Zusammen Raufen – Weil der Sonnenberg Freundschaft kann
Wisst ihr, was 2024 für mich das schönste Erlebnis war? Nicht der Rekord beim Frühjahrsputz mit 600 Beteiligten aus der Soziokultur – ob Schulen, Kindergärten, Wohlfahrtsverbände oder kleine Vereine. Nicht das Sommerfest Hang zu den Kulturen oder der doppelt bis dreifach so gut besuchte Kiezweihnachtsmarkt. Und das waren schon wirklich schöne Dinge. Nein. Sondern dass immer mehr Menschen dem Stadtteilmanagement vertrauten und das Bürgerzentrum als sicheren Ort für sich entdeckten – ganz selbstverständlich, als wäre es das Normalste der Welt.
Ich erinnere mich an eine starke Rede von Fatima, einer Frau afghanischer Herkunft. Sie sieht sich selbst als Feministin und trägt kein Kopftuch. Nach dem Anschlag auf einen deutschen Polizisten in Mannheim sprach sie über ihre Trauer und Wut – vor einem Publikum, in dem auch Afghaninnen mit Kopftuch und andere Interessierte saßen. Die Atmosphäre war geprägt von Respekt und Anteilnahme, ein berührender Moment. Seither trifft sich die Gruppe zweimal pro Woche im Bürgerzentrum und leistet von sich aus Freundschafts- und Integrationsarbeit.
Dann denke ich an syrische Jugendliche, mit denen ich mich zufällig anfreundete. Als Anneliese wieder einmal die Stadtteilzeitungen verteilte, begannen einige von ihnen spontan, ihr beim Sortieren zu helfen. Sie schwärmt noch heute davon, wie freundlich das war. Zwei der Schüler leisteten später Sozialstunden bei mir ab, halfen auch beim Saubermachen der Straße – und inzwischen werden uns Geburtstage gefeiert oder Hausaufgaben erledigt.

Ukrainisches Kindertheater „Sonnenhüte des Lebens“ auf dem Hang zu den Kulturen 2024. Foto: Tolga Cerci“
Oder das ukrainische Kindertheater mit dem Namen Sonnenhüte des Lebens, das mich fragte, ob ich mir eine ihrer Impro-Runden ansehen wolle. Seit anderthalb Jahren treffen sich rund 30 ukrainische Jugendliche zweimal wöchentlich – entweder im KiWi in der Martinstraße 28 oder im Bürgerzentrum –, um ihre nächsten Auftritte zu planen. Hier können sie für einige Momente ihre Sorgen vergessen.
Was soll ich sagen? Ich bin sprachlos. Es zeigt mir, dass es auch anders geht. Dass nicht immer ein Konzept oder eine Absicht dahinterstecken muss. Sondern dass sich Menschen an einem Ort zusammenfinden, an dem sie sich sicher fühlen. Und ist es überhaupt so wichtig, warum das so ist? Vielleicht reicht es manchmal, einfach aufzublicken, sich umzusehen – und dankbar zu sein.
Tolga Cerci (Stadtteilmanager)
Fotos: Tolga Cerci
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