Europäisches Nachbarschaftsfest 2013
Vormittags Sonnenschein – zum Fest am Nachmittag Wolken, Kälte und immer mal wieder Regen. „Ideal“ für unser Straßenfest. Aber es hat funktioniert – wir konnten den früheren Schleckerladen nutzen und im Trockenen und Warmen feiern – Danke an die SWG! Das Bühnenprogramm war anregend und klasse – vom Grundschulchor, über den Showtanz von Schülerinnen aus Usti bis zum indischem Tanz der Gruppe Sinjini. Nur die Rockband ZAR kam nicht recht zum Zuge – zu laut für unseren improvisierten Festraum. Aber ihre Kostprobe machte Lust auf mehr!
Einige wie die Bogenschützen, das Torwandschießen und der CPSV sowie natürlich das Pony-Reiten trotzten dem Wetter und blieben draußen. Aber auch sie hatten durchgehend reichlich zu tun.
Ein großes Dankeschön an alle Mitwirkenden, auch an unsere Vereine, die Stände mit Angeboten vom Filzen, Malen, Europa-Quiz bis zum Blumen pflanzen oder Basteln und mehr gestalteten.
Die Besucher, die sich nicht vom schlechten Wetter abschrecken ließen, hatten viel Freude.
Bereits am Vortag und am Vormittag hatten wir mit unseren Gästen aus Usti, Tampere und Vilnius einen interessanten Erfahrungsaustausch über die Themen Sport, Kultur und Stadtteilentwicklung. Leider nutzten wenige Chemnitzer diese Möglichkeit, über den Tellerrand zu gucken und Anregungen zu bekommen. Eine Projektidee zur weiteren Zusammenarbeit ist entstanden – auch die Lust dazu. Schaun wir mal.
Zum Gelingen des Festes trugen bei: EU-Stelle Chemnitz, Stadteilmanagement Sonnenberg, Stadtteilrunde Sonnenberg, SWG, Bäckerei Meyer, GGG, CPSV, CFC. DANKE! Gefördert wurde unser Nachbarschaftsfest durch das EFRE-Programm.
Der Sport stand in diesem Jahr im Mittelpunkt beim internationalen Austausch
des Europäischen Nachbarschaftsfestes.
Aus Gold und Silber, auch aus Kupfer, Holz und Glas – über achtzig Pokale und Trophäen füllen eine Schrankwand beim Chemnitzer Polizeisportverein (PSV). Geschäftsführerin Ina Manig und Pressewart Reinhard Walther stellen den Gästen ihren Verein vor:
1920 gegründet, ist er einer der zwanzig größten Sportvereine in Sachsen und der zweitgrößte in Chemnitz. Nur noch 5 Prozent der 1.500 Mitglieder sind bei der Polizei, aber die Nutzung der Anlagen täglich von 7 bis 16 Uhr durch Polizei und Zoll bringt Geld in die Kasse.
Der Sportplatz und die elf Jahre alte Dreifeldersporthalle am Rande des Zeisigwalds sind danach vor allem dem Freizeitsport gewidmet, aber etwa in den Sektionen Radsport und Volleyball wird auch Leistungsport betreiben.
Fast die Hälfte der Aktiven sind Kinder und Jugendliche, viele aus anderen Ländern. “Russland, Kasachstan, Türkei, Bulgarien, Aserbeidschan, Spanien, Ungarn …”, zählt Desislava Atanasova auf.
Die gebürtige Bulgarin ist als ehrenamtliche Integrationsbeauftragte tätig. Sie ist in der Ausbildung zur Erzieherin und gerade im Praktikum der Chemnitzer AG In- und Ausländer. Der PSV ist Stützpunktverein im Programm “Integration durch Sport” des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Dass Migranten gemeinsam mit ihren deutschen Mannschaftskameraden erfolgreich sind, erster und dritter Landesmeister werden wie in der Rhytmischen Sportgymnastik oder deutscher Meister wie im Judo, das fördert gleichzeitig das Miteinander.
Häufig sind sie auch im Turnen, Schwimmen, Fußball und Kampfsport vertreten.
Auch die Partnerstadt Usti baut ihrem Fußball-Club ein Stadion Beim CFC wurden die Gäste über Aktivitäten zu Antirassismus und Gewaltprävention informiert.
Dazu werden sie zuerst in die Fanhalle geführt. Christian Happel, inzwischen zum Geschäftsführers der CFC-Marketing GmbH befördert, erklärt den Ansatz des Fanprojektes des CFC: „Die Fans anzusprechen, ihnen zu helfen, sich zu organisieren, eine Fanecke im Stadion, gemeinsame Fahrten zu Auswärtsspielen, Workshops gegen Gewalt und Rassismus.“
Der Deutsche Fußballbund sowie Stadt und Land teilen sich die Kosten. In Chemnitz sind zwei junge Frauen in dem von der Arbeiterwohlfahrt getragenen Projekt tätig.
