Fließt ein 7-Millionen-Etat in den südlichen Sonnenberg? Darüber entscheidet bald der Stadtrat. Es geht um das Areal der alten Stadtwirtschaft, des Vorläufers des ASR.

Coronabedingt soll der Beschluss zum Entwicklungsszenario im Februar gefasst werden.

Auf den Flächen hinter der Augustusburger, Zieten-, Schüffner- und Jakobstraße soll ein Kreativhof entstehen. Schon in der EFRE-Förderperiode ab 2014 startete die Stadt Chemnitz in der Reihe der Projekte auch die Entwicklung eines Kreativhofs „Die Stadtwirtschaft“ an der Jakobstraße 46. Das 500 Quadratmeter große Gebäude wurde mit europäischen Fördermitteln saniert im Gründer-Wettbewerbs KRACH angeboten. Als Vorläufer des großen Areals zogen Kreative mit ihren Arbeitsräumen dort ein.

Sonnenberg-Chronist Eckart  Roßberg erzählte anlässlich der Eröffnung die besondere Geschichte der Jakobstraße 46. Für das Haus zuständig ist Rocco Zühlke  als Kreativwirtschafts-Stadtteilmanager.

Pioniere der Förderung der Kreativwirtschaft sind Kreative wie Frank Müller oder Lars Fassmann vom Kreatives Chemnitz e. V.. Schon 2013 erschien über Fassmann auf dieser Website ein erstes Portrait. Die Stadtplanung nahm diese Impulse auf, so dass über die Jahre die Wertschöpfung aus der Kreativwirtschaft als Faktor in die Planung einbezogen wurde.

Die umfangreiche Vorlage, welche schon am 8.12.2020 im Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität angenommen wurde, ist hier im Bürgerinformationssystem zu finden.

Einen besonderen Akzent setzt die Konzeption auf der Nutzungsmischung. In dem ehemaligen Wohnhaus oben an der Jakobstraße 46 sind jetzt zum Beispiel Grafikerinnen angesiedelt wie Kati Hollstein, welche die Stadtteilzeitung layoutet. Aber es gibt auf dem Areal auch Werkstätten, die seit Jahrzehnten Räume von der Stadt gemietet haben. Sie sollen einbezogen werden, wenn es für ihre geschäftliche Entwicklung nicht einen besseren Standort gibt. Sie heißt es in der Konzeption: „Der Sonnenberg birgt das Potential, eine bunte und lebendige Nutzungsmischung zu beherbergen. Auf dem Gelände der Stadtwirtschaft entsteht ein neuer Standort, auf dem vom urbanen Gärtner bis zum lokalen Autoschrauber alle ihren Platz finden.“

Das Projekt wurde als „Macher-Hub“ in die Kulturhauptstadtsbewerbung aufgenommen und beim digitalen Jury-Rundgang im Herbst 2020 gezeigt. Von der kleinen Garage im Garagenhof bis zur umgewidmeten Industriehalle gibt es in Chemnitz noch viele Freiräume für „Macher“. Diese Kultur, die man heute auch als „Maker-Szene“ wie bei den Chemnitzer „Maker-Faire-Veranstaltungen“ bezeichnet, ist ein Schwerpunkt der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025.

So heißt es in der Pressemitteilung zum zweiten Bidbook: „Das gemeinsame Machen ist der Schritt aufeinander zu in einer europäischen Gesellschaft, die den konstruktiven Austausch in Diskussionen zunehmend scheut. Vor allem in Osteuropa hat die Brutalität und Geschwindigkeit des Wandels in den letzten 30 Jahren viele Verletzung hinterlassen, die im Verbogenen nachwirken. So haben sich unzählige Menschen aus der politischen Debatte zurückgezogen. Während extreme politische Meinungen lauter werden, wie etwa im August 2018 in Chemnitz, schweigt die Mitte. Chemnitz2025 möchte diese „stille Mitte“ ermutigen, sich wieder einzumischen … .“

Grit Stillger, Leiterin Stadterneuerin im Stadtplanungsamt Chemnitz, resümiert: „Das Entwicklungskonzept für „Die Stadtwirtschaft“ sieht die Sanierung weiterer Räume für kreative Macher vor, die sich dort untereinander und europaweit vernetzen und mit der Stadt gemeinsam Angebote zum Mitmachen für das Quartier entwickeln wollen. Die künftige Betreibung des Standortes soll von den Nutzern mitgetragen werden. Für die Baumaßnahmen, neue Zugänge, die Aktivierung der Höfe und viele Projekte dort sollen bis 2025 ca. 7 Mio. € aus verschiedenen Förderprogrammen und Mitteln der Stadt bereitgestellt werden.“