Ein Leitfaden zu Fördermitteln am Sonnenberg.

Foto: Tolga Cerci

Vor einigen Jahren saß ich – seit Januar 2023 Stadtteilmanager und zu der Zeit noch Kameramann/Regisseur – nach einem anstrengenden Tag mal wieder mit weiteren Einzelkämpfern, Glücksjägern und Kaumverdienern bei einem Bier im Lokomov zusammen. Da meinte ein Kollege aus dem Kontext gerissen: „Wisst ihr was? Das Geld liegt auf der Straße. Man muss es nur aufheben.“. Heute sehe ich auf der Straße vor allem bunte Herbstblätter. Vielleicht sehen Sie gerade Schnee oder Matsch auf der Straße und tatsächlich: Wenn es um Geld geht, kann der Kopf schnell mal matschig werden. Aber Scherz beiseite, natürlich hat die Aussage von dem Kollegen einen wahren Kern. 

 

Einer dieser „Das Geld liegt auf der Straße“-Quellen sind zweckgebundene Fördergelder und ich versuche das Thema mal zu „entmatschen“. Und zwar am Beispiel „Kreativachsen Verfügungsfonds“. In diesem speziellen Fall müssen bis zum Ende des Jahres noch 30.000 Euro raus, jedoch sind die Anzahl der Anträge noch mau. Der Text hier geht vom Stadtteilrat Sonnenberg aus und soll in 2024 hinein einfach dazu inspirieren, sich mit Fördergeldern zu beschäftigen. Dazu trafen sich einige Akteur:innen für einen initialen Ideenaustausch am 24.10. beim Lokomov und gingen von dort aus nach einer ersten Ideenfindungs-Runde ins KaffeeSatz. Aber eins nach dem anderen. 

 

Welche Geldquellen gibt es überhaupt? Hier die üblichen Verdächtigen: 

  • Bürgerplattform (40.000 Euro für primär nicht investive Projekte wie Feste und Angebote im Öffentlichen Raum; Fördergebiet Sonnenberg, Ebers- und Hilbersdorf). 
  • Verfügungsfonds des Stadtteilmanagements (10.000 Euro pro Jahr für investive Mikroprojekte bis 2000 Euro; vorzugsweise für Projekte/Maßnahmen benötigte Sachgegenstände, aber auch sowas  wie Kunst im Öffentlichen Raum o.ä.; Thema Belebung des Sonnenbergs. Wahrscheinlich der niederschwelligste Topf.). 
  • Lokale Aktionsplan kurz LAP (ca. 100.000 Euro für hiesige Projekte; Thema: Demokratieförderung und Demokratiebildung sowie Gewaltprävention; der Hang zur Kultur wurde damit z.B. teilfinanziert). 
  • Kreativachsen Verfügungsfonds (bis 2025 ca. 87.000 Euro, bis Ende 2023 noch 30.000 Euro auszahlbar). 
  • Bürgerstiftung Chemnitz (Mikrofonds „Durchstarter“ zur Vereinsstärkung; Gelder wie Aufwandsentschädigungszahlungen, Präsente, Weiterbildungen oder auch investive Maßnahmen). 
  • Bürgerstiftung Dresden (Geldtopf „Wir für Sachsen“; Ehrenamtspauschalen) 
  • Kulturförderung der Stadt Chemnitz (bis zu 2000 Euro; für kurzfristig entstandene Projekte wie Veranstaltungen, Ausstellungen, Filme, künstlerische oder kulturelle Bildung, Theater- und Musikprojekte, interkulturelle Arbeit u.ä.) 
  • Sozialamt (die Räumlichkeiten vom Café International werden z.B. darüber gefördert). 
  • ESF & EFRE (Europäische Geld; ESF-Beispiel: Bauspielplatz vom AJZ). 
  • Stiftungen wie z.B. Aktion Mensch. 
  • Spenden von der GGG und SWG für z.B. nachbarschaftliche Feste/Aktionen. 
  • Sponsoren: Volksbank, Sparkasse u.ä.. 

 

Was kam bei der Begehung am 24.10. heraus? 

Mark vom KaffeeSatz meinte, man könnte als gemeinsames Akteur:innen-Projekt eine intelligente Karte vom Sonnenberg konzipieren und umsetzen, die sowohl Ausgeh-Tipps und Infomaterial vom Geschichtsverein enthält (Letzteres war eine Anregung vom Sonnenberg-Chronisten Eckart Roßberg). Dies am besten mit der Möglichkeit der Mehrsprachigkeit und Barrierefreiheit. Sowohl digital, als ausdruckbarer Flyer, wie auch als interaktive Schilder, die an markanten Stellen aufgestellt werden. Laut Selina Müller vom Klub Solitaer gibt es bereits eine Karte, die von Stephanie Brittnacher entworfen und für den Hang zur Kultur verwendet wurde. Auch gäbe es weitere Projekte im Hintergrund wie ein geplantes Leitsystem, vielleicht ließe sich hier was zusammen bringen? Genau für diesen Austausch zwischen Tür und Angel sind solche Begehungen wie am 24.10. kostbar. 

