An der Humboldthöhe in der Fürstenstraße 69 wird zur Zeit ein Gründerzeithaus rekonstruiert, in dem man auch bei Pflegebedarf rund um die Uhr als Mieter wohnen bleiben kann.

Rückseite

Rückseite

Es liegt an der Ecke Würzburger Straße, die hier auf dem letzten Stück nur als Fußweg ausgebaut ist, mit Blick auf die Kleingärten. Horst Schreyer, ein früheres Mitglied des Stadtteilrats, hat das Projekt mit seinem Immobilienbüro entwickelt. Wenn es wie geplant ab Juni fertig wird, dann ist der südliche Sonnenberg um ein architektonisches Schmuckstück reicher. Schreyer zeigt Fotos, wie das Haus nach Leerstand und Vandalismus aussah.

Jetzt ist schon viel geschafft. Das Dach wurde erneuert, ein Aufzug und ein ebenerdiger Eingang werden angelegt und Zugänge zu den halbrunden Etagenbalkons geschaffen. Im Erdgeschoss entstehen Gemeinschafträume, ein kleines Café nur für die Hausbewohner, ein Eingang für die Anlieferung der Mahlzeiten, ein Pflegebad.

Im Keller hat jeder ein Abteil als Stauraum, außerdem sind dort eine Waschküche und eine Werkstatt. Die ist mit Ladestation ausgerüstet, um E-Rollstühle und -Rollatoren einsatzbereit zu halten. Auf den drei Etagen und im Dachgeschoss können die Mieter auswählen zwischen zwölf Ein-Raum-Appartements, sechs Zwei-Raum-Appartements und vier Wohngemeinschaften mit je drei bis vier Zimmern.

Blick aus dem FensterAuf jeder Etage sind eine Wohngemeinschaftswohnung sowie kleinere Wohnungen. Alle Gänge, Bäder und Türöffnungen sind so großzügig geschnitten, dass es sich mit einem Rollstuhl gut manövrieren lässt. Demnächst werden die Fußböden mit hochwertigem Laminat oder Linoleum bedeckt, neue Holztüren eingebaut und die komplette Sanitär- und Heiztechnik dem heutigen Standard entsprechend neu eingebaut. Und wenn die Denkmalpflege grünes Licht gibt, erhält das Haus auch endlich die neuen Fenster und einen neuen Anstrich.

Einen Umzug in das Haus zu überlegen lohnt sich also zum einen, um ohne beschwerliche Stufen und Hindernisse zu wohnen. Zum anderen wegen der zwanglosen Begegnungsmöglichkeiten in den gemeinsam genutzten Räumen, auf den Balkons oder im grünen Innenhof. Und schließlich, um bei jedem künftigen Pflegebedarf in der eigenen Wohnung bleiben zu können.

Vorteile der Gemeinschaft

Zwar gibt es viele Möglichkeiten, die Wohnung barrierefrei umzubauen oder in eine solche Wohnung zu ziehen. Mit den diversen Pflege- und Betreuungsdiensten lässt sich ein stabiles Hilfenetz knüpfen. Aber das alles braucht jemand, der sich auskennt und viel Zeit für die Organisation investiert. Und das Bedürfnis nach Geselligkeit bleibt leicht auf der Strecke, wenn man selbst und die Freunde nicht mehr allein aus dem Haus kommen.

Auch Sybille Metzner erfährt das immer wieder, seit sie vor acht Jahren ihren ambulanten Pflegedienst medicus GmbH gegründet hatte. „Die Menschen leiden unter der Einsamkeit allein in ihren Wohnungen. Ihnen fehlt der Rhythmus regelmäßiger Mahlzeiten. Diabetiker müssten pünktlich essen und vergessen das. Sie trinken zu wenig, dadurch intensiviert sich eine Demenz.“

Diana und Horst Schreyer mit Renate Albrecht von der Eigentümer-Standortgemeinschaft, (links vorn) und Sybille Metzner

Diana und Horst Schreyer mit Renate Albrecht von der Eigentümer-Standortgemeinschaft, (links vorn) und Sybille Metzner

Zuerst in Chemnitz und jetzt auch in Frankenberg hat Sybille Metzner zusammen mit Vermietern Angebote entwickelt, um die Bewohner zu versorgen. „Gemeinschaftliches Wohnen mit 24 Stunden Rundumbetreuung“ nennt sich das. Reinigung und Wäsche werden erledigt. Für die Hausmeisterdienste ist die Sonnenberger Eigentümer-Standortgemeinschaft zuständig.

