Neue Stolpersteine für Opfer der NS-Zeit Rotstein und Wilhelmi
Am 6. Mai 2021 wurden 27 neue Stolpersteine verlegt, drei davon auf dem Sonnenberg.
Seit 2007 finden Passanten auf Chemnitzer Gehwegen eingelassene Messingtafeln von 10 x 10 cm. Da wohnten und arbeiteten Menschen, die den Nazi-Terror nicht überlebten oder besonders darunter litten. Der Künstler Gunter Demnig aus Köln, der die Stolpersteinverlegung 1993 konzipierte und bereits ein Jahr später in Köln die ersten Gedenksteine verlegte, will damit den zu Nummern degradierten Opfern des NS-Regimes ihre Namen zurückgeben.
Insgesamt erinnern in Chemnitz nun 259 Stolpersteine an die Opfer aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten, Weltanschauungen, Glaubensrichtungen und geschlechtlichen Orientierungen. 20 Stolpersteine liegen auf dem Sonnenberg.
Der Auftakt der Stolperstein-Verlegung 2021 erfolgte durch den Schirmherr, Oberbürgermeister Sven Schulze, begleitet von einem Violinenduett, an der Ludwig-Kirsch-Straße 1 (früher Alexanderstraße 1).
Hier am Haus, in dem die Familie Rotstein seit 1922 wohnte, wurden für Marianne und Roland Rotstein, Geschwister des am 6. August 2020 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und Chemnitzer Ehrenbürgers Siegmund Rotstein, zwei Stolpersteine verlegt. Sie waren wie ihr Bruder ins Ghetto Theresienstadt deportiert worden und hatten überlebt. Die Steine fanden Platz neben dem 2008 verlegten Stolperstein ihres Vaters Jankel Rotstein. Patin für die Stolpersteine ist ihre Nichte Marion Rotstein, die selbst an der Verlegung teilnahm.
Eine Besonderheit ist der für Adolf Wilhelmi an der Augustusburger Straße 121 (früher Oststraße 93) verlegte Stolperstein. Seit 2006 hatte Jürgen Wenke aus Bochum zum Lebensweg eines homosexuellen Rechtsanwaltes aus Bochum recherchiert und danach zu weiteren Schicksalen geforscht und stieß dabei auf Adolf Wilhelmi aus Chemnitz. Daraufhin informierte er die Stadtverwaltung. Und nun wurde für diesen Mann, der wegen seiner Homosexualität verfolgt, zu Haftstrafen verurteilt worden war, im Mai 1942 in das KZ Buchenwald und kurz danach in das KZ Dachau verlegt und dort am 26. August 1942 ermordet wurde, ein Stolperstein verlegt. Zum ersten Mal wird in Chemnitz für ein homosexuelles Opfer mit einem Stolperstein gedacht.
Die Patenschaft übernahm der Kreisverband Bündnis 90 / Die Grünen von Chemnitz, vertreten durch Sprecherin Jenny Krüner und Anna Cavazzini, sächsische Europaabgeordnete.
In allen Redebeiträgen wurde gemahnt, die Gräueltaten der NS-Zeit nicht zu vergessen, wachsam zu bleiben, damit so etwas nicht wieder geschehen kann und jedem Rassismus überall mutig entgegenzutreten.
Text und Fotos: Eckart Roßberg
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