Einige Hundert neue Facebook-Freundschaften, ein erfolgreicher Antrag bei „Hoch vom Sofa!“, der dringende Wunsch nach weiteren Treffen mit den tschechischen Jugendlichen – das sind die ersten Ergebnisse des seit Februar laufenden deutsch-tschechischen Beteiligungsprojektes Meine.Deine.Unsere.Stadt. Auch Jugendliche vom Sonnenberg machen mit.Sabrina, Maria, Nadine, Jasmin, Kevin, Philipp, John und Benni treffen sich in loser Folge mit Betreuerin Anja Hüttner, um sich mit ihrem Stadtteil zu beschäftigen. Sie alle wohnen hier, gehen hier zur Schule oder besuchen regelmäßig das JugendMedienZentrum Bumerang. Parallel trifft sich eine weitere Gruppe von Jugendlichen an der Unteren Luisenschule, betreut von Franzi Stange von den Medienmachern des AGJF e.V.

Berg besteigen in TschechienZusammen waren sie im April Gastgeber für 14 Jugendliche aus Bilina, denen sie ein Wochenende lang Chemnitz und den Sonnenberg gezeigt haben. Beim Gegenbesuch konnten sie die Stadt Bilina kennen lernen, für einige war es sogar die erste Fahrt ins Ausland. Sabrina, 13,  erzählt: „Es war sehr schön in Bilina. man hat viel über diese Stadt erfahren. Chemnitz ist ganz anders als Bilina, grade die andere Sprache. Sie haben kein deutsches Geld, man musste es auch erst umrechnen. So kann man sehen wie es woanders ist.“

Von Stadtteilmanagerin Elke Koch lernten die Jugendlichen im Anschluss einiges über Beteiligungsmöglichkeiten vor Ort und über aktuelle Fragen der Stadtentwicklung am Sonnenberg. Auch der Bürgerhaushalt der Stadt Chemnitz war schon Thema einer Veranstaltung.

Besonders spannend ist jedoch die Möglichkeit, eigene Projekte im Stadtteil anzuschieben. Deswegen wurde von den Teilnehmern ein Antrag bei „Hoch vom Sofa!“ gestellt. Titel: „Mädchen machen sich stark für Mädchen“. Anfang Mai kam die Zusage der Fördermittel.  Maria, 15, eine der Antragstellerinnen, erklärt: „Wir wollen mit dem Projekt erreichen, dass weniger Mädchen an sich selber zweifeln. Dass sie Gleichartige zum Reden haben und wir mit ihnen Angebote durchführen können. Um ihr Selbstvertrauen zu stärken, und vielleicht mehr an ihre Träume und Ziele zu glauben. Wir wollen dass sie sich z. B. zu Hause fühlen und sich freuen mal was zu unternehmen, was sie so noch nicht hatten, was sie sich so selber nicht getraut hätten, wie Tanzen, Selbstverteidigung, das künstlerische Talent ausleben“

Sportgeräte-wUnd was wünschen sich die Jungs? Kevin, 16: „Na, wir wollen halt die freien Flächen nutzen, um Parks zu errichten, so dass für jeden was dabei ist. Zum Beispiel ein normaler Park, dann vielleicht noch ein Bolzplatz.“

Das Projekt Meine.Deine.Unsere.Stadt läuft noch bis Dezember. Wie geht es danach weiter? Projektleiter Karsten Graupner vom JugendMedienZentrum Bumerang: „Wir möchten die Arbeit gerne fortsetzen, weil wir sehen, dass es funktioniert. Wir erreichen Jugendliche aus allen möglichen Milieus, auch solche, die sich vorher nicht mit Stadtentwicklung oder demokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten beschäftigt haben. Das ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Teilhabe für benachteiligte Jugendliche. Wir wollen das in größerem Rahmen fortsetzen und dazu sind Folgeanträge in Arbeit. Es wäre unbedingt wünschenswert, dass sich auch die Stadt an solchen Projekten beteiligt, denn dadurch wird die Beteiligungskultur in Chemnitz insgesamt gestärkt und die vorhandenen Beteiligungsmöglichkeiten werden für breitere Bevölkerungsschichten erschlossen. Natürlich kann sich auch jetzt schon jeder beteiligen, aber es ist eben so, dass viele Menschen eine gewisse Scheu vor Beteiligung haben oder die Möglichkeiten gar nicht kennen. Das soll sich ändern, und daran wollen wir weiter arbeiten.“

Das Projekt Meine.Deine.Unsere.Stadt wird finanziert durch das EU-Programm „Jugend in Aktion“ und den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und läuft von Februar bis Dezember 2013. Träger ist der SWF e.V. mit dem JugendMedienZentrum Bumerang, Partner sind die Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen AGJF e.V. sowie zwei tschechische Organisationen.

Mehr zum Projekt gibt es unter mdus.swf-verein.de oder auf Facebook bei meinedeineunserestadt.

Susanne Heydenreich, Projektkoordinatorin