Interview mit Aniko Schmiedgen vom peace food
Nele Maerz: Wie bist du auf die Idee gekommen, so ein spezielles Bistro mit Laden zu eröffnen? Aniko Schmiedgen: Ich bin auf die Idee gekommen, da meine Tochter eine Unverträglichkeit von tierischen Eiweißen hat und es in Chemnitz sehr schwer war, vegane Produkte zu bekommen.
Uns war es wichtig, hier solche Produkte selbst anzubieten. Dieser Laden hier auf der Würzburger Strasse war ja ehemals eine alte Bäckerei, die wir zu einem veganen Bistro mit Laden umgebaut haben.
Woher kommt eigentlich der Name peace food?
Der Name peace food ist der Titel eines Buches von Rüdiger Dahlke, das sich mit veganem Leben auseinandersetzt. Das war eigentlich der Einstieg, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Dieses Buch beleuchtet das vegane Leben aus verschiedenen Perspektiven und hat mich sehr beeindruckt und überzeugt.
Ist peace food eine Überzeugung oder sogar eine Berufung für dich?
Ja, das peace food ist für mich eine Berufung, weil ich hier anderen Menschen etwas über vegane Ernährung vermitteln kann. Ich kann hier meine eigenen Überzeugungen leben und meine Erfahrungen und mein Wissen an andere weiter geben.
Ist es schwer an vegane Produkte heranzukommen und woher beziehst du diese?
Das peace food gibt es ja jetzt schon seit drei Jahren. Am Anfang war es oft schwierig, an manche Produkte heranzukommen. Heute gibt es fast alles in vegan, auch weil die Nachfrage nach veganen Produkten gestiegen ist. Es ist heute wesentlich einfacher geworden, die Produkte zu beschaffen, weil auch die Produktpalette mit den Jahren größer geworden ist.
Man muss auch sagen, dass sich die Qualität der Produkte, wahrscheinlich aufgrund der Nachfrage, verbessert hat. Vieles schmeckt jetzt echt leckerer als noch vor ein paar Jahren. Was noch nicht so oft angeboten wird, sind vegane Bistros wie eben unser peace food.
Hast du es schon einmal erlebt, dass ein Nicht-Veganer bei euch seine Mittagspause verbracht hat und danach zum Veganer wurde?
Das habe ich so noch nicht erlebt. Es kommt jedoch oft vor, das neue Kunden überrascht und begeistert sind von der Vielfalt veganer Ernährung und gerne immer wieder kommen.
Ist der Standort des peace food der richtige für dich?
Wir sind zufrieden mit dem Standort. Es gibt natürlich Vor- und Nachteile. Ein ganz klarer Vorteil ist, dass wir selbst hier auf dem Sonnenberg wohnen und ich daher arbeiten und wohnen verbinden kann. Vorteilhaft sind auch die günstigeren Mieten hier, im Vergleich zum Stadtzentrum. Ein Anreiz für die Ansiedlung hier auf dem Sonnenberg war auch das Förderprogramm EFRE. Da es hier nicht so viele andere kulinarische Angebote gibt, verbringen viele Leute, die hier arbeiten oder wohnen, ihre Mittagspause bei uns im Bistro. In einer anderen Geschäftslage hätten wir möglicherweise mehr Laufkundschaft, die hier im Wohngebiet so nicht vertreten ist.
Reicht dir deine Werbung und die Mundpropaganda aus oder denkst du über weitere Maßnahmen nach das peace food noch bekannter zu machen?
Werbung machen wir eigentlich sehr wenig, bei uns geht viel über Empfehlungen. Letztere ist die wertvollste und preiswerteste Werbung die man bekommen kann. Wir haben schon noch neue Ideen die wir gern umsetzen möchten. Zum Beispiel wollen wir gern Kochkurse anbieten, in denen man sich selber ausprobieren und mit den Produkten experimentieren kann.
Wir machen am 20. November und 29. Januar die ersten Kochkurse in der Volkshochschule. Dort gibt es genügend Platz und die Möglichkeiten, mit vielen Leuten zusammen zu kochen.
Hat sich, seitdem du dich vegan ernährst, etwas verändert oder fühlst du dich genau wie zuvor?
Auf jeden Fall hat sich da einiges für mich verändert. Ich fühle mich wesentlich gesünder und ausgeglichener. Ich kann mich auch besser konzentrieren und bin klarer im Kopf. Es ist irgendwie ein Wertewandel entstanden, in gewisser Weise bin ich bewusster geworden. Die Beziehungen zu anderen Menschen und auch zur Natur ist für mich in den Vordergrund gerückt und wichtiger geworden.
Was wünscht du dir für dein Geschäft und allgemein für den Sonnenberg?
Für den Sonnenberg würde ich mir wünschen, dass sich weiterhin mehr ambitionierte Menschen hier ansiedeln. Leute die etwas verändern wollen und ein gutes Miteinander. Für unseren Laden wünsche ich mir weiterhin positiven Zuspruch. Ich wünsche mir, dass unsere Kunden unsere Arbeit und Angebote wertschätzen und wir uns gegen große Anbieter durchsetzen können. Aber ich glaube, wir schaffen das. Bei uns wird nämlich alles frisch und mit Liebe gemacht, das schmeckt man.
Ganz lieben Dank für das nette Gespräch und alles Gute!
Danke Nele für das schöne Interview 🙂