Bilder im Dialog – An der Hofer Straße
Beim Treff unseres Malvereins 8-80 e.V. auf dem Sonnenberg in freier Natur ging ich auch auf die Hofer Straße, um ein geeignetes Motiv zum Malen zu finden. Dabei sah ich in Richtung Fürstenstraße. Besonders fiel mir die Riemann-Villa auf, ein prächtiger Bau aus der Gründerzeit. Daneben steht die ehemalige „Fahrzeugelektrik“, die nach Jahren des Leerstands und teilweisen Verfalls zu einem modernen und imposanten Wohnquartier neu gestaltet wurde. Die Kleingartenanlagen gegenüber und weiter unten sorgen für frisches Grün und gute Luft. In Richtung Heinrich-Schütz-Straße stehen rechts und links der Straße imposante Gründerzeithäuser, erbaut zwischen 1900 und 1910. Die reichen Verzierungen an den Häusern, zum Großteil aus Hilbersdorfer Porphyrtuff, haben mich sehr beeindruckt, besonders die Häuser Nr. 43 und Nr. 26. Als Gegenstück gibt es Gebäude aus den dreißiger Jahren, sehr schmucklos, aber zweckmäßig. Wie oft fährt man hier die Straßen entlang und übersieht, wie viele schöne Häuser es doch auf dem Sonnenberg gibt, ebenso in anderen Teilen unserer Stadt. Chemnitz ist schon sehenswert und auch liebenswert.
Irene Werner, Atelier 8–80 e.V.
Die elegante Jugendstilvilla in der Hofer Straße 25 entwarf der Chemnitzer Architekt Wenzel Bürger. Sie entstand 1908 für den ältesten Sohn des Fabrikbesitzers Hermann Riemann, Otto Riemann. Was wäre aber die Riemann-Villa ohne ihr Pendant, den schlichten Riemann-Turm, der als Wahrzeichen des Sonnenbergs erhalten werden konnte? Er stammte gleichfalls von Wenzel Bürger und entstand 1912 mit dem Erweiterungsbau der Fabrik an der Hofer Straße. Nicht genutztes Bauland verpachtete damals der Begründer der „Fahrzeugelektrik“, Hermann Riemann, an Betriebsangehörige, so wuchs im Umfeld der Villa die erste Kleingartenanlage auf dem Sonnenberg. Die Gartenanlage gegenüber von Villa und Fabrik war aus der Not geboren; sie diente während des Ersten Weltkriegs der Selbstversorgung. Ursprünglich war hier als „Humboldtplatz“ ein Stadtplatz vorgesehen.
Die Hofer Straße mit ihren Jugendstilbauten mutet wie eine Leistungsschau der Steinmetzen an, die dem Porphyrtuff aus dem Zeisigwald mit seinen unterschiedlichen Farbgebungen reizvolle Ornamente entlockt haben. Hinter diesen repräsentativen Fassaden waren einst unter anderem Offiziere der nahen Garnison, Beamte und Lehrer zu Hause. Die Gebäude, die zum Glück nur im unteren Teil der Straße den Krieg nicht überstanden haben, sind nach der Wende schön saniert worden.
Ursprünglich hieß diese Straße übrigens Dietzelstraße, nach dem Grundstücksbesitzer Theodor Dietzel, der hier das Baugelände erschloss und eine Ziegelei weiter oben, zwischen Beethovenstraße und Sebastian-Bach-Straße, betrieb. Zu DDR-Zeiten bekam sie den Namen Fritz-Heckert-Straße, nach dem gelernten Maurer und KPD-Funktionär. 1991 wurde sie in Hofer Straße umbenannt und ordnet sich damit in die umliegenden Straßen ein, die ebenfalls nach Städten in Bayern benannt sind.
Stephan Weingart, AG Sonnenberg-Geschichte
Schreibe einen Kommentar