Am 5. Mai ist Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

Unter dem zum Wahljahr passenden Motto „Deine Stimme für Inklusion – mach mit!“ gibt es viele Möglichkeiten, auf Barrieren und Hindernisse aufmerksam zu machen.

Karola Köpferl, Mitglied im Behindertenbeirat der Stadt Chemnitz, erklärt die Barrieren in Bezug auf das Internet:

Das Corona- Virus hat uns seit über einem Jahr im Griff. Es ist wichtig, in krisenhaften Zeiten wie in einer Pandemie, alle Menschen zeitnah mit aktuellen Informationen zu versorgen. Viele Menschen mit Behinderung sind von der derzeitigen Situation besonders betroffen, weil sie ein höheres Risiko haben, schwer zu erkranken. Doch beobachte ich, dass viele Menschen mit Beeinträchtigungen vom Informationsfluss leider ausgeschlossen sind, weil ihnen aktuelle Informationen nicht in barrierefreien Formaten zur Verfügung gestellt werden.

Was heißt barrierefrei ?

Barrieren, sprachlich aus dem Französischen kommend, wird mit „Hindernis“ oder „Absperrung“ übersetzt. Diese begegnen fast allen Menschen mit Beeinträchtigung im Alltag. Im Alltag denken wir bei Barrierefreiheit an Rampen statt Treppen, breite Türen und absenkbare Busse. Doch der Begriff geht viel weiter. Nach dem Behindertengleichstellungsgesetz ist Barrierefreiheit so definiert, dass die Umwelt so gestaltet ist, dass sie auch von Menschen mit Beeinträchtigungen ohne zusätzliche Hilfen genutzt und wahrgenommen werden können.

Was bedeutet das in einem digitalen Zeitalter?

Im Lockdown hat nun fast alles zu und wo möglich, wird auf digitale Formate gesetzt. Für Menschen, denen auf dem täglichen Arbeitsweg viele Hindernisse wie Treppen begegnen kann die Arbeit von zu Hause aus nun Erleichterungen bringen. Eine schwerhörige Bekannte  berichtete mir vor kurzem, dass sie in digitalen Meetings einfach „ihre Lautstärke“ einstellt und nun besser folgen kann als in großen Räumen mit schlechter Akustik.

Digitale Barrierefreiheit umfasst alles, was den Zugang zum Internet oder zu digitalen Anwendungen betrifft. Denn viele Informationen oder Dienstleistungen sind nur noch online zugänglich. Menschen mit Beeinträchtigung und/oder ältere Menschen werden dann ausgeschlossen, wenn sie diese Informations- und Kommunikationsangebote nicht nutzen können.

7,5 Millionen Menschen in Deutschland haben eine anerkannte Schwerbehinderung. Sie nutzen das Internet überdurchschnittlich intensiv. Computer werden dabei zum Beispiel über reine Tastatursteuerung, Braille-Zeilen, Sprachausgabe oder Joysticks genutzt. Konkrete Hindernisse sind dann zum Beispiel, dass Texte oder Formularfelder schlecht erkennbar sind, wenn sie sich nur gering vom Hintergrund abheben. Videos oder Podcasts sind ein Trend im Netz. Gehörlose Menschen können diese nicht nutzen, wenn sie keine Untertitel enthalten.

grafik mit text deine stimme für inklusion

Quelle: Aktion Mensch

Insbesondere gehörlose, schwerhörige, blinde und sehbeeinträchtigte Menschen sowie Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, benötigen barrierefreie Formate für die Information und Kommunikation .

Barrierefreies Internet bedeutet, dass eine Website, die App für das Nachrichtenschreiben oder das Navigationssystem für alle mit jedem beliebigen Internetprogramm und jeder beliebigen technischen Ausstattung im vollen Umfang zugänglich und nutzbar ist. Das klingt anspruchsvoll und bietet doch viele Vorteile. So sind fast alle barrierefreien Seiten sehr Benutzerfreundlich. Texte mit hohen Kontrasten lassen sich auf dem Smartphone bei Sonnenlicht viel besser lesen.

Webseiten müssen barrierefrei sein

In Sachsen gilt seit dem 23.9.2020, dass alle öffentlichen Webseiten barrierefrei gestaltet sein müssen. Das heißt, wenn Ihnen Barrieren begegnen, dann dürfen Sie diese gern beim jeweiligen Betreiber wie beispielsweise der Stadtverwaltung melden.

„Nobody is perfect“ laut ein bekannter Spruch. Und so ist auch diese Sonnenberg-Webseite nicht für alle gut bedienbar. Das soll sich in den nächsten Wochen und Monaten aber ändern.

Schreiben Sie uns, welche Funktionen der Seite Sie oft nutzen oder was sich aus Ihrer Sicht ändern muss: redaktion@sonnenberg-chemnitz.de

Karola Köpferl