Gerade werden neue Fahnen genäht und bemalt. Zuzana Kailová, stellvertretende Oberbürgermeisterin von Usti nad Labem, lässt sich von einigen Fans erklären, wie sie Vorlagen per Beamer auf das Tuch übertragen und dann mit himmelblauer, weißer und schwarzer Farbe ausmalen.
„Usti – Partnerstadt?“ wird sie gleich zugeordnet. Auch Usti baue ein neues Stadion für ihren Club, erzählt sie mittels ihrer Dolmetscherin. Der Club spiele in der ersten tschechischen Liga und konnte wegen baulicher Mängel nicht in die Champions League aufsteigen. Auf Nachfrage erfahren die Chemnitzer Gastgeber am Tag darauf, dass eine Privatfirma das Stadion baut und die Stadt über 10 Jahre 6,7 Millionen Euro dafür zahlt. Umgerechnet auf die Zahl der 4.500 Zuschauerplätze im Verhältnis ungefähr das gleiche wie Chemnitz, meint Grit Stillger, Abteilungsleiterin Stadtentwicklung.
Happel gibt weiter Einblick in den CFC und seinen Förderverein, über die Kindergartengruppen, die täglich zu einer kostenlosen Trainingseinheit abgeholt werden, die Junioren- und Frauenmannschaften bis zu der seit 2009 bestehenden Blindenfussballmannschaft: „Von den 350 Kindern und Jugendliche des Vereins werden wenige Profis, es ist wichtig, ihnen Werte mitzugeben.“
Das sei auch Jugendarbeit. Genauso wie die Arbeit der Mitarbeiterinnen des Fanprojektes, die mit Workshops zu Themen wie Gewaltprävention in Schulen und Jugendeinrichtungen unterwegs
sind.
Engel in Vilnius
Dass Sport auch Kunst sein kann, zeigte am Samstag Jolita Ivanova vom Kulturzentrum Vilnius aus Litauen. Bei einem Festival mit Partnern aus den USA und Asien wurde neben traditionellem Kampfsport auch die Kochkunst integriert. Interesse bei den Chemnitzern weckte auch eine verschmitzt lächelnde moderne Engelsfigur, die überall in der Stadt postiert ist, wo man auf Häuser oder Plätze besonders aufmerksam machen will. Das wünschte sich Fleischer Thiele auch für Chemnitz.
Einen speziellen Kunst-Rundgang hatte Dmytro Remestvenskyy organisiert.
Ein Projekt zur Integration von Migranten könnte gemeinsam entwickelt werden.
Tampere baut Rad- und Fußwege
Wie man ein Stadtviertel mit Plattenbauten so umgestaltet, dass es nicht monoton wird und die Leute wieder anzieht, dabei die „Bewohner in ihrer Selbstdarstellung unterstützt“, führte Raija Mikkola aus, Stadteilmangerin und Architektin aus der Stadtplanung von Tampere. Anders als der Sonnenberg – mit zwei Seen, und mit Bevölkerungszuwachs in der Gesamtstadt – und doch mit ähnlichen Herausforderungen: Leerstand, Sanierungsbedarf von Wohnungen, Ziel der CO2-Reduzierung, weswegen das Rad- und Fußwegenetz verbessert wird, mit Ideen für Gartenflächen für alle Generationen zum Erleben von Natur und zur Selbstversorgung, um nur Beispiele zu nennen.
Offene Sportplätze
Gute Beispiele gab es auch aus der nächstgelegenen Partnerstadt Usti nad Labem.
Hier wurde konkret nachgefragt. Die Partner berichteten, dass die Sportplätze an den Schulen nachmittags für Sport und Spiel offen stehen. Und der Vandalismus?
Honorarkräfte, meist Angestellte der Schulen, würden stichprobenmäßig kontrollieren und mit der Polizei zusammen arbeiten. „Bei geschlossenen Plätzen gibt es eher Vandalismus als bei offenen“, ist
ihre Erfahrung.
Europa-Turnier im Blindenfussball 2014 in Chemnitz?
Ob vielleicht im nächsten Jahr ein europäisches Sport-Event in Chemnitz organisiert werden kann – ein Blindenfussball- Turnier?
Die Idee brachte die Behindertenbeauftragte Petra Liebetrau zum Abschluss ein. Und warf einen Spezialball mit eingebauter Rassel in die Runde.
Schließlich ist jedes Jahr am 5. Mai der Internationale Tag der Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Oder das Fest erweitern mit anderen Sportarten behinderter und nicht behinderter Menschen aus den Partnerstädten und darüber hinaus?
Als ersten Schritt haben die Vertreter von Usti versprochen, in ihrer Stadt geeignete Partner zu finden.
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