Bilder im Dialog – Dialog der Bilder
Die Sonnenstraße – eine grüne Oase
Blick von einem Balkon an der Sonnenstraße, Bleistiftzeichnung von Birgit Meier
Die Stadt Chemnitz wird als „Stadt der Moderne“ bezeichnet. Sie bietet viele unterschiedliche Wohnquartiere. Nicht weit von der Innenstadt liegt der Sonnenberg. Hier trifft man auf sehr schöne historische Bausubstanz neben kreativ gestalteten Neubauten. Seit einem reichlichen Jahr gehöre ich zum Malverein Atelier 8-80 e.V. Wir treffen uns jede Woche dienstags zum Malen im Atelier auf dem Sonnenberg oder an verschiedenen Orten im Stadtgebiet. Der Platz vor dem Sonnenberger Bürgerzentrum gefiel mir sehr gut. Er zeichnet sich durch moderne Wohnbauten aus und bietet mit seiner Litfaßsäule doch einen gewissen Altbaucharme. Die Litfaßsäule aus dem historischen Erbe vereint sich auf dem Bild mit dem modernen Lebensstil. Es wurde an viel Grün gedacht, wie Bäume und Rasenflächen. Auch ein Balkon darf heute nicht mehr fehlen. Von vielen Städtern wird er im Sommer wie ein zweites Wohnzimmer genutzt. Dieser Platz auf meinem Bild befindet sich nur fünf Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt und ist frei vom Autoverkehr. Ich empfinde ihn als verkehrsberuhigte, grüne Oase zum Verweilen und Entspannen. Vielleicht hat der eine oder andere nach einem Stadtbummel auch mal das Bedürfnis, hier eine kleine Pause einzulegen und auf einer Bank Ruhe zu finden.
Birgit Meier, Atelier 8-80.
Blick von einem Balkon an der Sonnenstraße, Zeichnung von Stephan Weingart
Was für ein Kontrast zu früher! Der Sonnenberg war das Viertel der Stadt, wo sich Mietskasernen ohne Wohnkomfort an Straßen ohne jegliches Grün aneinanderreihten, mit der Aussicht auf triste Hinterhöfe. Das galt auch für die ab 1856 angelegte Sonnenstraße. Und wie eng man wohnte: Anfang des 20. Jahrhunderts war der Sonnenberg der Stadtteil mit der höchsten Wohndichte in Chemnitz, hier mussten 917 Menschen auf einem Hektar Wohnfläche leben (und miteinander auskommen), während der städtische Durchschnitt wesentlich entspannter bei 159 Menschen lag. In einem Haus lebten hier im Schnitt 50 Personen, teilweise lagen die Zahlen wesentlich darüber. Lediglich die grünen Lungen Körnerplatz und Lessingplatz verschafften dem Stadtteil etwas „Luft“. Zu dem geringen Wohnkomfort mit „Plumpsklo“ auf halber Treppe kam zu DDR-Zeiten noch der Verfall der Bausubstanz. Doch den achtziger Jahren muss man zugutehalten, dass anstelle der Mietskasernen neue Wohnbauten entstanden und einfache Sanierungen der Gründerzeithäuser vorgenommen wurden. Im Januar 1989 verschwanden die ältesten Gebäude am Anfang der Sonnenstraße. So gehört die begrünte Fußgängerzone der Sonnenstraße noch heute zu den vorzeigbaren „Ecken“ nicht nur des Sonnenberges, sondern unserer ganzen Stadt. Durch die Werterhaltungsmaßnahmen bis 2008 haben die Plattenbauten der GGG und SWG um die Sonnenstraße, Martinstraße und Jakobstraße weiter an Komfort gewonnen und bieten einen freundlichen Anblick. Darüber kann man sich übrigens auch an einer Infostele in der Nähe der Litfaßsäule informieren, an der unsere Arbeitsgruppe mitgewirkt hat.
Stephan Weingart, AG Sonnenberg-Geschichte.
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