Ob es auf dem Sonnenberg die meisten Kunst-Graffiti der Stadt gibt? Auf jeden Fall sind neben der Art-Mauer in den letzten Wochen weitere beachtenswerte Werke entstanden. Wer steckt dahinter?

Friedrich Benzler ColorRevolutionFriedrich Benten Benzler hat eine lange Liste an künstlerischer Aktivität vorzuweisen. 1980 in Karl-Marx-Stadt geboren, kam er 1994 in Kontakt mit der Graffiti-Szene. Was lernt ein Junge dann? Natürlich Maler. Mit 19 hatte er seine Ausbildung abgeschlossen, 2001 bis 2006 ging er „für lange Jahre“, wie er schreibt, zur Bundeswehr. Schon 1997 hatte er auf dem Sonnenberg am Bumerang seine Spuren hinterlassen. 1999 war er an einer Graffiti-Ausstellung der Sparkasse Chemnitz beteiligt, 2002  an den „Begehungen“ auf dem Brühl. 2006 stellte er in Siegen aus, 2007 in Köln, 2009 in Brüssel und Madrid. 2010 machte er sich als Illustrator selbständig. Inzwischen hat er an etwa dreißig Projekten mitgearbeitet oder sie geleitet und war an etwa zwanzig Ausstellungen beteiligt.

Als Basis für solche Projekte hat er „Colorrevolution“ gegründet. Das ist ein gemeinnütziger Kunst- und Kulturverein, welcher Kunst im öffentlichen Raum fördert. Der Verein organisiert Malflächen, Materialien und Reiselogistik, um es Künstlern zu ermöglichen, ihre Kunst frei im öffentlichen Raum zu platzieren. Jährlich veranstaltet er Kunstaktionen wie Workshops mit Kindern und Jugendlichen zur Förderung des Kunstverständnisses. Dmytro Remestvenskyy gewann Benzler schon 2012 zur Mitgestaltung der Art-Mauer an der Ecke Sebastian-Bach-Straße, 2013 gab’s an den Bunten Gärten einen Graffiti-Workshop für Kinder und Jugendliche.

Das neuste Werk ist auch im Zusammenhang mit Remestvenskyy und zudem mit Stadthalten e. V. entstanden: ein Blickfang an der Ecke Uhland- und Peterstraße. Hier war im Mai das Projekt „Fenster der Welt“ begonnen worden. Seitdem schmücken Bilder mit Motiven aus europäischen Ländern die verschlossenen Fenster. Als Teilprojekt gestaltete Benzler diesen Kopf. Obwohl gilt: „Unsere Lieblingsfarbe ist bunt“, hat er hier mit schwarz-weiß-grau ein beeindruckendes Werk geschaffen.

Berik beginntNoch an der Arbeit ist Erik Bieber, Künstlername ‚Berik‘. Der 27-jährige ist gleichfalls in Karl-Marx-Stadt geboren. Wenn das Wetter es zulässt, trifft man ihn bei seiner Arbeit am Netto-Markt an der Jakobusstraße. Ein graubraunes Gebäude, bisher nur durch ein Schild als Eigentum der eins energie in Sachsen gekennzeichnet, wird optisch aufgefrischt.

Ende September hatte er begonnen, jetzt muss er höher hinaus und sich dazu eine fahrbahre Arbeitsbühne ausleihen. „Erst hatte ich mich um die Gestaltung von Stomhäusel beworben“, erklärt er, aber da sei die Eigentumsfrage nicht so klar wie bei diesem Haus. Das wird am Ende auch deutlich das Logo der eins tragen.

Berik auf der BühneUnd was malt er eigentlich in grün-weiß? Das wird noch nicht verraten. Man kann ihn ja mal fragen…

Tipp: Veranstaltung der AG Sonnenberg-Geschichte zu Graffiti am 5. November um 17 Uhr im Bürgerzentrum, Sonnenstraße 35