Das „Mobile Redaktionsbüro“
Die Möglichkeit, da in der linken Telefonzelle etwas eigenes zu machen, mit einer Idee Teil der Begehungen zu werden, hatte mich gleich angesprochen. Was? Natürlich das Zentrale, die Redaktionsarbeit im Stadtteil darzustellen.
Ich meldete mich an als „Mobiles Redaktionsbüro für die Stadtteilzeitung Sonnenberger und www.sonnenberg-online.de“. Erst dachte ich, es quasi zu Bürozeiten am Freitag tagsüber zu machen. Aber dann passte es zeitlich nicht, also Freitag abends ab 21 Uhr. OSKar, Ellen Bilz und Sara Graetz, freuten sich über die Anmeldung. Und ich freute ich, bei der Eröffnung zu sehen, wie sie das Räumchen sauber renoviert hatten.
Im Laufe der Tage sammelte sich zusammen, was ich mitnehmen wollte: als wichtigstes meinen neuen rückenfreundlichen Schreibtisch-Hocker. Der passt rein in die Telefonzelle und so was brauche ich für die PC-Arbeit. Damit wollte ich auch ein bisschen werben für den Händler Büro Richter an der Fürstenstraße. Natürlich den Laptop, mit dem ich sowieso öfters unterwegs bin (da meine Handschrift, naja, da muss ich Notizen immer schnell abschreiben, sonst ….). Und die Kamera. Und das große Planungsblatt mit den Klebezetteln, mit dem ich die Ausgaben plane.
Denn es kommen Themen auf verschiedene Weise rein: durch Mails, durch eigene Ideen, durch Termine, durch Anrufe und Gespräche, so dass eine Planung, was alles zu berücksichtigen ist und auf welche Seite es passen könnte, sehr wichtig ist.
Dann ein Türschild und das groß ausgedruckte Sonnenberg-Logo. Eine Klemmlampe und noch etwas Papier und Stifte, das war’s.
Was würde ich machen? Mit der Planung könnte ich die halbe Stunde gut füllen. Aber dann telefonierte ich mit Eckart Erben, den ich sowohl durch sein Geigespielen wie durch sein praktisches Engagement für Solarenergie kenne,und schlug ihm vor, er könne dazu kommen, dann könnte ich ihn vielleicht interviewen. Das steht sowieso auf dem Plan. Der sagte zu.
Und hatte selbst eine Idee: Überras
chung – als ich mit einem anderen Sonnenberger, der tragen half, gegen 21 Uhr an der Ecke ankam, klangen Geigentöne in den lauen Sommerabend. Zur Freude des Publikums gab Eckart aus der Telefonzelle heraus ein Ständchen, hatte als Sitz seine gelben Ball mitgenommen und malerisch Notenblätter an die Wand gepinnt.
Als ich dran war, habe ich mich eingerichtet. Tagsüber hätte ich vielleicht ruhig meine Büro-Performance abgehalten, aber wenn Leute vor der Tür stehen, dann will man ja mit ihnen sprechen. Also thematisierte ich die Frage, wie man mehrere Wochen später übe
r die Begehungen berichten kann. Und es kristallisierte sich ein Aufhänger heraus: Was bleibt von den Begehungen?
Und dann passierte, was ich so an meinem Beruf liebe: Eine Frau fing an zu erzählen, was für Erinnerungen der Besuch in den Häusern geweckt hatte an ihre eigenen Jahre im Stadtteil. Das Erzählen und mein Nachfragen weckte weitere Erinnerungen. Es war richtig spannend. Ich habe mitgetippt und werde die Wohngeschichte veröffentlichen, entweder im Heft oder, wenn der Platz nicht reicht, online. Eckarts Geschichte folgt später.
Zwischendurch fotografierte Sara Graetz uns dauernd. Das ist auch mal etwas Besonderes, so Teil eines Kunstwerks zu werden. Danke, Sara, dass du mir die Bilder geschickt hast!
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