Eine der prämierten Nimm Platz Pro­jekte im Rahmen der erfolgreichen Chemnitzer Kulturhauptstadtbewerbung ist die „Blu­menuhr“ an der Kreuzung Sonnenstraße/Martinstraße.

Es ist ein Dreier-Projekt von Karola Köpferl und Stephan Weingart: die Sonnenuhr von Peter Schmidt, die dank einer extra Förderung der Stadt restauriert werden konnte, die Abgüsse der „vergessenen Haustüren“ von Ralph Siebenborn, und die Planzen als Blumenuhr.

Dazu schreibt Karola Köpferl:

Im Sonnenberger 4/2020 berichtete ich von der Ideen und die ersten „Erdaushub“-Arbeiten im Rahmen eines Subbotniks.

Durch die dunkle, kalte Covid-Winterzeit motivierte ich mich dem Entwurf des Pflanzplans. Gar nicht soo einfach, aus der groben Idee eine Harmonie mit Blühzeit am Tag, Saison und Himmelsrichtung auszuknobeln. Über uns trohnt ja die Sonnenuhr und im Osten geht die Sonne auf. Also die Frühmorgenblüher im Osten platzieren, die Mittagsfreunde gen Süden und die Nachtkerzen gen Westen und so weiter. Und dann bleibt ja noch die Frage mit der Nacht.

Pflanzen brauchen Bestäubung durch Bienen, Hummeln, Falter und Co. Damit alle Blüten zum Zuge kommen, haben sich die unterschiedlichen Monats- und auch Tagesrhythmen herausgebildet. Auch die Nacht bleibt nicht ungenutzt. Nicht umsonst heißt ja die Nachtkerze nicht „Tagkerze“. An das nächtliche Pollenbuffet haben sich wiederum einige Falter gewöhnt und darauf spezialisiert. Ohne Nacht-Blüher verhungern Insekten wie der Nachtfalter.

Was also kommt in den Norden, in die Nachtfläche der Blumenuhr? Neben der Nachtkerze, die im Juni gegen 17 Uhr zu Tage tritt, sind das Seifenkraut, die Wegwarte und Leimkraut geeignet. Eigenen Beobachtungen nach wird auch die Studentenblume, ich erinnere ja auch eigenes studentisches Nachtleben, des Nachts gern beflogen.

BeetGenug geplant, spazierte ich zu Svenja in den Saatgutgarten. Alle Blumen, die vorziehbar waren, wurden nun, dem warmen Gewächshaus sei dank, vom Saatgut zu Pflänzchen entwickelt. Ende April wagten wir einen ersten Versuch, doch immer noch ordentlicher Frost und die endlich gestarteten Renovierungen an der Sonnenuhr vertrösteten uns.

Alles neu macht der Mai – Hoffnung auf Wärme und Veränderung. Und so konnten wir am 3. Mai endlich mit der Bepflanzung beginnen. Danke an Anja und Svenja vom Saatgutgarten für Euren tatkräftigen Einsatz!

Liebe Sonnenberger:innen, lasst uns gemeinsam die wiederbelebte Fläche genießen. Werft keinen Müll rein und lest ihn auf, wenn ihr welchen auf der Uhr seht. Wenn alles angewachsen ist und blüht, bin ich gespannt, wer so angeflogen kommt.

Karola Köpferl ( AG Grüne Ideen für den Sonnenberg)
Fotos: Stephan Weingart