Am 09. Juli 2022 feierten die Mitglieder des KGV „Erdenglück“ e.V. ihr 100-jähriges Jubiläum, obwohl das Wetter diesmal nicht so mitspielte wie bei vielen großen Feiern  in der Kleingartenanlage, z.B. kombinierte Garten- und Wohngebietsfeste bis 1990, später Hexenfeuer und Jubiläumsfeiern.

100 Jahre sind Grund genug, einmal zurückzuschauen.

Bereits 1916 pachtete die Postdirektion das alte Gelände der ehemaligen Ziegelwerke Theodor Dietzel an der Humboldtstraße als Gartenland für ihre Angestellten. Dort wurde 1922 der Kleingartenverein „Chemnitz-Ost“ e.V. durch den Zusammenschluss der Pächter mehrerer Abschnitte gegründet und am 14. August 1922 in das Vereinsregister eingetragen. Bereits 1924 ging eine provisorische Kantine in Betrieb. Der eigentliche Aufbau der noch heute bestehenden Gartenanlage mit Wegesystem und neuen Parzellen erfolgte 1930/31 durch die Gartenmitglieder.

Blick auf die Anlage von der Fürstenstraße aus, etwa 1937

Aus Anlass des Kleingartentages 1937 in Chemnitz wurde die Sparte mit dem neuen Namen „Erdenglück“ als beste Anlage Deutschlands ausgezeichnet.

Um dieser Rolle gerecht zu werden, wurde 1937/38 ein neues repräsentatives Gartenheim gebaut.

Gartenheim

1991/92 erneuerten der Pächter und der Verein das Gartenheim, in dem von 1991-2014 der Stammtisch des Chemnitzer Fußballclubs sein Domizil hatte.

1993 wurde ein Biergarten eröffnet und 2000 das Vereinsheim neugestaltet, das aber seit einigen Jahren abgerissen werden soll, da eine Bewirtschaftung nicht mehr realisierbar ist. Es wird Platz machen für eine Umgestaltung des Bereiches rund um den Festplatz. Dort sollen mit Unterstützung der Stadt künftig öffentlich zugängliche Angebote für alle Generationen ihren Platz finden.

Zwei Besonderheiten der Kleingartenanlage sind erwähnenswert. Zum einen befinden sich am Zugang zur Festwiese an der Humboldtstraße fünf  291 Millionen Jahre alte verkieselte Stammteile.

verkieselte Stammteile

Zum anderen sind es die vielen in der Kleingartenanlage erhaltenen typischen „Wassermann-Lauben“, die es mit verschiedenen Grundrissgrößen und dem typischen Dach gibt. 1922 von dem Stadtinspektor Leopold Wassermann eingeführt, sind sie ein sichtbares Zeichen von Traditions- und Denkmalpflege. Dafür erhielten im Rahmen des 20. Bundeswettbewerbes „Gärten im Städtebau“ die Vereine „Erdenglück“ und „Freiheit“ für das Projekt „Grüne Meile Sonnenberg“ eine Silbermedaille und einen Sonderpreis für das Projekt „Laube Leopold Wassermann“.

Wassermann-Lauben in der Anlage „Erdenglück“

 

Text:     Eckart Roßberg, AG Sonnenberg-Geschichte

Quelle:  „Leben auf dem Sonnenberg“ 1997

               Homepage des KGV „Erdenglück“ e.V.

Bilder:   1, 2, 3, 6, 7  –  Eckart Roßberg

             4, 5  –  Sammlung Jürgen Eichhorn