Auch bei den Mietern kann der Hausmeister Glühbirnen wechseln und kleine Reparaturen erledigen. Frühstück, Mittag, Kaffee und Abendbrot können bestellt und in Gemeinschaft oder in der Wohnung eingenommen werden. Eine Concierge ist nicht nur ständig ansprechbar für Alltagserledigungen, in der Nacht sind hier Pflegekräfte, die Bedarf in der Wohnung Hilfe leisten. Dazu wird ein Hausnotruf angeboten – kostenfrei für alle mit Pflegestufe.

Seit dem neuen Jahr leisten die Kassen neben der medizinischen und der Körperpflege noch mehr auch Betreuung als bisher, weiß Sybille Metzner. Gemeinsam lässt sich das besser nutzen. Eine „Alltagsbegleiterin“ kann zu Gesellschaftsspielen kommen, dann gibt es eine Spielstunde zu zweit. Wenn andere aus dem Haus mitspielen, macht es mehr Spaß. Und wenn die anderen auch Anspruch auf Alltagsbegleitung haben, dann kann die gemütliche Spielerunde mehrmals in der Woche starten. „Und wenn die Angehörigen kommen, dann sind sie zu Besuch in der Wohnung, aber müssen nicht alle möglichen Dienste leisten“, so Metzner.

Mann pflegt seine Frau

Eine Lösung zeigt sich auch für Paare mit unterschiedlichem Hilfebedarf. Zum Beispiel ein Mann pflegt seine Frau, aber auf die Dauer überfordert ihn das. Was tun, sie ins Pflegeheim geben, was vielleicht weit entfernt ist, und allein in der Wohnung oder im Haus zurückbleiben? Oder gemeinsam in dies Appartementhaus umziehen?

Um mit den eigenen Kräften hauszuhalten, kann sich das Paar auch für zwei Appartements entscheiden, oder ein Zimmer in der Pflegewohngemeinschaft und ein Appartement für den Partner auf der gleichen Etage mieten. Was kostet das? „Die Kaltmiete in Höhe von 8 Euro pro Quadratmeter hört sich erst mal viel an“, sagt Horst Schreyer: „Aber alle Gemeinschafts- und Nebenräume sind inbegriffen. Ein gut geschnittenes Einzelappartement kostet ca. 250 Euro.“

Sozialamt trägt Kosten

Durch zuverlässige und fachkundige Hilfe wird einem Krankenhausaufenthalt vorgebeugt. Und wenn der doch nötig ist, dann ist für die Rückkehr in die eigenen vier Wände gesorgt. „An der Pflege wird es nicht scheitern“, versichert Sybille Metzner. Wenn einmal der Pflegedienst häufiger gebraucht wird als es die Kasse zahlt und die eigenen Mittel dafür nicht ausreichen, dann tritt das Sozialamt ein. „Das ist kulant, da haben wir nur sehr gute Erfahrungen“, sagt die Pflegedienstleiterin.

Das Pflegeheim würde ja auch bezahlt, wenn erst einmal die Ersparnisse des Pflegebedürftigen aufgebraucht sind. Auch bei 600 Euro Rente sei diese Wohnform möglich. Um die Kosten zu vergleichen, sollte man also Pflege und Service einrechnen und überlegen, was es einem wert ist, bis zum Lebensende in der Wohnung zu bleiben.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits ca. 40 % der Apartments vermietet bzw. reserviert.

Kontakt: GrundHausWert, Sachverständigen- und Immobilienbüro Schreyer, Tannenweg 31, 01796 Pirna, Telefon 0 35 01/ 460 32 69
E-Mail: GrundHausWert@web. de
Frau Albrecht, Eigentümerstandortgemeinschaft, Paul- Arnold-Str. 5, 09130 Chemnitz, Telefon 4817579