Eine Fahrradstraße für den Sonnenberg
Ich wohne knapp 5 Jahre auf dem Sonnenberg. Ich schätze die sehr unterschiedlichen Menschen, die hier in meiner Nachbarschaft leben. Seit ich hier wohne, brauche ich kein Auto mehr. Ich kann alles mit dem Fahrrad erledigen, in die Stadt, in die Arbeit und zum Ehrenamt radeln. In meiner Nachbarschaft wohnen auch viele verschiedene Fahrräder. Klapprige Kisten, Gebrauchsräder (oder heißt es Gebrauchträder?), Carbonrahmen, luxuriöse Lastenräder, e-Fatbikes und eigentlich alles, was irgendwie als Fahrrad zu bezeichnen ist, rollt über die Straßen unseres Stadtteils.
Stichwort Straßen. Obwohl wir als Sonnenberger:innen zu den eher wenig Autos besitzenden Menschen in Chemnitz gehören, fahren hier täglich tausende Autos von Nord nach Süd, von West nach Ost hindurch. Mit dem Fahrrad auf den Hauptstraßen zu fahren, ist deswegen sehr gefährlich. Es gibt zu wenig Platz für Rad und Auto. Abgesehen von sporadischen, meterweisen Radwegen an der Dresdner Straße und der Gießerstraße existieren auf dem Sonnenberg keine Radwege. Es gibt keine fahrradfreundliche Nord-Süd-Route über den Sonnenberg, gerade die Zietenstraße ist kreuzgefährlich – ein sicheres Überholen durch Autos mit mehr als 1,5 m Abstand ist unmöglich. Zudem ist sie für die meisten Radler:innen zu steil.
Nun ist Fahrradfahren sehr günstig und leistet einen guten Beitrag zum Klimaschutz. Eine Fahrradstraße auf dem Sonnenberg ist daher überfällig. In den letzten Jahren sind in Chemnitz eine Handvoll Fahrradstraßen geschaffen wurden. Dafür musste nicht immer neu gebaut werden, sondern manchmal reichte auch eine Neukennzeichnung mit Straßenschildern. Ich persönlich nutze gern die Fahrradstraße auf dem Weg zur Arbeit an der Uni oder die Fahrradstraße nahe am Schlossteich, wenn man sich dort zum spazieren trifft.
Mit der Einrichtung von Fahrradstraßen ist es sehr einfach möglich, den Radverkehr zu fördern und ihn sicherer zu machen. Man trennt Autorouten von Fahrradrouten. Das Zusatzzeichen „Anlieger frei“ gestattet dabei (unter Wahrung des Vorrangs für Radfahrende) auch das Anfahren von Zielen in den Fahrradstraßen für Anwohner:innen sowie für private und geschäftliche Anliegen. Dadurch gehen keine Parkplätze verloren und auch die bestehende Vorfahrtsregelung bleibt unverändert.
Mein Vorschlag: Die Einrichtung einer Fahrradstraße auf der Tschaikowskistraße sollte geprüft werden. Das muss die Stadtverwaltung auf Beschluss des Stadtrats hin tun. Einer Fahrradstraße kommt in Betracht, wenn die Straße eine für den Autoverkehr untergeordnete Bedeutung hat – was aufgrund der parallel verlaufenden, besser ausgebauten Zietenstraße der Fall ist. An der Tschaikowskistraße befinden sich zudem mehrere Schulen (Georg-Werth, Evang. Schulzentrum, Grundschule „Südlicher Sonnenberg“) – und eine Menge Kinder würden sich freuen, sicherer und entspannter mit dem Rad unterwegs zu sein. Nicht zuletzt würden auch die Anwohner:innen der Tschaikowskistraße von der Entlastung als Ausweichroute in der Ruhshour profitieren.
