Stadtteilrat: Adel Matar
Wer sind die Mitglieder des neuen Stadtteilrats? Sie werden in den nächsten Ausgaben der Stadtteilzeitung und hier portraitiert.
Adel Matar (39) arbeitet im Tiefbau, verlegt zur Zeit Glasfaserkabel in Einsiedel. Auch bei der Sanierung der Zietenstraße vor Jahren hat er schon mitgebaut. „Ich liebe körperliche Arbeit, ich bin stolz, mit so einer Firma zu arbeiten“, betont er. Dass er seit fünf Jahren die meiste Zeit Vollzeit gearbeitet hat, eine Aufenthaltserlaubnis hat, bedeutet ihm viel.
Abends und am Wochenende verschönert er seinen Kleingarten und pflegt sein Hobby, die Brieftaubenzucht. Und seinen großen Freundeskreis, der seinen Ursprung in seinen Ehrenämtern, seiner steten Hilfsbereitschaft hat. Erst war er Mitglied im „Chemnitzer Willkommensdienst“, die im Herbst/Winter 2015/16 Neuankömmlingen den Weg nach Hilbersdorf wiesen. Dann gründete er die Gruppe „2 Tage für Chemnitz“, mit der er und Freunde aus arabischen Ländern im Gegenzug anderen praktische Hilfe leisteten. Auch beim Frühjahrsputz war er dabei.
Vor sechs Jahren kam er nach Chemnitz. Von der Nationalität her Palästinenser, wohnte er in Syrien. Als er Frau und Eltern verloren hatte, hielt ihn dort nichts mehr, er floh aus dem Bürgerkrieg nach Deutschland. Mit seiner Energie wurde er schnell als Helfer, später als Dolmetscher, in der Erstaufnahme für Flüchtlinge eingesetzt, durfte dann eine Wohnung suchen. Über’s Internet fand er eine auf dem Sonnenberg.
Seitdem zählt er zu den Fans des Stadtteils, taucht mit seinem strahlenden Lächeln und dem markanten Hut auf dem Kopf bei Veranstaltungen auf. Seine Ideen und sein weites Netzwerk bringt er nun in den Stadtteilrat ein. Er ist einer von 838 Bewohnern mit „asylbezogenem Zuwanderungshintergrund“, wie es in der städtischen Statistik mit Stand 30.4.2020 heißt.
Die Taubenzucht gehört übrigens auch zu seiner Kultur. Und er bietet gleich weiße Tauben für Hochzeitsfeiern an.
Dieses Symbol für Frieden und Liebe setzte er auch bei einem öffentlichen Anlass ein: Als am 6. Juni 2020 in ganz Deutschland gegen Rassismus protestiert wurde, aus Anlass des von der Polizei ermordeten Floyd George in den USA, ließ er die Tauben bei der Kundgebung vor dem Roten Turm steigen. (Fotos: Eckart Roßberg)
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