Die Geschichte der Stadtwirtschaft in der Jakobstraße 46 von 1890 bis 1945
Am 29. Dezember 1890 wurde die Chemnitzer Dünger-Abfuhr-Gesellschaft als Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 500.000 Mark mit städtischer Beteiligung gegründet.
Vorsitzender war Paul Hermann Matthes, Inhaber einer Eisen- und Metallhandlung in der Augustusburger Straße 21. Aufsichtsratsvorsitzender wurde Carl Hermann Beyer, Architekt und Zimmermeister, Besitzer eines Dampfsägewerkes an der Lessingstraße 11.
Erster Inspektor war von 1891 bis 1898 Hermann Preußcher, Urgroßvater von Gabriele Roßberg.
Die Gesellschaft arbeitete im Auftrag der Stadt und war verantwortlich für die Sauberhaltung der Straßen und Plätze sowie die Entsorgung der flüssigen Abfälle.
Schon 1891 erwarb die Gesellschaft das an der östlichen Stadtgrenze gelegene Grundstück zwischen der Oststraße 63 (heute Augustusburger Straße 93) und der Jakobstraße.
Die Grenze zwischen der Stadt Chemnitz und dem Dorf Gablenz verlief bis zu dessen Eingemeindung am 1. April 1900 zwischen der Grenzstraße (heute Zietenstraße) und der Schüffnerstraße. Noch 1891 wurden als Sitz und zentrales Objekt der Gesellschaft das Haus Jakobstraße 46 mit dem Kontor, den Wohnungen für den Inspektor der Gesellschaft und den Schirrmeister sowie Pferdeställe und eine Remise gebaut, denn damals erfolgten alle Transporte mit Pferdegespannen.
Bis 1896 erfolgten im Gelände Erweiterungen mit einem Schlafsaal für Geschirrführer, Schmiederei, Maschinenhalle, Stellmacherei, Sattlerei sowie Stallung für weiter 80 Pferde, Krankenstall, Futterböden, Geschirrkammern, Leutestube, Waschküche, Trockenräume, Niederlagsräume und Wagenschuppen. Das um 1854 als Schankwirtschaft gebaute Haus Oststraße 63, 1891 kurzzeitig Wohnung des ersten Inspektors der Gesellschaft, wurde 1897 abgerissen.
Mit der Gründung eines städtischen „Gruben-Dünger und Müllabfuhrbetrieb“ 1914 vereinigte man alle Dienstleistungen. Der Betrieb verfügte nun neben dem Hauptsitz Jakobstraße 46 noch über das Objekt An der Georgbrücke 1 und den städtischen Marstall im Objekt Schlossstraße 16, in dem zusätzlich 63 Pferde untergebracht waren. Allein für die Düngerabfuhr standen somit 113 Pferde mit 96 unterschiedlichen Fahrzeugen zur Verfügung.
Am 1. Februar 1924 übernahm die Stadt die Anlagen und Einrichtungen der Düngerabfuhr-Gesellschaft, der Betrieb wird in Städtischer Abfuhrbetrieb umbenannt und die ersten Fäkalienkraftwagen wurden angeschafft, denen erste Müllkraftwagen folgten. Dennoch verblieb ein sehr hoher Bestand an Pferden. In den 1920er Jahren erfolgte eine Aufstockung des Verwaltungsgebäudes Jakobstraße 46 links vom Eingang mit Anpassung an die Fassade an der Jakobstraße.
1926 wurde der westliche Pferdestall zu Kraftwagengaragen und zwei Schuppen zur Kraftwagenreparaturwerkstatt umgebaut mit Einbau einer Heizungsanlage.
Ende 1928 waren 104 Arbeiter beim Müllabfuhrbetrieb und 78 Arbeiter beim Düngerabfuhrbetrieb beschäftigt.
Mit Ratsbeschluss vom 27.04.1934 zog das Abfuhramt der Stadt in die Jakobstraße 46 ein.
1934 erwirbt die Stadt das Grundstück Oststraße 65 von dem Fabrikbesitzer Friedrich Strobel und 1936 das Grundstück Schüffnerstraße 1-5 von der Fa. Moritz Strauch, Kartoffelgroßhandlung.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden vermehrt wieder Pferde eingesetzt, da die Motortechnik unter dem Mangel an fehlenden Ersatzteilen litt. Weitere Gründe waren der Mangel an Reifen und die ungenügende Bereitstellung von ausreichend Treibstoff. Außerdem misslang die versuchte Umstellung auf Holzgasantrieb. Durch die Bombenangriffe wurden die Gebäude und Betriebseinrichtungen des zuletzt unter Namen „Abfuhramt und Städtische Abfuhrbetriebe“ arbeitenden Betriebes nicht wesentlich beschädigt, so dass ein Weiterbetrieb möglich war.
Eckart Roßberg
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