Karola Köpferl schreibt: Ich stehe, meist in grünen Arbeitshosen und Gartenhandschuhen, mit zwei Gießkannen bepackt zwischen den Beeten.Manchmal ruft es gleich „Hallo“, manchmal erschrecken die Menschen, die zuerst niemanden sahen, dass sie mich plötzlich zwischen all den Pflanzen entdecken. Der Lehramtsreferendar, der so was schon aus Berlin kannte, eigentlich ganz wo anders hinwollte und sich freut, so etwas um die Ecke zu haben. Die Verwaltungsangestellte aus dem Zentrum, die schon immer mal was von uns gelesen hatte und nun doch mal vorbei kommt. Oder die Studentin, die sich mit Leuten aus dem Gartenteam verabredet hat und ein paar Minuten eher da sind.

Und nach einem kurzen Staunen geht es dann auch schon los: „Das ist also der Zietenaugust?“ „Wie ist das jetzt so? Ihr macht alles gemeinsam?“ – „Wow…aber wem gehört das denn jetzt?“ – „ Habt ihr was mit Garten studiert oder woher weißt du, wie das wächst?“ – „ Also ich habe ja echt keinen grünen Daumen, aber voll schön hier …“

So beginnen die Gespräche im Zietenaugust. Wir sind ein Gemeinschaftsgarten am Anfang der Zietenstraße nahe der Augustusburger Straße – daher der Name. Der Garten wurde 2016 ins Leben gerufen und seitdem ständig erweitert. Vorher war es ein ziemlich vermüllter Hinterhof, heute ein grünes und ruhiges Kleinod trotz Durchgangsstraßenlage. Ein immer mal wechselndes Team von meist zehn Personen gärtnert, bastelt und organisiert Veranstaltungen. Dabei hat nicht jeder ein Beet, sondern das Gemeinsame anlegen, pflegen und bewirtschaften steht im Vordergrund. Klar, das geht auch mal schief. Dafür schult es den Teamgeist und die Fähigkeiten, Konflikte zu lösen. Nicht alles wächst an wie geplant, und oft erlebt man auch (Natur)wunder. Aber Meister fallen ja bekannter Maßen nicht vom Himmel.

So ist es auch mit den vielen handwerklichen Projekten im Garten. Begonnen hat es mit einer improvisierten Bar, die immerhin eine Saison hielt und repariert und aufgepeppt sogar als DJ-Pult eine gute Figur macht. Weitere Projekte sind ein Baumhaus mit Schatten im Hochsommer und Sonnenterasse für die kühlen Monate. Wir haben ein echt schickes Toilettenhäuschen gezimmert. Und, von diesen tollen Projekten motiviert, wird nun aus Gartenschrott ein Boot als Kombüse und Bar ausgebaut.

Der Nachbarschaftsgarten Zietenaugust in der Zietenstr. 4 überzeugte die Jury „Grüne Oase 2019“ in der Kategorie „Nachhaltigkeit“.

Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Aber es ist schön, das viele Projekte gelingen, weil Menschen zusammenarbeiten. Das eigene Gemüse schmeckt sowieso viel besser als aus dem Supermarkt. Von dem eigenen Gartenhonig mal ganz zu schweigen.

Vieles ist möglich, weil wir das Grundstück unentgeltlich von Lars Faßmann nutzen und in den letzten Jahren einige Fördertöpfe wie den Stadtteilfond und Bürgerplattformmittel nutzen konnten.

Neugierig? Schaut doch gern mal vorbei. Am besten in echt auf der Zietenstraße 4 oder unter zietenaugust.de.

Karola Köpferl