Stolpersteine in Chemnitz
Am 30. Mai 2017 wurden in Chemnitz 21 Stolpersteine verlegt. Auftakt war der Ort des im März 1945 durch Bomben zerstörten Hauses Andréstraße 43, in dem bis 1933 die jüdische Familie Zuer wohnte.Umrahmt wurde die Veranstaltung von einem Programm der Schülerinnen und Schülern des Dr.-Wilhelm-André-Gymnasiums. Zu den zahlreich Anwesenden sprachen Andreas Gersdorf, Schulleiter des Dr.-Wilhelm-André-Gymnasiums, Silvia Fehlberg, Schulleiterin des Georgius-Agricola-Gymnasiums, Philipp Rochold, Sozialbürgermeister der Stadt Chemnitz und der Künstler Gunter Demnig aus Köln, der die Stolpersteinverlegung 1993 konzipierte und bereits ein Jahr später in Köln die ersten Gedenksteine verlegte. Er sprach über das Anliegen der Stolpersteinverlegung, den zu Nummern degradierten Opfern des NS-Regimes ihre Namen zurückzugeben. Das hat ihn bereits in 21 Länder mit Über 60.000 verlegten Stolpersteinen geführt.
Abschließend erzählte Dieter Nendel aus Gera, der zusammen mit Schülern und Lehrern des Georgius-Agricola-Gymnasiums Pate für die zwei Stolpersteine ist, von den letzten Stationen der Familie Zuer. Nach dem Tod ihres Ehemannes David Zuer 1929 zog Johanna Zuer (geb. Brinitzer, 1886) mit ihrem Sohn Wolfgang (geb. 1921) 1933 nach Gera. Am 10. Mai 1942 wurden beide mit 1.000 jüdischen Menschen aus Thüringen und Sachsen nach Belcyze, südwestlich von Lublin im Osten Polens, deportiert und ermordet.
Auf dem Sonnenberg wurden vor dem Haus Lessingplatz 12 drei Stolpersteine für die jüdische Familie Weidberg verlegt. Bis 1939 wohnten Heinrich (geb. 1891) und Ida Weidberg (geb. Grünfeld, 1892) mit ihren Töchtern Alice (geb. 1925) und Edith (geb. 1920) in diesem Haus, das Eigentum von Heinrich Weidberg war. Er selbst war Handschuh- und Strumpffabrikant und verlegte 1933 die Fabrikation von der Dresdner Straße 11 in das Haus Lessingplatz 12.
Während Tochter Edith die Flucht nach England gelang, flohen die Eltern mit Alice vor den Nazis nach Wien. Dort wurden sie am 23. November 1941 verhaftet, in das Ghetto Kowno (Kaunas) in Litauen deportiert und nur 6 Tage danach am 29. November 1941 im Ghetto Kowno, Fort IX, erschossen.
Paten für die Stolpersteine sind Katharina Weyandt, Michael Lauer (Dillingen) sowie Gabriele und Eckart Roßberg.
An der Verlegung der Stolpersteine nahmen auch der Rabbiner der jüdischen Gemeinde, Jakov Pertsovsky, und Mitglieder der jüdischen Gemeinde teil, die dankbar waren, dass Eckart Roßberg etwas Über das Leben der Familie Weidberg in Chemnitz in der Zeit von 1913 bis 1939 sagen konnte, das der Rabbiner ins Russische Übersetzte.
Anschließend war dann die Stolpersteinverlegung für Robert Reiher (geb. 1902), Mitglied der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas, an der Zietenstraße 85. Die Verlegung erfolgte im Beisein der Paten, der Ortsversammlung der Zeugen Jehovas. Ein Ãltester der Ortsversammlung erzählte auch etwas aus dem Leben von Robert Reiher, u.a. dass er mehrfach wegen seiner Überzeugung in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert wurde, 1942 nach Dachau kam und dort am 25. September 1942 ermordet wurde.
Eckart Roßberg
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