Erstaunlich, welch leckere Vielfalt uns heute aus den Auslagen der Bäckereien entgegenlacht, dabei hat jeder Bäcker seine Spezialitäten.Im Laden von Jörg Peuckert sind es zuerst die Kekse in verschiedenen Formen, die uns ins Auge fallen. Vor zehn Jahren hat er seine Bäckerei auch in eine „Keksbackstube“ verwandelt, einschlägig vorbelastet durch seinen Vater Lothar Peuckert, der leider anfangs des Jahres verstorben ist. Über vier Generationen reicht die Tradition der Bäckerei zurück, die damit zu den ältesten Firmen auf dem Sonnenberg gehören dürfte.

Clemens Peuckert (2. v. links) mit seinen Gesellen, Foto: Sammlung Jörg Peuckert

Der Urgroßvater Clemens Peuckert stammte aus Marbach bei Roßwein, sein erstes Geschäft befand sich in der Hainstraße 124, unweit des heutigen Thomas-Mann-Platzes. Das war im Jahr 1909, gemeinsam mit seiner Frau Margarete führte er dann das Geschäft über die schwere Zeit des Ersten Weltkriegs. Um 1920 übernahm er die Bäckerei in der Reinhardtstraße 41. Der Sohn Kurt Peuckert trat in die väterlichen Fußstapfen, erwarb 1935 den Meisterbrief und leitete sechs Jahre später die Geschicke des Betriebes gemeinsam mit dem Vater. Nach seiner Gefangenschaft in Russland konnte er ab 1949 die Bäckerei mit seiner Ehefrau Charlotte weiterführen. Sein Sohn Lothar, der sich auch noch zum Konditormeister bildete, brachte ein erweitertes Sortiment ein und ersetzte 1970 den alten Kohlebackofen durch einen modernen Gasbackofen. 1979 übernahm er den Handwerksbetrieb, Ehefrau Brunhilde stand ihm zur Seite.

Hilmar Uhlich von der AG Sonnenberg-Geschichte erinnert sich an diese Zeit: „Ich kannte zwei Generationen, Kurt und dessen Sohn Lothar Peuckert. Von Kindesbeinen an (also fast 80 Jahre) habe ich gute Erinnerungen an deren Backkunst. Wir wohnten ja nur um die Ecke auf der Forststraße. Als Kinder konnten wir uns dort eine Tüte ‚Kuchenrindeln‘ abholen. Mein Vater (damals Stuben-Maler) hat mehrmals die Wohnung und Backstube vorgerichtet. Noch heute schätze ich den Zwieback und die Hörnchen aus der Bäckerei Peuckert, denn, wie man mir versicherte, wird dort noch nach alten Rezepten und Methoden gebacken.“

Jörg und Evelyn Peuckert in ihrem Laden, Foto: Stephan Weingart

Jörg Peuckert, der den Handwerksbetrieb seit 1997 weiterführt, hält sich auch darauf viel zugute. Während die industrielle Bäckerei auf Frischhaltemittel zurückgreift und die Teige den Maschinen angepasst werden müssen, ermöglichen ihm die weichen Teige mehr Möglichkeiten für die Verarbeitung, er kann „mit der Gare spielen“. Er verrät gern das Rezept, wie er seinen Brötchen nach alter Art, den sogenannten Wegdrückern, die gewünschte Konsistenz verleiht. Die runden Teiglinge durchlaufen zunächst eine Zwischengarung, werden mit einem speziellen Holz gedrückt, auf lange Brötchentrögel abgesetzt, danach fertig gegart, auf das Abrollband gestürzt und auf der Herdplatte gebacken. Das Mehl bezieht er natürlich aus regionaler Produktion, aus der Weber-Mühle in Braunsdorf. Außer seiner Ehefrau Evelyn, die im Laden steht, geht ihm noch ein Geselle zur Hand. Der Autor dieser Zeilen hat übrigens seine Vorliebe für das wunderbar lockere Dinkelbrot und die Dinkelbrötchen aus dem Laden an der Ecke entdeckt.

 

Stephan Weingart, AG Sonnenberg-Geschichte