Interview mit Wolfgang und Ronny Meyer Bäckermeister in der Zietenstraße 37.

Herr Meyer senior ist nicht nur Unternehmer, sondern auch Obermeister der Chemnitzer Bäckerinnung, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Chemnitzer Stadtrat, Mitglied der Stadtrats-Ausschüsse für Kultur und Sport, Verwaltung und Finanzen sowie Soziales, und, sicher nicht zuletzt, Mitglied des Aufsichtsrates des Chemnitzer FC.

Ronny Meyer leitet zusammen mit seinem Vater die Bäckerei.

Trotz ihrer vielen Verpflichtungen haben die beiden Zeit für ein Gespräch über den Sonnenberg gefunden. Ausgestattet mit Kaffee und herrlichem Käse- und Apfelkuchen vom Blech gehen wir mit beiden ins Büro. Eine der dominierenden Farben dort ist Himmelblau, aber wir wollen heute nicht über Fußball, sondern über den Sonnenberg reden. Falls sich beides überhaupt trennen lässt?

Wolfgang Meyer: Der 1. CFC gehört zum Sonnenberg, das ist bekannt! Und auch das Stadion gehört auf den Sonnenberg. Zu DDR-Zeiten kamen 20 bis 22.000 Zuschauer pro Spiel, das war und ist ganz klar ein regionaler Anziehungspunkt. Dieses Zuschauerpotential müssen wir wieder zukünftig ausschöpfen. In der 2. Bundesliga gibt es jedes Jahr mindestens 3 Top-Heimspiele in der Relegationsrunde gegen Erstligamannschaften, das zieht Leute an, und das ist gut für den Stadtteil und ebenso für Chemnitz!

SO: Sie sind als Unternehmer hier am Sonnenberg ansässig. Wie hat sich das ergeben?

Ronny Meyer: Seit 2001 sind wir hier im Stadtteil. Zunächst hatten wir hier eine Filiale übernommen, später haben wir dann aufgrund der dargebotenen räumlichen Gegebenheiten, die gesamte Produktion an diesen Standort geholt. Jetzt backen wir hier für alle unsere Filialen und unseren mobilen Verkaufsstand. Unsere Verwaltungsräume sind ebenso im Haus untergebracht. Insgesamt haben wir im Moment 28 Angestellte in Produktion, Verkauf und Verwaltung.

Wolfgang Meyer: Zwei Mitarbeiter backen auch sonntags, denn wir haben vor einigen Jahren, als das möglich wurde, den Sonntagsverkauf eingeführt. Das hat sich sehr bewährt! Die Kundschaft schätzt die Qualität vom Bäcker, immer mehr Leute erkennen wieder den Unterschied zwischen abgepackten Fertigbackwaren und frischer Bäckerware. Besonders, wenn es um die Haltbarkeit geht. Denn ein Bäckerbrötchen können Sie auch am nächsten Tag noch essen, eines aus dem Supermarkt ist dann schon steinhart!

SO: Wohnen ihre Angestellten auch am Sonnenberg?

Ronny Meyer: Die kommen von überall her. Wir bilden auch aus, aber es ist schwierig, Nachwuchs zu finden. Unter anderem sprechen dagegen unsere Arbeitszeiten als Bäcker. Wir haben zu dem Schulpraktikanten und machen Werbung für unseren Beruf. Es ist uns allerdings gelungen, zwei Bäcker zu finden, die das Sonntagsbacken übernehmen. Die haben wir bewusst ausgesucht, und die Mitarbeiter sind beide zufrieden mit der Arbeit am Sonntag. Dafür haben sie regelmäßig unter der Woche frei. Es lässt sich vieles arrangieren, wenn auf beiden Seiten ein Entgegenkommen vorhanden ist.

SO: Wie stellt sich denn aus Ihrer Sicht die Situation insgesamt am Sonnenberg so dar, wenn wir das mal pauschal fragen dürfen?

Wolfgang Meyer: Das Hauptproblem ist der Einwohnerschwund, den der Stadtteil zu erleiden hatte. Chemnitz hat insgesamt ja seit der Wende, trotz der Eingemeindungsgewinne, 85.000 Einwohner verloren. Und der Sonnenberg ist überproportional stark davon betroffen.

SO: Was sollte man nach ihrer Ansicht tun?

Wolfgang Meyer: Ein klares Statement: Weiter sanieren! Gut ist, dass der Stadtteil so ein Aushängeschild wie das Restaurant „Alexxanders“ besitzt, das eine gehobene Küche bietet und über die Stadtgrenzen von Chemnitz bekannt ist. Überhaupt, man sollte die existierenden guten Ansätze weiter verfolgen. Dazu zählt z.B. Herr Paus mit dem Bürgerverein, indem auch ich Mitglied bin. Die eingesetzte EFRE-Förderung ist natürlich ebenso ein Vorteil für den Sonnenberg. Sehr wichtig ist aber die grundsätzliche Einstellung zum Stadtteil. Man sollte ganz schnell von der ständigen Negativdarstellung wegkommen und fair mit dem Stadtteil umgehen!

SO: Bei Ihnen beiden möchten wir uns für das offene Gespräch bedanken und nehmen ein bisschen „Himmelblaues Flair“ mit auf den Heimweg!

Wer mehr wissen möchte, dem sei die Internetseite der Bäckerei ans Herz gelegt:
www.baeckerei-meyer-chemnitz.de

Es benötigte keine großartige Überredungskunst und wir erhielten die Gelegenheit, von beiden in der Backstube ein paar authentische Portraitfotos zu machen. Das Beste haben wir ausgewählt.