EDEKA Würzburger Straße schließt
Die Kaufhalle an der Würzburger Straße / Ecke Sebastian-Bach-Straße, macht dicht. Der Mieter EDEKA Bottler sucht zwar einen Investor, der den Standort übernimmt. Aber Ende Mai soll sonst Schluss sein. Warum sind die Regale so leer? Das kann nur eine Erklärung haben, die an der Kasse bestätigt wird: „Wir schließen zum Ende des Monats.“ Falls nicht noch ein Investor um die Ecke komme: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Für die Umgebung, besonders für die vielen Alten, fällt eine wichtige Einkaufsquelle weg. Siegfried Hofmann (84) räumt routiniert Lebensmittel und Flaschen vom Wagen in zwei Baumwollbeutel. Seit 1960 kaufe er hier ein. „Schlimm, dass das Geschäft zumacht“, sagt er mit heiserer Stimme. „Und dass man es nur hintenherum erfährt“, bemängelt er. Einen Aushang sucht man vergeblich. Das Personal antwortet auf Nachfrage.
Auch Thomas Bill (51) kauft fast täglich hier ein. „Für einen Vier-Personen-Haushalt“, sagt er, und packt mit Florian Richter (11) den Einkaufstrolley voll. „Außer dem großen Edeka an der Heinrich-Schütz-Straße und dem Lidl unten ist hier ja nichts. Es wäre schön, wenn das jemand weiterführen würde.“
Schon Ende September sei eine Schließung im Gespräch gewesen, weiß er.
War die Schließung absehbar?
Ein verwittertes Baustellenschild am Gehweg, wo die Rampe endet, sah im Moment so aus, als ob da vielleicht eine nötige Baumaßnahme – die Absenkung des Bordsteins – erfolgt.
Im Markt selbst wäre auch eine Renovierung fällig. Der Fußboden wellt sich. Zuletzt wurden nicht einmal mehr draußen die Werbeschilder ausgetauscht, nur die Bäckerei Groschupf mit ihrem kleinen Verkaufstand gestaltet den Eingang einladend.
Warum aber macht Bottler jetzt zu? In welche Richtung wurde ein Nachfolger gesucht? Wie hoch ist die Miete? Welche Pläne hat der Vermieter, wenn sich niemand findet?
Die Idee, mal eben auf die Website der Firma zu gehen und per Mail nachzufragen, ist zu kurz gedacht. Man findet nur die drei Märkte verzeichnet, den auf dem Uni-Campus, den im Lutherviertel, beide große und modern, und eben den kleinen auf dem Sonnenberg. Man klickt durch die große EDEKA-Seite. Gut, fragt die Sonnenberg-Redaktion dort im Kontaktformular an. Daneben könnte man sich übrigens auch Frischkäse oder eine Eispackung online bestellen. Ob das für Siegfried Hofmann eine Lösung wäre?
Wir warten gespannt, was an Antwort kommt. Für jeden Investor wäre es ja interessant, ob hier Kunden sind, die sich regen. Oder ob achselzuckend ihr Weg in die anderen Konkurrenz-Märkte verlegt wird.
Wenn hier in zwei Wochen eine Ära endet:
- Welche Erinnerungen haben Sie an das Geschäft?
- Was würde Ihnen am meisten fehlen?
- Welche Ideen haben Sie für die Zukunft dieser Ecke?
Als ehemaliger Bewohner der damaligen unteren Fritz-Heckert-Straße /jetzt Hofer Straße und der oberen Beethovenstraße sowie der Humboldthöhe war diese Kaufhalle das Stammgeschäft der Gegend. Schon mit der Sanierung der Wohnblocks Beethovenstraße/P.-Gerhard-Straße ergab sich durch die Schließung eines wichtigen Verbindungsweges zwischen den Altneubaublöcken hindurch ein ca. 400 m langer Umweg. Damit wurde den Kunden aus den genannten Bereichen der kurze Einkaufsweg verleidet und dem – nun Edeka- Markt – ein bedeutender Teil der Kundschaft der fussläufige Weg versperrt, die sich daraufhin ins Auto setzten und gleich in andere Märkte fuhren. Auch ohne die damals noch nicht existierende Konkurrenz auf der Planitzwiese hatte es der Markt seitdem offenbar schwer, den Standort zu halten. Für die – oft älteren – Bewohner des oberen Sonnenberges verlängern sich nun die Einkaufswege bedeutend. Und auch eine Bäckerei mit Backofen sucht man nun vergebens. Bis auf die Bäckerei Peuckert an der Gellertstraße und die Bäckerei Hofmann auf der Albrechtstraße (allesamt kein Sonnenberg) gibt es nicht mal mehr das. Im Übrigen gibt es nur noch zwei produzierende Fleischereien: Thiele und Müller. Alle Lebensmittelmärkte gehören zu den drei bis fünf „Landesversorgern“ Oetker-Gruppe, Edeka-Gruppe und ALDI. Selbst beim täglichen Lebensmitteleinkauf sind wir auf ganz wenige Großversorger mit ihrem Firmengeflecht angewiésen. Das kann nicht gesund sein.
Danke für diese interessanten Ausführungen!
Inhaber Hans-Jürgen Bottler und seiner Frau Helga sind heute telefonisch zu erreichen. Die beiden nehmen kein Blatt vor den Mund: „16.000 Euro Wochenumsatz sind zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel. Der Markt macht jeden Monat 3.000 Euro kaputt. Wir mussten seit Jahren zuschießen. Wir haben vergeblich einen Nachmieter gesucht. Wir hätten schon längst schließen müssen, aber kamen aus dem Mietvertrag nicht raus.“ Er sei 67, nach 23 Jahren an dem Standort sei nun Schluss. Er gibt die Verantwortung weiter: „Die Kunden wollten es so: für den Hauptumsatz am Freitag fahren sie sonstwohin, nur für die Butter zwischendurch kommen sie hier in den Laden.“