Vom Schlacht- und Viehhof Chemnitz zur Sachsen-Allee
Schon im Jahr 1857 regte sich zum ersten Male der Gedanke, an Stelle des aus dem Mittelalter stammenden „Kuttelhofes“, so wurde der erstmals 1506 urkundlich erwähnte Schlachthof damals genannt, ein neues Schlachthaus zu beschaffen.

Der alte Kuttelhof am Nikolaigraben (spätere Theaterstraße) / Ecke Falkeplatz (links), hinter den Häusern ist die Chemnitz | Sammlung: Eckart Roßberg
Die Frage, wer das neue Schlachthaus bauen sollte, ob die Stadtgemeinde oder die Fleischerinnung, verzögerte die Ausführung noch über 2 Jahrzehnte.
Die immer unhaltbarer werdenden Zustände der in den einzelnen Fleischereien betriebenen Kleinviehschlächtereien sowie 1879 zahlreich vorkommende Fälle von Vergiftungen durch den Genuss kranken Fleisches, zwangen zum Handeln.
Schließlich erwarb die Fleischerinnung mit Vertrag vom 24. Mai 1881 das 58.592 m² umfassende Areal am Wettinerplatz, heute Thomas-Mann-Platz, und die vom Stadtbaurat Eduard Hechler entworfenen Pläne wurden unter seiner Bauleitung umgesetzt. Die Bausumme betrug 1,6 Millionen Mark.

Schlacht- und Viehhof Chemnitz 1883 nach den Plänen von Stadtbaurat Eduard Hechler | Sammlung Eckart Roßberg
Am 4. Dezember 1883 wurde der Schlacht- und Viehhof Chemnitz eingeweiht. Er bestand aus zwei durch eine Baumallee voneinander getrennten Abteilungen, dem Schlachthof (rechts) und dem Viehhof (links), einem Eisenbahnanschluss und dem Gasthof, der heute noch als Musikschule am Thomas-Mann-Platz bzw. Musikhaus24 existiert.
Die beiden neben dem Haupteingang befindlichen Verwaltungsgebäude enthielten die hauptsächlichsten Geschäftsräume der Schlacht- und Viehhofsverwaltung. Zwischen ihnen befand sich eine auf einem Postament ruhende Monumentalgruppe des Berliner Bildhauers Heinrich Pohlmann, die Gewerbe, Handel und Landwirtschaft darstellt.
- Monumentalgruppe von Heinrich Pohlmann | Sammlung Eckart Roßberg
- Wettiner Platz mit Schlacht- und Viehhof um 1900 | Sammlung Eckart Roßberg
- Viehhof mit Eisenbahnanschluss (links) um 1900 | Sammlung Eckart Roßberg
- Schlachthof um 1900 | Sammlung Eckart Roßberg
Bedingt durch das Wachstum der Stadt, deren Einwohnerzahl sich von 103.000 im Jahr 1883 inzwischen auf 290.000 im Jahr 1910 erhöht hatte, wurden im weiteren Verlauf Landzukäufe notwendig, so dass 1928 das Areal mittlerweile auf 134.000 m² vergrößert worden war. Es erfolgten Neu- und Vergrößerungsbauten, u.a. eine Fleischkühlanlage mit Eisfabrik, eine Sanitätsanstalt, eine moderne Schweine-Schlachthalle, die Ausstattung der Großviehschlachthallen mit elektrischen Winden, größere Stallungen, eine Halle mit Klär- und Desinfektionsgruben, eine neue Pferdeschlächterei mit Kühlhaus und zuletzt die Errichtung einer Fleischgroßverkaufsstelle.

Fleischgroßverkaufsstelle (rechts) an der Kreuzung Dresdner-/ Frankenberger Straße Mitte der 1930er Jahre | Sammlung AG Sonnenberg – Geschichte
Die Grundfläche der Gebäude hatte sich somit von 12.000 m² auf 30.000 m² vergrößert.
Durch 14 Bombentreffer 1945 wurden u.a. 2.400 m² Kühlhalle zerstört.
Der Städtische Schlacht- und Viehhof wurde schließlich zum VEB Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb Karl-Marx-Stadt.
In den Jahren 1953 bis 1985 wurde der Betrieb erweitert. Als erstes errichtete man ein mehrstöckiges Kühlhaus, das noch steht.
Später folgten der Anschluss des Betriebes an die Fernwärmeversorgung (1972), die Inbetriebnahme einer neuen Rinderschlachtanlage (1977) und der Neubau einer Schlachtanlage für Kälber und Schafe (1985).
Nach 1990 musste der nunmehr als Fleischversorgung Chemnitz GmbH arbeitende Betrieb dann die EG-Normen umsetzen und so erfolgte 1991 als erstes die Übergabe einer Schweineschlachtanlage nach EG-Norm.
Nach Übernahme der Chemnitzer Fleischversorgung durch die Lutz Fleischwaren GmbH in Siegmar begann 1994 der Abbruch der Gebäude bis auf das noch vorhandene Kühlhaus und die beiden ehemaligen Verwaltungsgebäude.
- Abbruch des Schlachthofs 1994 – Blick von der Dresdner Straße | Foto: Hilmar Uhlich
- Abbruch des Schlachthofs 1994 – Blick vom Thomas-Mann-Platz | Foto: Hilmar Uhlich
Damit wurde Baufreiheit für den Bau eines Einkaufszentrums am Rand des Sonnenberges geschaffen. Die Grundsteinlegung für die zukünftige SACHSEN-ALLEE erfolgte am 17. Juni 1996.
Nur 16 Monate später, am 15. Oktober 1997, erfolgte bereits die Eröffnung.
Die Gesamtanlage mit 2 Geschäftsreihen auf 2 Etagen und einer zwischen den Geschäftsreihen befindlichen Baumallee wurde dem ehemaligen Schlacht- und Viehhof nachempfunden. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass die beiden ehemaligen Verwaltungsgebäude in alter Schönheit den Eingang der SACHSEN-ALLEE flankieren.
Die mit Abstand größte Umbauaktion war die Neugestaltung der Food-Lounge Area 2018.
- Abbruch der alten Area – 15.02.2018 | Foto Eckart Roßberg
- Die neue Food-Lounge Area – 18.10.2018 | Foto Eckart Roßberg
Im Herbst 2022 feierte die SACHSEN-ALLEE ihr 25-jähriges Bestehen und konnte da auch auf viele tolle Aktionen zurückblicken.

Projektplaner Jürgen Richter und Center-Manager Stefan Knorr beim 25-jährigen Bestehen | Foto Rico Hinkel, BLICK
Aber auch die Sonnenberger konnten sich in den zurückliegenden Jahren über einige Aktionen in der Sachsen-Allee freuen, z.B. Internationaler Künstlermarkt 2015, Ausstellung „Industrieller Sonnenberg“ der AG Sonnenberg 2015, Teilnahme von Kitas des Sonnenberges zum Thema „Wer hat die schönsten Ostereier“, z.B. „Rappel Zappel“, Kita Pestalozzistraße 33, Kita Tschaikowskistraße.

Ausstellung der AG Sonnenberg-Geschichte „Industrieller Sonnenberg“ – 10.-27.09.2015 | Foto Eckart Roßberg
Text: Eckart Roßberg
AG Sonnenberg-Geschichte
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