Nach der Eingemeindung von Gablenz (1900) wurde auf dem höchsten Punkt des Sonnenberges (345m) der rechteckige Humboldtplatz geplant und bald darauf die ersten Baumreihe an der Ostseite gesetzt.

An dieser Seite wurde 1914 die von Richard Möbius entworfene Humboldtschule als geteilte Schule für Mädchen und Jungen eingeweiht. Da im gleichen Jahr der I. Weltkrieg begann und die nachfolgenden Jahre durch gewaltige Ausgaben für das Militär bzw. auch für die notleidende Bevölkerung gekennzeichnet waren, musste die weitere Gestaltung des Humboldtplatzes als Schmuckplatz gestrichen werden. Als die Not der Bevölkerung mit der Versorgung von Lebensmitteln zunahm, bauten 1917 erste Bewohner auf der brachliegenden Platzfläche Kartoffeln und anderes Gemüse an. Aus diesem Ausnahmezustand wurde eine Regelmäßigkeit, die schließlich 1923 in die Gründung der Gartenanlage „Am Humboldtplatz“ mündete.  

Der Teil der Humboldtschule, der für die Mädchen bestimmt war, sollte in den Zeiten der Weimarer Republik durch ihre gelebte Reformpädagogik deutschlandweit für Aufmerksamkeit sorgen. So waren altersmäßig gemischte Klassen, Projektunterricht, Zirkelarbeit und eine Schülervertretung schon damals aktuell. Die weitere Entwicklung dieser Reformpädagogik fand zu DDR-Zeiten an der Humboldtschule ihre Fortsetzung. Erst im Jahr 2007 erfolgte mit dem Einzug der Johannes-Kepler-Gymnasium eine Änderung des traditionsreichen Namens und gleichzeitig das Ende der bemerkenswerten Schulgeschichte. 

 

Bereits 1894 hatte der Unternehmer Hermann Riemann auf der Gablenzer Höhe die ersten Gebäude seines Unternehmens errichtet und nachfolgend vergrößert. Mit seiner Produktion von Fahrzeuglampen erreichte die Firma internationalen Ruf und wurde weltbekannt. Nachdem 1895 der Firmengründer seine Wohnvilla an der Fürstenstraße errichten ließ, baute sein Sohn Otto Riemann 1908 sich seine eigene, mit Turm versehene Villa an der Dietzelstraße (heute Hoferstraße).  Eng mit der Firma ist die Entstehung der Gartenanlage „Kleingartenkolonie Riemann“ (heute „Kleingartenverein Fritz Heckert“) im Jahr 1924 zu sehen. Die Möglichkeit der Selbstversorgung seiner Beschäftigten sollte damit gedeckt werden. 

Abgerundet wird die Gestaltung der Humboldtplatz Umgebung durch die Wohnsiedlung „Humboldthöhe“, die vom Stadtbaudirektor Fred Otto konzipiert und durch die Stadt in den Jahren 1929 – 1937 gebaut wurde.  Diese Wohnanlage gehörte in ihrer Zeit mit der Ausstattung von eigenem Bad und Küche sowie einer zentralen Waschanstalt zu den modernen Sozialbauten der Stadt Chemnitz. 

Eine grundlegende Änderung der Wohnsiedlung erfolgte im Jahr 2005, die mit dem Abriss der querstehenden Wohnblöcke entlang der Humboldtstraße begann, sich mit der Sanierung des oberen Wohnhofes fortsetzte und nachfolgend mit der Errichtung einer Eigenheimsiedlung im Jahr 2014 endete. 

Der in unmittelbarer Nähe gelegene Sportkomplex wurde mit dem Bau der „Jahn-Kampfbahn“ im Jahr 1924 durch den Turnverein Chemnitz-Gablenz in Nutzung genommen und erlebte mit der Einweihung der Turnhalle „Jahn-Baude“ im Jahr 1930 seinen Höhepunkt. Eine Modernisierung dieser Sportanlage mit einer Zwei-Felder-Sporthalle sowie eines strapazierfähigen Kunstrasenplatzes erfolgte in den Jahren 2012-2014.

Jürgen Eichhorn