 

Katharina Weyandt (Stadträtin für die Grünen & langjährige Redakteurin der Stadtteilzeitung) brachte ein weiteres Thema ein. Hier ging es um die Frage, wie man für den Kreativachsen Verfügungsfonds 50 % Eigenmittel zusammen bekommen könnte. Katharina merkte an, dass die Stadt einen Fassadenbegrünungs-Topf hat, wo für Einzelprojekte 2500 bis 7500 Euro zur Verfügung stehen. Vielleicht ließe sich dieser mit dem Kreativachsen Verfügungsfonds kombinieren? Tatsächlich war es für die meisten neu, dass man für den Kreativachsen Verfügungsfonds den benötigten Eigenanteil (bis zu 50 %) andere Nicht-Bundesmittel-Töpfe theoretisch als Drittmittel verwenden darf. Dies wurde z.B. für die kommende Weihnachtsfeier am 02.12. so gemacht: 50 % Kreativachsen Verfügungsfonds und 50 % Bürgerplattform. Wer hier Fragen hat, am besten mal mit der Kreativachse direkt Kontakt aufnehmen (z.B. Holger Diehnelt oder Marcus Bauerfeind). 

 

Jamie von dauntenrum brachte Veranstaltungsideen ein, dass man die noch leerstehenden Räumlichkeiten der Kreativachse mit Licht-Kunst sichtbar machen könnte. Paul Vogel hatte dazu den Einwurf, dass sich vielleicht feste Kunst-Schaukästen in den Fenstern integrieren ließen, so könnte man evtl. besser die Fonds-Richtlinien einer dauerhafteren Zugänglichkeit für die Anwohner:innen erfüllen. Oder dauerhafte Lichtinstallationen? 

 

Ein Gast von dem Kampfsportverein Racoon Crew e.V. wollte einfach mal reinschauen, da der Verein überlegt, zum Sonnenberg zu ziehen. Mit ihr (Spitzname Torte) und Jamie ging ich noch weiter zu den neuen Räumlichkeiten von IZDA, wo der Austausch fortgeführt wurde. Hier steht z.B. ein Einweihungsfest an, was auch mit Fördermitteln teilfinanziet werden könnte. Es wäre an der Stelle zu viel, alle Ideen einzeln durchzugehen. 

 

Diskussionsinhalte waren: 

  • Veranstaltungen 
  • Karten, Schilder & Plakatwände 
  • Begrünung und Fassadengestaltung

    Foto: Tolga Cerci

  • Personal wie z.B. ein Gewerbe- und Integrationsmanager 
  • Ausbau der Räumlichkeite & Angebotserweiterung der Akteur:innen 
  • öffentliche Festinstallationen wie Tischtennisplatten und Sitzgelegenheiten 

 

Wie steigert man seine Chancen auf eine Bewilligung von Anträgen? 

Wer einen Antrag stellt, muss ich darüber klar werden, dass es um Formulierungen geht. Beispiel: Der KaffeeSatz hat 2023 beim Verfügungsfonds vom Stadtteilmanagement Geld für einen neuen Kühlschrank beantragt und dies so argumentiert: „Unser alter Kühlschrank macht komische Geräusche und wir gehen davon aus, dass er es nicht mehr lange macht. Für die Gastro ist er aber unerlässlich. Zudem verbraucht er sehr viel Strom. Wir benötigen deshalb einen neuen Kühlschrank, der nebenbei energieeffizienter ist“. Ein normaler Mensch würde sagen „Klingt logisch“, ABER der Antrag hatte so wenig Chancen durchzukommen. Die richtige Formulierung in dem Fall lautet: „Im Projektzeitraum X wird es Y Veranstaltungen geben, wo sich Z Menschen beteiligen und so und so viele Menschen erreicht werden. Für die Durchführung von den geplanten Veranstaltungen brauchen wir einen neuen Kühlschrank.“ Dieser Antrag ist auch durch gekommen. 

 

Mein Tipp also zum Abschluss: Fragt die jeweilige Fondsverwalter:in, was bei Entscheidungen häufig die Streitpunkte sind. Das können wertvolle Informationen sein, um a) ellelang idealistische Eigenlogik-Text einzusparen und b) direkt das zu treffen, was gefördert wird. Zu weiteren Themen wie „Chanceneinschätzung“, „Deadlines“ u.ä. in der nächsten Stadtteilzeitung mehr. Viel Erfolg. 

PS:  Für das Jahr 2024 sind noch Fördermittel in Höhe von 80000 € kommunale  LAP – Mittel und über die Kreativachse über 40000€ abrufbar. Anträge für LAP – Mittel können noch bis zum 15.01.2024 gestellt werden.