Gießerstr. 41 als „Casa Rossa“ saniert
Fast 30 Jahre stand das Gründerzeitgebäude Gießerstraße 41 leer.
Über viele Jahre hinweg scheiterten die Anstrengungen der Stadt und der Westsächsischen Gesellschaft für Stadterneuerung (WGS), das in privatem Besitz befindliche Gebäude wiederzubeleben. Während die Umgebung nach und nach saniert wurde und sich der Sonnenberg immer mehr zum angesagten Viertel entwickelte, wurde das Dach undicht, die Holzdecken brachen ein und der Farn wuchs im Gebäude.
Erst die Zwangsversteigerung im Dezember 2016 brachte die Trendwende. Gemeinsam mit dem Politologen Daniel Stroux ersteigerten die Architekten Annette Fest und Christian Bodensteiner das ruinöse Gebäude im Dezember 2016.
Ein Baustellenbesuch kurz vor der Fertigstellung der Mietwohnungen lässt erahnen, welche Potenziale noch in diesem Viertel schlummern: Die „Casa Rossa“ (rotes Haus), wie die Eigentümer ihr Haus nennen, fällt in Gestaltung, Qualität und Nachhaltigkeit definitiv aus dem üblichen Rahmen.
Obwohl ein großer Teil der alten Gebäudesubstanz am Sonnenberg denkmalgeschützt ist, dieses Gebäude ist es nicht. Das gab den Münchner Architekten bodensteiner fest die Freiheit, die Qualitäten des Altbaus kompromisslos mit einer modernen, minimalistischen Architektursprache zu kombinieren. Während die alten Ziegelwände behutsam freigelegt, ergänzt und hell lasiert wurden, entstanden loftartige Raumgrößen von bis zu 55 qm mit einer Original-Deckenhöhe von 3 m. Aufgrund des maroden Zustands der alten Holzdecken wurden diese gegen Ziegeldecken mit einem Schallschutz auf Neubauniveau ausgetauscht. In diesem Zuge wurden die früheren, vom Zwischenpodest des Treppenhauses zugänglichen Toiletten den Bädern in den Wohnungen zugeordnet und die Decken angehoben.
Liegt man nun in der Badewanne, die hier integriert wurde, blickt man durch ein raumhohes Fenster in die Baumkrone des Ahorns im Garten. Auch die Fassade birgt Überraschungen: Die von akkuraten Rahmen eingefassten, sehr schmalen Fensterflügel stehen im Kontrast zur ruppigen Ziegelfassade mit all ihren Unregelmäßigkeiten und den sichtbar belassenen Blessuren des letzten Jahrhunderts. Das ausgeklügelte, mit Solarthermie unterstützte Energiekonzept sorgt für eine hervorragende Energiebilanz, die der eines Neubaus entspricht.
Text und Fotos: Christian Bodensteiner, Architekt BDA Stadtplaner, bodensteiner fest
Besichtigungstermine unter 0172.8377710 oder unter bo@bodensteiner-fest.de mit Christian Bodensteiner
Nähere Infos auch unter www.casa-rossa-chemnitz.de
www.bodensteiner-fest.de/projekte/2017/GIE.php
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