen, aber da ist noch Platz im Boot und wir brauchen neue Menschen, die wichtige Aufgaben übernehmen.

Die Erwartungen an den Kurs wurden in jeder Hinsicht erfüllt, im Zeitraum des Workshops konnten 7 sehr detaillierte Banner umgesetzt und vollendet werden. Die gestalterischen Arbeiten wurden durch inhaltliche Gesprächsrunden zu den Schwerpunktthemen Umwelt und Migration unterbrochen. Zu Beginn jedes Tages wurden die Banner gemeinsam angeschaut und überlegt, welche Aufgaben als nächstes anstehen und wer das übernehmen kann.

Es gab eine Abschlussvorstellung aller Werke vor der Schulleitung, bei der der alle SchülerInnen ihr persönliches Feedback zum Kurs abgaben. Es war durchweg sehr positiv, die meisten hatten sich das nicht zugetraut und waren über die Endergebnisse sehr überrascht und beglückt. Alle wollten wenn möglich bei einem weiteren Kurs wieder dabei sein.

Das Kunstprojekt insgesamt und der Kurs haben eine hohe Aufmerksamkeit erreicht. Am ersten Kurstag war Sachsens Vizeministerpräsident Martin Dulig gemeinsam mit Kulturbürgermeister Burghart im Kurs zu Besuch.

Am Donnerstag war ein Aufnahmeteam des ZDF da, die Filmaufnahmen mit Originalton drehten. Der Kurzfilm soll im November in der Dresdner Kreuzkirche zur Eröffnung der Bundessynode der Evangelischen Kirchen Deutschlands gezeigt werden, wenn über den gesamten Zeitraum der Synode 50 Banner von den oberen Emporen der Kreuzkirche abgehängt werden. Wenn das ZDF von der Synode berichtet, werden die Banner immer mit im Bild sein. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass die Banner zum Chemnitzer Friedenstag 2020 in der Jakobikirche präsentiert werden.

Gerald Richter, Aktion ©

Vorstellung der Banner in der Schulkonferenz

Vorstellung der Banner in der Schulkonferenz