Als Schubert vor sieben Jahren das erste Mal für den „Sonnenberger“ portraitiert wurde, arbeitete er an einer großen Stele für die Stadt Oelsnitz. Eine Krankheit warf ihn danach aus der gewohnten Bahn.

Er setzt sein Schaffen in seinem neuen Atelier fort.

Wer?

Schubert stammt aus Scheibenberg im Erzgebirge. Auf der Fachschule für angewandte Kunst in Schneeberg war sein Lehrer Johann Belz, der ihn künstlerisch besonders förderte und 1964 mit nach Karl-Marx-Stadt nahm. Belz wollte dort freischaffend tätig werden, mietete ein Atelier an der Ecke Hainstraße/Sonnenstraße und suchte in Schubert einen Mitstreiter, sowohl in künstlerischen Belangen als auch bei handwerklich-technischen Ausführungen.

Beziehung zum Sonnenberg?

Schubert gab für Belz‘ Anfrage seine Pläne, in Dresden weiter zu studieren, auf, und zog in ein Zimmer auf dem Sonnenberg, später mit seiner Frau in eine Dachgeschosswohnung, wo er im Erdgeschoss sein erstes Atelier fand. Als die Häuser abgerissen wurden, konnte er nach langer Suche in der Würzburger Straße Arbeitsräume mieten. 1999 fand er mit seiner Frau ein altes Hinterhaus in der Markusstraße, um auch die Wohnung wieder vom Kaßberg auf dne Sonnenberg zu verlegen.

Wie sieht es im Atelier aus?

Von der Markusstraße geht man durch die Einfahrt in den Hof mit Carports, deren Holzbau von Klematis und Kletterrosen überwachsen ist. Dahinter erreicht man das zweistöckige Backsteinhaus, eine alte Tischlerwerkstatt. Daneben in der Hälfte der Grundstücksbreite erstreckt sich der private Gartenhof, ein kleines Paradies, abgetrennt durch einen simplen Holzflechtzaun, den Schubert aus dem Baumarkt holte, als das Haus. Weiße Wände, Weinreben, Kräutertöpfe, Steintische und viele Kunstwerke gestalten das Draußen-Wohnzimmer. Praktisches wie ein Liegestuhl oder ein Feuerkorb aus Edelstahl, der von einer Stele übrig geblieben war, wirken in dem Ensemble so ästhetisch, dass ein Arzt zu ihm sagte, zitiert Schubert: „Ihr Künstler stellt altes Zeug hin, und es sieht so toll aus – was habe ich für meine Einrichtung ausgegeben?“ Abgüsse aus Restaurierungsaufträgen an Gründerzeithäusern fanden hier ihren Platz. Oder die halb Meter großen Schachfiguren, die einen aus Edelstahl, die anderen aus Messingblech. Die Geschichte dazu: Schubert hatte sie für einen Patientengarten am Klinikum Flemmingstraße entworfen und realisiert, damit die Patienten draußen Schach spielen konnten. Doch in der Wende starb das Projekt, die Figuren wurden dort  eingelagert – und waren verschwunden, als Schubert 1993 nachforschte. Nur die Probestücke waren ihm geblieben.

Am Haus entlang führt in die Treppe in den Keller. „Mein Altersatelier“, sagt Schubert: „Ich habe viel gekämpft, meine Frau musste viel reden, bis ich vor drei Jahren das große Atelier aufgegeben habe. Auch finanziell ging es nicht mehr.“

Doch würde es einem auffallen, wenn man nicht wüsste, dass er früher große Objekte mit viel Platzbedarf erarbeitete? Zum Beispiel den Eulenbrunnen auf dem Wilhelm-Külz-Platz. Dass es ihn ärgert, heute nicht mehr so leicht wie früher einen 40-Kilo-Zementsack heben zu können?

Die Multi-Werkstatt ist ideenreich und praktisch eingerichtet: hier eine Ecke für Metall und Holz, da die Farben, da für Keramik und da eine Herdplatte mit Abzugshaube darüber. Für Wachs, was er schmilzt und in einer selbst entwickelten schweren Form zu Stäben mit quadratischem Durchmesser gießt. Die erwärmt er mit einem kleinen Fön, schmilzt sie an bestimmten Stellen an und formt daraus die Serie der 12 Vorturner am Reck. Statt mit einem anderen Material, etwa Ton, zu formen, was dann mit Wachs abgegossen wird, entsteht hier die Kunst direkt aus dem Wachs. Schubert kennt niemand, der schon so eine Idee hatte. Zu einer Ausstellung im Chemnitzer Künstlerbund ab 15. Oktober will er fertig sein.

Welche Kunst gibt es?

Keramiken wie die drei „Verwicklungen“ im Stadthallenpark sind auf Fotos zu sehen, oder im Modell Reliefs einer Hochzeit, eine Auftragsarbeit für ein Altersheim vor 35 Jahren. „Woran denken die Leute im Alter gern zurück? An Hochzeiten!“ fand er und wählte so das Motiv. Erinnerungen, Ausstellungsplakate, Fotos und Grüße hängen an freien Flächen.

Wozu diese Reihe von Katzenfotos aus einem Kalender? Als Studienmaterial für die Reparatur der halb lebensgroßen Bronzekatze darunter. Schubert erweckte das Sammlerstück mit neuer Tatze wieder zum Leben, und die zufriedenen Besitzer ließen das kaputte Vorbild bei ihm zurück. Er selbst arbeitet gern abstrahiert, und resümiert: „Davon könnte man nicht leben. Man macht das nicht, um jemand zu ärgern, sondern von innen heraus.“ – Doch wenn Kunst von Können kommt, dann ist er immer ein Künstler. Mit vielen Ideen, der am Ende seufzt: „Man kann so viele Sachen machen, aber man wird leider nicht 200 Jahre alt.“

Katharina Weyandt

Hier ein Beitrag über Schubert aus dem Anlass, als 2017 ein Kunstwerk von ihm in der Stadt aufgestellt wurde.