Künstler auf dem Sonnenberg: Kunst- und Kulturnacht in der Markuskirche
120 Jahre alt ist die Markuskirche, aber bestimmt noch nie beherbergte sie so viele Künstler in ihren Mauern wie am 7. November in der Kunst- und Kulturnacht.
Eine Mischung aus Ausstellungen mit Mitmachangeboten, Konzerten und Lesungen erwartete die Hunderte Neugieriger, die an dem Abend nacheinander die Kirche bevölkerten.
Vorne spielten die Band St. Markus, Franziska Roscher (Gesang) und Michael Rentzsch (Klavier), Chemnitzer Musiker, die unter dem Titel „Story of a Dead Man“ Lieder von Johnny Cash spielten. Diana Kopka und Sebastian Schilling, Kirchenmusiker der Gemeinde und Initiator der ganzen Veranstaltung, trugen Gedichte vor.
„100-prozentig gelungen“ waren Kommentare der Beteiligten, und „Ich finde es sehr schön, dass man die Kirche dazu nutzt, die Leute zusammenzubringen.“
Esther Uhlig aus der Jungen Gemeinde ist in der Kirche zu Hause, aber stellt das erste Mal etwas aus. Sie hat sich als Zehnt-klässlerin des André-Gymnasiums mit Carl Werner beschäftigt, der Landschaften aus Lebensmitteln formt – „sehr fleißig und mit viel Aufwand“, wie in der ausgelegten Arbeit als Zensur zu lesen ist. Von Werner inspiriert hat sie das Industriemuseum und die bunte Esse aus Lakritz und Weingummi gestaltet. Grobe Haferflocken bilden das Mauerwerk des Roten Turms im Kleinformat.
Die „Kunstfabrik südlicher Sonnenberg“ präsentiert sich mit Gemälden rund um das Thema Wasser, drapiert auf einer blauen Plane mit Muscheln und Fischen als Dekoration. Auf einem der Werke von Svenja Zimmermann sieht man „Die Festung Europa“ mit Ertrinkenden und einem tränenden Auge.
„Art modeste“ sei der Fachbegriff für diese Malerei, erklärt Dmytro Remestvensky, der daneben als winzigen Ausschnitt aus seinem Werk 3-D-Malerei ausstellt. Auch die Markuskirche hat er so ins Bild gebracht.
Ingrid Burghoff und Edith Rössel vom Atelier 8-80 e.V. haben eine ganze Reihe der Werke aus der Jahresausstellung „Grüner Sonnenberg“ mit in die Kirche geschleppt, unterstützt vom Maler Sebastian Nikolitsch.
Diese Ausstellung war drei Tage zuvor im Bürgerzentrum eröffnet worden und ist dort noch bis zum 17. Dezember zu besichtigen. Einen Linolschnitt der Markuskirche konnten die Besucher selbst drucken. Nikolitsch freute sich, dass über dreißig Leute von dem Angebot Gebrauch gemacht hatten.
Nicole Körnchen, die sich den Künstlernamen Safiye Sakura gewählt hat, ist Autodidaktin mit Interesse für Graffiti und Acryltechnik. Sie stellt zum ersten Mal aus und freut sich sehr über die Resonanz. Ingrid Burghoff zeigt auf die Augen eines Portraits und kommentiert: „Sie fangen Gefühle ein, das ist sehr schön.“ Am 11. Dezember eröffnet sie eine eigene Ausstellung in der Kulturkneipe KaffeeSatz.
Fotografie und mehr
Der frühere Berufsfotograf Gottfried Beygang lebte dreißig Jahre lang bis zu seinem Umzug aus Altergründen 2015 auf dem Sonnenberg. Unterstützt von Verena Russell hat er alte Werke, zum Beispiel den Bildband von 1974 „Karl-Marx-Stadt ist schön“, und Fotos aus den Jahren seines Ruhestands auf Tischen ausgebreitet. Er hat den Stadtteil in seiner Veränderung festgehalten und Blumen und Tiere aufgenommen.
Die gefallen besonders seiner jungen Standnachbarin „SiM“ – Maya Anastasia Müller. Sie stellt unter anderem Grußkarten aus. Beygang freut sich über das Echo. „Der Zufall ist das Inkognito Gottes“ meint er zu der Begegnung.
Von der Fotografin Franziska Kurz waren große Architekturfotos mit geometrischen Formen ausgelegt.
Einen ganze anderen Stil, die Portraitfotografie, trug die Fotoausstellung „In Augenhöhe“ bei. Aus Anlass von 25 Jahren offene Sozialarbeit der Stadtmission Chemnitz zeigte sie den ganzen November über lebensgroße Bilder von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern, fotografiert vom Chemnitzer Dirk Hanus.
Weihnachtsmarkt am 3. Advent
SiM organisiert einen KünstlerWeihnachtsMarkt unter dem Motto „Tolle Künstler am Existenzminimum verkaufen Weihnachtsgeschenke: Baumschmuck, Blumentöpfe, Grußkarten, Gutscheine, Kalender, Mobilees, Sparbüchsen, Tassen, Stoffbeutel, T-Shirts, Wanddekorationen und viele andere Unikate. Dazu gibt’s heiße Schokolade, Tee und Cappucino bei Stollen und Plätzchen.
Sonntag, 13.12., 13 bis 18 Uhr im Bürgerzentrum Sonnenstraße 35.
Nächstes Kunstgespräch
Ronald Münch hat in der Kunstnacht mit seiner Malerei und Skulpturen unter dem Titel „Sapere aude“ (Wage es, weise zu sein, der Leitspruch der Aufklärung) das Interesse von Besuchern geweckt. Die haben ihn für das nächste Kunstgespräch vorgeschlagen. Er empfängt alle Interessierten am 17. Februar um 19 Uhr in seinem Atelier. Adresse: Dresdner Str. 16 in dem Plattenbau hinter der ehemaligen Gaststätte „Lindentrio“.
Fotos: Hellfried Malech, Markuskirche: Dymtro Remestvenskyy
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