Den Verein Atelier 8-80 gibt es noch – trotz Corona, Pandemie und Altersmucken! Wir planen für die Kulturhauptstadt 2025 eine Ausstellung zum Thema: „Der Sonnenberg im Wandel – gestern, heute, morgen“. Dabei wollen wir neue Wege gehen und suchen weitere Mitstreiter – interessierte Hobbymaler, Fotografen und Chronisten. Die Bilder der Ausstellung werden wir vorab der Leserschaft des „Sonnenbergers“ vorstellen. Zunächst soll der Autor eines Bildes zu Wort kommen, dann jemand, der es vielleicht aus einer ganz anderen Sicht betrachtet – er muss kein ausgesprochener Kunstkenner sein! So sind auch die Leser aufgefordert, ihre Gedanken dazu zu äußern.

Mein Ölbild entstand 2014, ich gab ihm den Titel: „Wunder vom Sonnenberg“. Der Blick geht von der Zietenstraße in Höhe „Meyer-Bäcker“ in die Pestalozzistraße. Es wurden viele Häuser saniert, auf der linken Straßenseite gab es kleine Vorgärten und standen alte Bäume … es wird immer noch saniert, die Bäume sind verschwunden! Mir gefällt diese Straße, und ich wünschte mir, dass ihre Häuser erhalten bleiben. Nicht nur an der Pestalozzi-, sondern auch an der Zietenstraße. Ein „Wunder“ müsste geschehen… Dann die Überlegung: Wie könnte man diesen Gedanken gestalterisch umsetzen? Vielleicht mit einem kleinen und großen Dreiecksbaum, der jedem Wetter trotzt und die Häuser und ihre Geschichte beschirmt?

Autorin: Ingrid Burghoff, Atelier 8-80

 

 

 

 

 

 

 

 

Manches ist seither passiert, weitere Gründerzeithäuser haben ein freundliches Antlitz bekommen. Ist es nicht zuerst das, was das Gesicht unseres Sonnenbergs ausmacht? Schauen wir zurück: Die Pestalozzistraße ist angelegt worden, als das rege Baugeschehen des Sonnenbergs auf den Vorort Gablenz übergriff, im Jahre 1894. Sie sollte ja dann noch weitergehen, bis zur Nürnberger Straße, mit immer neuen Karrees. Heute erstrecken sich dort Kleingärten, und sie erfreuen uns mit ausgedehntem Grün bis hinunter an die Augustusburger Straße. Keine Häuserschluchten und nicht abreißender Autoverkehr wie an der Zietenstraße. Möge dieser erholsame Weg mitten durch die Gärten auch in Zukunft für alle erhalten bleiben! Eingebettet in die Gärten ist schon 1955 eine Kinderkrippe entstanden, die Kinder können sich dort in einem großen Freigelände austun. Und Bäume sind im oberen Teil der Straße inzwischen auch wieder gepflanzt worden, „Zweigriffeliger Weißdorn“ und „Schwedische Mehlbeere“, wie es heißt. Im unteren Teil sind die alten Linden erhalten geblieben.
Hoffnung auf ein Wunder auch für die Eckhäuser zur Zietenstraße? Das eine, nun leerstehend, erinnert mit seinen schönen Frauenköpfen sogar an Bauten der italienischen Renaissance. Wenn wir die Zietenstraße überqueren, erstreckt sich der Bäckerei Meyer gegenüber seit 2018 der Rüdiger-Alberti-Park. Ein Stück Landschaft mitten in der Stadt, in dem auch der Brunnen mit der „Kopfwäsche“ wieder einen Platz gefunden hat. Eine gelungene Graffiti-Gestaltung, die zur Erhaltung der Natur mahnt, schmückt den Durchgang zum Theodor-Körner-Platz, man schaue sie einmal genauer an! Aber dann – leider – eine ständige Müllansammlung bei den Containern an der Tschaikowskistraße. Welcher Gegensatz zu den gepflegten, sanierten Häusern im Umfeld! Steinmetzen haben den Porphyrtuff aus dem Zeisigwald an dieser Straße zu meisterlichem Fassadenschmuck verarbeitet. Ganz am Anfang der Straße blicken wir nach oben: am Eckgiebel haben sie ein Porträt von Johann Heinrich Pestalozzi hinterlassen. Der Pädagoge hätte selbst den passenden Ausspruch dazu parat gehabt: „In den Bau der Welt taugt nur der abgeschliffene Stein.“ Das hat er natürlich, wir können es uns denken, im übertragenen Sinne gemeint.

Autor: Stephan Weingart, AG Sonnenberg-Geschichte