Sägen, Hämmern, Schrauben für die Vision vom Makerhub
Es ist wieder so weit: Die Temperaturen sinken in den Keller.
Es regnet und demnächst werden Gehwege und Straßen über Nacht zu gefährlichen Rutschbahnen für Jung und Alt. Die eisige Jahreszeit hat uns wieder fest im Griff.
Viele von uns fallen jetzt in den lang verdienten “Winterschlaf”: Man lässt es einfach gemütlicher angehen, probiert sich durch allerlei leckere Teesorten, Kakao und Gebäck, liest endlich mal wieder in Ruhe ein Buch bei Kerzenschein und erfreut sich über sinnliche Düfte von Weihrauch und Tanne.
Doch nicht in der Stadtwirtschaft!
Hier, am Fuße des südlichen Sonnenbergs, wird an der Vision vom modernen Makerhub weitergebaut. Aktuell laufen bis Ende 2023 die Umbauarbeiten am zentral gelegenen Gebäude Haus A. Dabei handelt es sich um den 1891 errichteten Pferdestall der ehemaligen Chemnitzer Dünger-Abfuhr-Gesellschaft, welcher immer wieder erweitert, umgebaut und umgenutzt wurde und in den letzten Jahrzehnten als Lagerfläche diente. Die Chemnitzer Dünger-Abfuhr-Gesellschaft hieß im Volksmund alte Stadtwirtschaft und ist somit namensgebend für den jungen Makerhub, in dem Alt und Neu verschmelzen sollen.
Aus dem ehemaligen Pferdestall entsteht gerade Raum für eine moderne gastronomische Nutzung mit Stadtteiltreff. Direkt auf dem Objekt soll zudem ein moderner Brückenbau konstruiert werden, der den barrierefreien Zugang zum Gelände von der Jakobstraße aus ermöglicht und Zutritt zu einem künftigen Veranstaltungsraum bietet. Und die Stadtwirtschaftscrew baut zugleich engagiert im Gelände, um weiteren Raum für vielseitige Veranstaltungen und kreative Ideen zu schaffen.
Woher kommt die Idee von einer Gastronomie in der Stadtwirtschaft?
Der einstige Betriebshof der alten Stadtreinigungsanlage der Chemnitzer Dünger-Abfuhr-Gesellschaft, kurz Stadtwirtschaft, wurde um 1891 errichtet und bis 1997 vom Stadtreinigungsbetrieb genutzt. Doch schon zwischen 1854 bis 1897 gab es im unmittelbaren Umfeld des Betriebshofgeländes eine Schankwirtschaft (damals Oststraße 63, heute Augustusburger Straße 91/Zietenstraße 2A), in der die umliegende Bevölkerung Raum für Genuss und Zerstreuung fand, ebenso wie das Personal der alten Stadtwirtschaft. Dieser Gedanke wird nun durch das neue gastronomische Konzept innerhalb des jungen Makerhubs wiederbelebt und soll, wie einst, erschwingliche kulinarische Angebote für alle in und außerhalb des Geländes bieten.
Was ist noch alles geplant?
Die Gebäude im ehemaligen Betriebshof sollen niedrigschwellig saniert und in der technischen Versorgung besser ausgestattet werden. Insgesamt besteht die Stadtwirtschaft aus 5 Gebäudeteilen mit rund 6000 qm Nutzfläche, die durch drei Höfe miteinander verbunden sind. Dabei wird jeder der drei Höfe einer bestimmten Macher-Aktivität zugeordnet und von Werkstatträumen umgeben. Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten, kreative und kulturelle Projekte, ein Veranstaltungsraum z.B. für Stadtteiltreffs und Workshops und die schon erwähnte moderne Gastronomie, die für gemeinsames Arbeiten oder gemütliches Plaudern die perfekte Umgebung bietet, werden Herzstück des Makerhubs sein. Besonders wichtig ist es dabei, die bestehenden Nutzer der Stadtwirtschaft ins Konzept zu integrieren. Ihr umfangreiches Know How ist für den jungen Makerhub unerlässlich und macht ihn erst besonders.
Und dies alles, ohne die kleinsten Macher in der Stadt zu vergessen! Schon bald soll es in der Stadtwirtschaft auch spannende Angebote für Kinder geben – zum Lernen, Entdecken und Staunen. Lichtkonzepte und flexible Stadtmöbel werden für all dies gerade gemeinsam entwickelt.
Was ist ein Makerhub?
Makerhubs sind Orte, in denen Macher:innen aus allen Bereichen und junge Fachkräfte aus aller Welt aufeinander treffen, um sich auszutauschen, zu lernen und gemeinsam Neues zu kreieren. Sie sind Experimentierorte für soziale und wirtschaftliche Entwicklung, die jedem – vom Hobbytüftler bis zum Existenzgründer – offen stehen. Dabei hat jeder Makerhub eine ganz spezifische thematische Ausrichtung. Mit einem Mix von Kunst und Kultur, lokaler Produktion und Handwerk sowie sozialen Begegnungen soll in der Stadtwirtschaft ein Makerhub des Austausches und des Miteinanders entstehen – ein Anziehungspunkt für Chemnitzer:innen und Startups aus ganz Europa. Echt, unverfälscht und herzlich.
Gibt es denn noch andere Makerhubs?
In der Region entstehen gerade im Rahmen der Kulturhauptstadt 2025 und des Programms Makers, Business & Arts acht weitere Makerhubs – jeder mit eigener thematischer Ausrichtung: Altes Lehngericht (Augustusburg), Esche-Museum (Limbach-Oberfrohna), Alte Post oder Alter Milchhof (Lößnitz), Innovationsquartier Werkbank 32 (Mittweida), leerstehendes Autohaus (Neukirchen), historisches Gebäude am Fürstenplatz (Schneeberg), ehemaliges Umspannwerk Etzdorf (Striegistal) und ehemalige Weberei/Kornspeicher (Zwönitz). Vom kulinarischen, digitalen bis zum Textil-Hub ist dabei alles vertreten. Mit diesen Makerhubs will sich die Crew der Stadtwirtschaft künftig ebenso vernetzen, um deren spannende Programme in gemeinsamen Aktionen auch für die Chemnitzer:innen sichtbar zu machen.
Ivonne Selig
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