Wie wird beim Bahnhofsumbau das Problem der Untertunnelung gelöst? Nach dem Artikel heute in der Freien Presse scheint die Planung des direkten Zugangs von der Dresdener Straße in den Bahnsteigtunnel zu stocken. Tunnel-Kunst_kleinStadtteilmanagerin Elke Koch ist darüber seit langem mit dem Tiefbauamt im Gespräch. Gefordert wird eine barrierefreie Durchgängigkeit für Fußgänger und Radfahrer – und zwar ohne Absteigen. Wichtig ist auch Ihre Meinung dazu.

Was bisher geschah:

Am 10. Mai 2011hatte sie dazu Tiefbauamtsleiter Bernd Gregorzyk und Bahnmanager Dietmar Lippert eingeladen. Da plädierten die Radfahrer schon für einen Beibehalt der „Bazillenröhre“. Erfolg: Seitdem ist der Tunnel fast ausnahmslos gut beleuchtet. Zum Nachlesen: Stadtteilzeitung_2011_2 3,7 MB

Zuletzt wurde das Thema am 22. Oktober 2012 bei einer Veranstaltung zum Radverkehrskonzept diskutiert. Dort ist die „Röhre“ fest eingeplant. Hier der Text aus dem Sonnenberger 4/2012

Mit dem Rad unterwegs

Gerd Fiedler fuhr vor das Lesecafé Kaffeesatz und war schon mitten im Thema der Veranstaltung zum Chemnitzer Radverkehrskonzept: Wo kann er sein hochwertiges Rad sicher anschließen, außer an Laternenmasten oder am Zaun gegenüber? Ein gutes Dutzend Interessierte war am 22. Oktober der Einladung von Stadthalten e. V. gefolgt, die Bedingungen für die Mobilität per Rad auf dem Sonnenberg zu testen und zu diskutieren. Der Stadtrat hatte 2009 den Auftrag für eine Radverkehrskonzeption erteilt. In diesem Sommer hatten Bürger die Möglichkeit, ihre Hinweise und Anregungen dazu abzugeben. Stadtteilmanagerin Elke Koch hatte mit dazu aufgerufen, sich zu den für den Sonnenberg wichtigen Teilen zu äußern. Aber die Zeit, zumal in den Ferien, war viel zu kurz, hatte Eckard Heumeyer von Stadthalten e. V. kritisiert. Aus einem Mailwechsel mit Michael Focken, dem Fahrradbeauftragten der Stadt, entstand die Einladung auf den Sonnenberg.  Der Termin war bewusst in die „Woche der Demokratie“ gelegt worden, denn, so Heumeyer, aus „demokratiehygienischen Gründen“ sollte ein drei Jahre lang erarbeitetes Konzept dem Bürger nicht nur wenige Wochen lang vorgelegt werden.

Focken und seine Kollegin Susann Michel – selbst Sonnenbergerin – nahmen sich vier Stunden Zeit für das Gespräch. Und sind  weiter offen für Bürgeranregungen: „Ich habe noch keine Stellungnahme weggeschmissen“, betonte Focken. Mit den Maßnahmen des Konzepts soll gegenüber 2008 die doppelte Menge der täglichen Wege der Chemnitzerinnen und Chemnitzer bis 2020 mit dem Rad zurückgelegt werden – auf 12 Prozent. Aktueller Bundesdurchschnitt sind 16 Prozent. „Chemnitz soll eine ‚Fahrradfreundliche Stadt‘ werden, eine Stadt also, in der die Bedingungen dafür stimmen, oft und mit Spaß Rad zu fahren.“ Dazu gehören auch Radabstellanlagen auf dem neusten Stand der Technik, wo man den Rahmen des Rades anschließen kann, mit genügend Abstand. Zum Beispiel werden solche niedrigen engen Spiralen wie vor dem Einkaufszentrum Sachsenallee in dem Konzept, das ein externes Büro angefertigt hatte, als ungeeignet kritisiert. „Sieht schick aus“, meinte Focken: „Aber man stelle sich so etwas Ungeeignetes bei einem Parkhaus für Autos vor!“ Am Bahnhof soll in dem umgebauten Wasserturm möglicherweise ein Fahrradparkhaus entstehen, versprach er auf Rückfrage von Elke Koch.

Kern des Konzepts ist ein dichtes Radverkehrsnetz mit gut befahrbaren Hauptverbindungen zwischen allen Stadtteilen. Als die Gruppe zu Beginn eine Radtour quer über den Sonnenberg  unternahm, zeigten sich viele Hindernisse wie Einbahnstraßen und künstliche Sackgassen. In einem Gesamtkonzept soll die Benutzung nach der ab 2013 geltenden Straßenverkehrsordnung freigegeben werden, so die Perspektive Fockens. Die unterschiedlichen Radler – Mutter mit Kindern, Studenten, Berufstätige, eine Seniorin, sportliche und langsame Fahrer – brachten ihre unterschiedlichen Sichtweisen ein. Die Sebastian-Bach-Straße mit erneuerter Asphaltdecke vorbei am Lessingplatz über die Uhlandstraße war eine Route, die allen gefiel. Nutzt man auf der anderen Seite die Fürstenstraße, auf der nach dem Konzept ein Fahrradschutzstreifen angebracht werden soll? Wie gelangt man von der Augustusburger Straße aus auf den Sonnenberg? „Faktisch fährt man Treppen“, so ist auch Michael Fockens Erfahrung, statt eine Steigung auf geradem Wege anzugehen. Jedenfalls mit einem Fahrrad ohne Elektromotor.

Der wichtigste Punkt für Radler auf dem Sonnenberg ist die Querung der Bahn. Was wird mit der Bazillenröhre? Laut dem Konzept wird sie zusätzlich zu einem bis zur Dresdener Straße verlängerten Bahnsteigtunnel erhalten. Michael Focken erläuterte: „Wir haben recherchiert, es gab nur zwei mal in Deutschland eine gemeinsame Benutzung eines Bahnsteigtunnels für Fußgänger und Radfahrer, zum Beispiel in Rostock. Die waren breiter als bei uns, aber beide Male wurde das wieder aufgegeben, weil sich die Fußgänger von den Bahnsteigen kommend und die Radler gegenseitig behinderten.“ Anderenfalls sorge er sich, dass erst die Bazillenröhre mit Hinweis auf den neuen Bahnsteigtunnel geschlossen würde und dann die Durchfahrt für die Radler gesperrt würde. „Und dass die Radfahrer absteigen, ist keine Option“, betonte er. Damit hatte er alle Anwesenden auf seiner Seite. Anwohner Jörg Pätzold hatte noch einen Wunsch: „Wir haben neulich eine Radtour gemacht. Da fehlte aber nach der Bazillenröhre eine gute Verbindung zum Chemnitztalradweg.“ – „Das ist etwas für die Planungen der nächste  Jahre“, meinte Focken.  Zur Zeit werden mit Sorgfalt die rund 400 eingesandten Hinweise geprüft.