Dass der Sonnenberg guten Ziegellehm liefert, ist seit Jahrhunderten bekannt, denn ihn bedeckt eine meterdicke Schicht von Lößlehm, der als Ziegelrohstoff gut geeignet ist. Und so entstanden hier zwischen 1850 und 1920 insgesamt 19 Ziegeleien, die aber mit der fortschreitenden Bebauung des Sonnenberges von West nach Ost auch wieder verschwanden. Die letzte Ziegelei war die von Theodor Dietzel, deren Standort im Bereich der Bayreuther Straße zwischen Sebastian-Bach-Straße und Humboldtstraße war mit Lehmgruben bis zur Fürstenstraße. Die Zufahrt zur Ziegelei erfolgte über die nach dem Ziegeleibesitzer benannte Dietzelstraße (heute Hofer Straße).

Ehemaliger Standort der Ziegelwerke Theodor Dietzel – Foto Eckart Roßberg

Theodor Dietzel, der ein Export-Commissionsgeschäft in Kleiderstoffen, Strumpfwaren, Handschuhen udgl. als Agentur von C.A. Aussum Ordt & Co. in New York betrieb, hatte erkannt, dass hier auf dem freien Teil des Sonnenberges ein lohnendes Geschäft zu machen ist. Da er aber mehr auf der wirtschaftlichen Seite zu Hause war, beauftragte er den Ziegelmeister Friedrich Wilhelm Leppelmeier, den Bau eines Ringziegelofens zu beantragen. Dem Antrag vom 13.10.1894 folgte mit Schreiben der Königlichen Amtshauptmannschaft vom 03.08.1895 die Genehmigung zur Errichtung einer Ringziegelbrennofenanlage mit einem 45 m hohen Schornstein auf dem Gablenzer Flurstück Nr. 381. Vier Seiten mit Auflagen zum Bau, zur Feuersicherheit und zur Entwässerung der Ziegelei sowie behördliche Anforderungen und Unfallvorschriften mussten eingehalten werden. Am 02.11.1895 erfolgte die Genehmigung zur Inbetriebnahme.
Bis Ende 1899 wurden weitere Anträge auf Erweiterungen, Umbauten und Änderungen gestellt, z. B. ein zweiter Ringziegelofen oder Veränderung des Lippergebäudes. Das ist ein Unterkunftsgebäude für die Saisonarbeiter aus Lippe-Detmold, Westfalen, sogenannte Lipper-Arbeiter, denn nur etwa 10 % der Arbeiter stammten aus Sachsen, die anderen aus Lippe-Detmold bzw. Böhmen. Diese Anträge wurden positiv beschieden mit entsprechenden Auflagen, u.a. dass die Unfallverhütungsvorschriften der Ziegeleiberufsgenossenschaft allenthalben Beachtung zu finden haben.
Die interessanteste Erweiterung war 1899 der Bau einer am 14.02.1899 genehmigten Drahtseilbahn für den Warentransport zu der um 1900 angelegten Planitzstraße (heute Heinrich-Schütz-Straße).

Stadtplanausschnitt 1899 – Sammlung Eckart Roßberg

 

Bild 3 –

Lageplan der Ziegelei 1900 – Zeichnung Eckart Roßberg

 

Ansicht der Ziegelwerke um 1900 – Original in Privatbesitz

 

Das Produktionssortiment umfasste Maschinenziegel, Vollverblender, Hintermauersteine, Fußbodenplatten u.a.
Nach 1904 war die Ziegelei Dietzel die einzige Ziegelei auf dem Sonnenberg und damit nicht nur der alleinige Lieferant für die Wohnhäuser des östlichen Sonnenberges, sondern auch für zahlreiche markante Bauwerke wie die Infanterie- und Ulanenkaserne (1902 und 1905) in der Planitzstraße 101 und 103, Anbau an die Riemannfabrik in der Hofer Straße (1904), die Lessingschule 2, Philippstraße 20 (1906), Villa von Otto Riemann, Hofer Straße 25 (1908), Kirche St. Joseph (1909), Pestalozzischule (1910), Verlängerung des Anbaus der Riemannfabrik in der Hofer Straße einschließlich des Turmes (um 1912) und die Humboldtschule (1914).

 

Villa Otto Riemann 1908 – im Hintergrund die Ziegelei Dietzel

 

 

Humboldtschule 1914 – im Hintergrund die Ziegelei Dietzel

Nach dem Tod von Theodor Dietzel führte sein Bruder Bernhard Dietzel die Geschäfte weiter bis dann 1910 der Tiefbauunternehmer Moritz Krause, der Architekt Wenzel Bürger und der Fabrikant Otto Riemann die nunmehr Dietzelwerke genannte Firma als Inhaber übernahmen.
Als 1920 der große Bauboom zu Ende ist, endete die Geschichte der Dietzelwerke.

 

Text: Eckart Roßberg

Quelle Bild 5 und 6 Sammlung AG Sonnenberg-Geschichte