Wer?

Simone Michel, 1964 in Karl-Marx-Stadt geboren, erlebte eine „gute Kunsterziehung“ in der Schule. Sie lernte „Facharbeiter für Drucktechnik“ im Druckhaus der Freien Presse und besuchte parallel die Förderklasse der Hochschule für angewandte Kunst Schneeberg. Drei Jahre lang sonnabends, mit gelegentlichen Malexkursionen, lernte sie bei Künstlern wie Gerald Sippel, Michael Morgner, Thomas Ranft in der Technikerschule, heute Agricola-Gymnasium. Mit ihrer Bewerbungsmappe schaffte sie es dann, zu den Zwanzig von Hundert zu gehören, die zum Studium an der Hochschule zugelassen wurden. Mit dem Diplom „Ingenieur für Textildesign“ arbeitete sie bis 1997 in einer Firma für Textildruck, entwarf im Team Motive für Bettzeug, Kinderkleidung, Badebekleidung. Als die Firma schloss, „bin ich von der Serie zum Unikat gekommen, was ich eigentlich nicht wollte“, blickt sie zurück. Und hat doch die Herausforderung angenommen, als vielfältige, über den Künstlerbund und darüber hinaus breit vernetzte Künstlerin zu arbeiten.

 

Beziehung zum Sonnenberg?

Über andere Sonnenberger Künstler entstand die Beziehung. Selbst aufgewachsen im Umfeld des Wirkbau, wo sie auch bis zu einer Baumaßnahme lange ihr Atelier hatte, fand sie neue Räume quasi als Nachmieterin des 2020 verstorbenen Künstlers Fritz Schönfelder (Kunstgespräch im Sonnenberger 2012/4). Seit Jahresanfang hat sie im Gewerbepark Palmstraße 17/19 in einem großen Gebäude hinter dem Hof zwei ineinander gehende Räume in der 2. Etage gemietet. Für weitere Kontakte im Stadtteil ist sie offen. Sie kann sich auch vorstellen, ihre künstlerischen Ganztagsangebote für Kinder, bei denen sie 15 Jahre Erfahrung hat, an einer Sonnenberger Schule anzubieten.

 

Wie sieht es im Atelier aus?

Alte Büromöbel in neuer Verwendung, ein antiker Kleiderschrank mit Spiegel, Regale, Tische, Wände – es ist gleichzeitig eine permanente Ausstellung ihrer Werke, Und auch eine kleine Skulptur von Fritz Schönfelder hält die Erinnerung wach. Eine Sofasitzecke gehört dazu, die Künstlerkollegin Sieglinde Wunsch ist gerade zu Gast. Simone Michel sagt: „Ich habe immer gerne viele Projekte mit Leuten gemacht.“ Zum Beispiel mit Sieglinde Wunsch, Hanna und Ralph Siebenborn und anderen Raku-Workshops. Das ist eine aus Japan stammende Keramiktechnik. Dabei wird das glasierte Stück mit einer Zange aus dem heißen Ofen genommen und in eine Kiste mit Sägespänen gesteckt. Die Glasur bricht, das Holz verkohlt, der Ruß zieht in die Risse ein. Solche Keramiken stellt Sieglinde Wunsch gerade in der Galerie denkART aus.

 

 

Welche Kunst gibt es?

Simone Michel ist enorm vielseitig: Neben Keramiken gehören Malerei/Grafik, Lichtobjekte, Plastiken/Marionetten, Schmuck/Objekte zu ihrem Repertoire.

Sie verwendet gern Reste oder Fehlstücke von Industriematerial. In der Maschine gestauchtes Papier aus der Papierfabrik wurde zu Lichtobjekten. Oder orangener Papierstrick mit Draht aus der Industrie wird mit einer Glühlampe kombiniert. Portraits zeichnet sie auch mal auf papierene CD-Taschen. Aus Filzresten wird Schmuck. Große Marionetten vereinen verschiedenstes Material. „Eine Idee, dann geht es los“, beschreibt sie es. Oder mit ihrem Motto ausgedrückt: „Ich mache das Machen so gern.“ Und dass ihr auch mit Kindern neue Ideen kommen. Sie ergänzt: Dass „künstlerische Bildung weiter getrieben wird, ist für mich wichtig. meinen Beitrag zu leisten für die Gesellschaft.“

 

Nächstes Kunstgespräch mit interessierten Gästen am 9.2.2023 um 18 Uhr bei der Malerin Astrid Blohme in der Markusstraße 16.

 

Text: Katharina Weyandt
Bild: Eckart Roßberg