Bis vor kurzem war das Grün auf dem Sonnenberg kaum ein Thema. Angesichts von Sanierungen und Klimawandel ändert sich das.

Ja, früher vor Jahrzehnten, als hier fünf Mal so viele Menschen hausten wie heute, fehlte Grün. Da war jeder Hof dicht bebaut mit Werkstätten, Lagerräumen, die Straßen baumlos und ohne Gärten.

2004 pflanzte Fleischer Thiele, unterstützt von Steffi Zaumseil und anderen, Grün an der ZIetenstraße.

Doch nach der Wende änderte sich das. Bei Straßensanierungen wurden Bäume gepflanzt, in den ersten zehn Jahren nach der Wende sogar mit einem Bewässerungssystem. Der Bürgerverein mit Werner Thiele kämpfte erfolgreich für die Begrünung der Zietenstraße. Es war der Kampf um ein schöneres Wohnviertel. Auf Brachen und hinter leer stehenden Häusern wie an der Sebastian-Bach-Straße wucherte künftiger Urwald.

Hinterhof vor einer Sanierung an der Markusstraße

Inzwischen hat sich das Bild gewandelt: Es wurde immer mehr saniert, Grundstücke beräumt, Bäume gefällt. Baumscheiben bleiben leer, ohne Nachpflanzungen, wenn der Baum von einem Auto oder Vandalismus beschädigt wurde oder eingegangen ist.

Das Klima ändert sich: Auf zwei trockene, heiße Sommer folgten ein trockener Winter und Frühling. In heftigen Stürmen fallen verdorrte Äste oder der ganze Baum. Vorbeugend gegen diese Gefahr wird gefällt, wenn nicht mit Baumpflege der Baum gesichert werden kann. Auch der nahe Zeisigwald leidet unter der Trockenheit.

Das Grünflächenamt hat gezählt: Wie viele Bäume brauchen extra Wasser?

Von 35.000 Straßenbäumen etwa 10.000, weil ihre kleinen Baumscheiben von Asphalt und Beton umgeben sind, Hitze und Fahrtwind sie austrocknen. Mindestens alle zwei Wochen brauchen sie 50-80 Liter. Ihre Wurzeln müssen den Boden mit Kanälen teilen. Ein Sommergewitter rauscht in den Gully.

Anders bei den 500.000 Parkbäumen, sie stehen meist auf offenen, unversiegelten Flächen, da müssen nur 500, vor allem Jungbäume, gegossen werden. Auch bei den 2 Mio. Waldbäume schafft es der Nachwuchs nicht ohne Hilfe. Der Stadtrat hat Geld für Tankwagen und Wassersäcke bewilligt. Doch diese enorme neue Aufgabe schafft die Stadt nicht mit bezahlten Kräften. „Gießt die Bäume!“ bat Baubürgermeister Michael Stötzer schon im April. Dazu kann man sich auch als Baumpaten melden.

Eine Baumpatin ist Karola Köpferl, Ansprechpartnerin für den Nachbarschaftsgarten Zietenaugust: „Wir haben letztes Jahr im Frühsommer angefangen, zwei Sumpfeichen an der Zietenstraße zu gießen. Die Bewässerungssäcke sind eine enorme Erleichterung. Auch kleine Mengen aus einer Trinkflasche können dort gesammelt und Tröpfchen für Tröpfchen abgegeben werden. Zwischen Juni und August schleppt man aber durchaus mal vier Kannen pro Baum an. 60 l passen in den Sack – 60 l Durst hat der Baum. Da wir nicht nur gießen, sondern auch den Boden lockern und ringsherum pflanzen, haben wir uns als Baumpat*innen gemeldet. Das ist eine gute Sache. Nur zwei Verbesserungen fallen mir ein. 1. Haben wir bisher keine Bestätigung erhalten, da im Grünflächenamt zu wenig Personal für die Koordinierung da ist. 2. Wäre es eine tolle Sache, wenn die Pflege nicht am Geld scheitert und auch Menschen mit wenig Einkommen unterstützt würden, ehrenamtlich die jungen Bäume zu gießen.“

Ideen werden zudem gesucht, wie Wasserspeicher im Viertel angelegt werden können. Dann muss nicht das Trinkwasser zum Gießen verwendet werden.

Blumenwiese im Juni 2020 am Dresdner Platz

Und auch wer keine Bäume pflegen kann: für die Kleinsten auf dem Sonnenberg kann schon ein Blumenkasten wichtig sein. Nämlich für die Insekten, die wiederum den Vögel Futter geben. Auch Meisen brauchen für ihre Brut Insekten. Der Saatgutgarten verteilt Samen und Jungpflanzen von Ackerwitwenblume, Perücken-Flockenblume, Mittelwegerich.

Es sind ja Wildpflanzen, eigentlich wächst die Bienenahrung auf der Wiese – man darf sie nur nicht abmähen.

Tipp: Fragen Sie doch Ihren Vermieter, ob er seinen Mährhytmus angesichts der Trockenheit und des Insektensterbens umstellt. Zweimal jährlich im Früh- und Spätsommer reicht, außer für Spielflächen oder andere benutzte Flächen.