Eine solche Fahrradstraße wäre außerdem auch sinnvoll, wenn man den Blick auf das gesamtstädtische Radverkehrsnetz weiter. Im Süden ginge es an der Augustusburger Straße los – ggf müsste man da auf der Martinstraße starten und dann via Jakobstraße auf die Tschaikowskistraße fahren, da zügiger Durchgangsverkehr zwischen Spielplatz und Saatgutgarten zu Konflikten führen könnte. In jedem Fall knüpft dieser Startpunkt perfekt an den aus der Stadt kommenden Radweg Richtung Gablenz (und damit an die neue NUMICO Route!) an. Perspektivisch wäre eine Verlängerung der Radverkehrsachse Richtung Süden, über die Jahnstraße bis zur Zschopauer vorstellbar. Im Norden wiederum würde die Fahrradstraße zunächst am Lessingplatz enden, könnte sich in Zukunft aber auch gut an eine Route zum Zeisigwald anschließen.
Durch die Schaffung einer kinder- und fahrradfreundlichen Nord-Süd-Verbindung über den Sonnenberg könnte somit insgesamt ein wichtiger Schritt zu besserer, sicherer und nachhaltigerer Mobilität in Chemnitz gemacht werden.
Eine Fahrradstraße für den Sonnenberg – das wäre doch was.
Ideen, Gedanken oder Testfahrer:in werden? fahrrad@zakawa.de
Karola Köpferl/ Konstantin Scheffler
Ich wohne an der Hainstraße und befürchte, je mehr der Verkehr in den Nebenstraßen beschränkt wird, desto mehr Verkehr habe ich hier. Ich denke, flächendeckend 30 in der Stadt würde mehr zu einem gedeihlichen Miteinander auf den Verkehrswegen führen, als extra Straßen nur für Radfahrer. Es ist für Kinder ja doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie viele Kinder wohnen denn direkt an der Tschaikowskistraße und müssen auch nur zu Zielen, die an der Fahrradstraße liegen? An der Tschaikowskistraße liegt übrigens das Evangelische Schulzentrum. Diese Eltern kommen besonders gerne früh mit dem Auto. Weils ja so eine spezielle Schule mit besonders behüteten Kindern ist.
„Wie viele Kinder wohnen denn direkt an der Tschaikowskistraße und müssen auch nur zu Zielen, die an der Fahrradstraße liegen?“ Es liegen der gedahcten Route vier Kindertageseinerichtungen unmittelbar,mittelbar 3, zudem 3 Grundschulen, 1 Oberschule … einer 30er Zone fände ich richtig gut, ist meiner Meinung nach auch kein Grund keine Radtsraße zu installieren, zumal es auch die Elterntaxis beschränken kann. (sieht man an der Kita nahe Schlossteich, die an der Radstraße liegt)
Vielleicht wäre dann eine Gestaltung als Spielstraße eher geeignet. In den Grundschulen ist die Anfahrt der Kinder mit Rad nicht gewünscht (keine Abstellmöglichkeit), in den Kitas wären es ja eher die Eltern, die Rad fahren. Kinder unter 10 Jahren fahren auf dem Fußweg mit dem Rad. Ich will eine Fahrradstraße nicht verhindern, denke aber, man sollte hier nicht die Kinder als Begründung vorschieben, sondern überlegen, warum man eigentlich eine Fahrradstraße möchte: damit man als Radfahrer nicht so viele Umwege über kleine Straßen machen muss und gut voran kommt.
Als mehrjähriger Sonnenbergbewohner, der nun seit fast einem Jahr ausschließlich mit dem Rad unterwegs ist, bin ich nun vor ein paar Tagen zum ersten Mal mit einer Fahrradstraße in Chemnitz in Kontakt gekommen, bei der Orangerie. Bis dato war mir noch gar nicht bewusst, dass wir sowas überhaupt in Chemnitz haben. Es war ein sehr entspanntes Vorankommen.
Das Fehlen von Fahrradwegen (geschweigedenn -straßen) ist mir auf dem Sonnenberg auch schon mehrfach aufgefallen. Wenn dann noch unser Hund auf dem Weg zum Wald mitkommen soll, wird schnell klar, dass man hier lieber ein Bußgeld auf sich nimmt und auf dem Fußweg fährt. Die Polizei drückt zum Glück bisher immer beide Augen zu.