Interview mit Rocco Zühlke
Der gebürtige Sonnenberger Rocco Zühlke ist Stadtteilmanager für Wirtschaft und Kreativwirtschaft. Was bedeutet das eigentlich?Wer ist der Stadtteilmanager, welche Beziehung hast du selbst zum Sonnenberg (was schätzt du am Stadtteil, mit welcher Stimmung gehst du durch die Straßen)?
Ich bin Rocce Zühlke, 43 Jahre alt und in Chemnitz geboren. Den Sonnenberg kenne ich seit meinen Kindheitstagen. Mit meiner Familie habe ich eine Zeit auf der Hainstraße gewohnt und bin auch nach unserem Umzug immer wieder in den Stadtteil gekommen, um im KIOX, meinem Plattenladen des Vertrauens, zu stöbern. Später habe ich Architektur studiert, würde mich aber eher als urbaner Kurator bezeichnen. Mein Interesse am Prozessmanagement und Stadtentwicklung hat sich durch meine Mitwirkung an unterschiedlichsten Projekten und Aktionen in anderen Städten entwickelt. Seit 2019 bin ich durch meinen Job im Stadtteilmanagement Wirtschaft und Kreativwirtschaft wieder in Chemnitz gelandet und lebe hier mit meiner Familie.
Du bist Stadtteilmanager für Wirtschaft und Kreativwirtschaft, was bedeutet das eigentlich?
Meine Tätigkeit ist vor allem auf Vermittlung ausgerichtet und lässt sich am besten an meinen drei Hauptaufgabenbereichen Gewerbeflächenmanagement, der Vernetzung dienender Veranstaltungen und Beratung erklären. Hinter dem Gewerbeflächenmanagement verbirgt sich hauptsächlich die Vermittlung von Räumen innerhalb des Fördergebietes an Raumsuchende aus den Bereichen Kultur- und Kreativwirtschaft, Gewerbe, Soziales und Bildung. Dafür streife ich ab und zu durch die Straßen und versuche Kontakt zu Eigentümer:innen und Vermieter:innen aufzunehmen. Ziel ist es einen Pool an Räumen aufzubauen und diesen gezielt neuen Nutzenden zur Verfügung zu stellen. Außerdem bin ich am KRACH Programm beteiligt, das Gewerbeflächen mit einem Startbonus an die Kreativwirtschaft vergibt und begleite den Aufbau der Stadtwirtschaft am nördlichen Sonnenberg.
Der zweite Bereich dreht sich um die Organisation von netzwerkfördernden Veranstaltungen mit den lokalen Kulturschaffenden und kreativen Praktiker:innen. Ergebnisse sind schöne Events wie „Hang zur Kultur“ oder die „Maker Faire“. Der Letzte wichtige Aufgabenschwerpunkt ist die Beratung. Auf der einen Seite liegt hier der Fokus auf der Förderberatung, die sowohl allgemein, als auch ganz konkret, wie bei der Kleinunternehmer (KU) Förderung, sattfinden kann. Auf der anderen Seite steht die Unterstützung von Neugründungen im Fördergebiet.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?
Das ist schwer zu sagen, meine Tage verlaufen dynamisch und oft gleicht einer nicht dem anderen. Meistens bin ich viel mit Telefonaten und Mailverkehr beschäftigt, habe Termine zu unterschiedlichsten Tageszeiten, immer abhängig von den Gesprächspartner:innen und Anliegen. Wenn ich dann doch ein wenig Zeit übrig habe, spaziere ich durchs Viertel, und stöbere nach leerstehenden Mietflächen und spreche mit Aktiven über ihre Arbeit.
Seit wann und warum gibt es das Stadtteilmanagement und welche Entwicklung konntest du beobachten?
Das Stadtteilmanagement für Wirtschaft und Kreativwirtschaft gibt es seit 2016. Ermöglicht wird es durch das Programm zur „Nachhaltigen Stadtentwicklung“ des europäischen Fonds für regionale Entwicklung. 2019 habe ich es von meinem Vorgänger Robert Verch übernommen und damit auch die vorhandenen Strukturen und die gute Vorarbeit.
Eine neue Herausforderung mit vielen zusätzlichen Aufgabenbereichen, aber auch unglaublich viel Potential ist die Stadtwirtschaft. Ich denke wir können gespannt sein und uns darauf freuen, was sich hier gerade entwickelt. Wenn es um Veränderungen im Stadtteil geht, kann ich nur etwas zu den letzten Jahren seit meiner Rückkehr nach Chemnitz sagen. Aber auch in der relativ kurzen Zeit hat sich viel getan. Der Sonnenberg verändert sich, das Straßenbild wandelt sich positiv und eine Vielfalt und Dynamik sind zu spüren, auch wenn es nach wie vor Probleme gibt.
Welches Potential steckt im Stadtteil, der Sonnenberg heute und der Sonnenberg morgen?
Der Sonnenberg ist nicht vergleichbar mit Städten wie Berlin oder der Dresdner Neustadt, aber auch hier gibt es eine bunte Mischung an Bewohner:innen die unterschiedlichste Shops, Kultur, Restaurants, Gewerbe und Kunst mitbringen. So etwas wie eine Bar und Kneipenkultur ist zwar noch nicht ausgeprägt, aber mit Mut und motivierten Gründer:innen ist sicher viel möglich. Gerade die Kunst und Kultur im Stadtviertel ist dafür ein gutes Beispiel, mit bereits sichtbaren Auswirkungen.
Ein weiterer Bereich mit Potential ist die Mobilität. Auf dem Sonnenberg könnten neue Konzepte, z.B. der Autofreie Kiez, ausprobiert werden oder die Umwandlung von Straßenzügen in Spielstraßen. Ich denke, die Chance ist da, dass der Sonnenberg ein lebendiges subkulturelles Stadtviertel wird, in dem alle Bewohner:innen gut miteinander leben können.
Mit welchen Fragen und Anliegen kann ich zu dir kommen und wo finde ich dich?
Bei mir ist sowohl der Plausch mit Kaffee über den Sonnenberg, als auch der Besuch mit konkreten Anliegen möglich. Ich helfe bei der Ansiedlung von Kultur, Kreativwirtschaft, Bildungs- und Sozialprojekten im Stadtteil. Genauso unterstütze ich auch beratend Neugründungen unterschiedlichster Vorhaben. Hier kann ich auf einen großen Wissenspool aus langjährigen Projekterfahrungen in anderen Zusammenhängen zurückgreifen. So kann ich bei Suche nach der richtigen Rechtspersönlichkeit und Strategien zu Finanzierung, oder auch beim Marketing Hilfestellung geben. Mein Büro ist in der Stadtwirtschaft, Jakobstraße 46. Dort bin ich in der Regel zwischen Montag und Freitag auch anzutreffen, man kann ich aber auch telefonisch oder per Mail ansprechen.
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