Alban Ludwig
Die Maschinenfabrik Alban Ludwig, Fürstenstraße 21 / 23
Die Fürstenstraße wird auf der Höhe Uhlandstraße von einem rekonstruierten Fabrikbau mit einer Fassade aus gelben Klinkerziegeln dominiert. Er erinnert an die Glanzzeiten des Chemnitzer Textilmaschinenbaus. Hier hatte für sieben Jahrzehnte die Strumpfmaschinenfabrik Alban Ludwig ihren Produktionsstandort und trug zu Weltspitzenstellung des Chemnitzer Wirkmaschinenbaus bei.
Unter der Ausnutzung des in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erheblich gestiegenen Bedarfs an Textilwaren gründete der Maschinenbauer Hugo Alban Ludwig am 1. März 1880 mit zehn Arbeitern in der oberen Brückenstraße 15 eine Fertigungsstätte für Maschinen zur Strumpfherstellung. Sie wurde unter der Nr. 2204 in das Handelsregister beim Amtsgericht eingetragen. Bereits im Folgejahr fand der Umzug in das neu errichtete, eigene Fabrikgebäude an der Fürstenstraße 21 statt. Zum Schwerpunkt der Produktion wurde die Herstellung von Baumwoll- und Werkzeugmaschinen unter der neuen Betriebsbezeichnung „Chemnitzer Wirkmaschinenfabrik vormals Alban Ludwig“
Die Entwicklung nahm einen aufstrebenden Verlauf. Bereits am 6. September 1898 kam die 2.000. Flachwirkmaschine zur Auslieferung. Zu diesem Zeitpunkt zählte das Unternehmen 500 Beschäftigte. Zur Ausschaltung der Konkurrenz auf dem internationalen Sektor des Cotton-Strumpfwirkmaschinenbaus durch die Konzentration der Kräfte und Mittel erwarb die Firma „Schubert & Salzer Maschinenbau AG“ per 1. Juli 1912 die Firma Alban Ludwig und nahm diese als Zweigwerk II in ihr Produktionsareal auf. Die Gesamtbelegschaft der Fa. Ludwig betrug damals 450 Arbeiter und Angestellte.
Auch weiterhin dominierte der Textilmaschinenbau, bis Anfang der 40er Jahre auch Teile der Rüstungsproduktion Eingang fanden. Durch einen Erweiterungsbau in der Fürstenstraße 23 konnten verschiedene andere Firmen tätig werden, von denen zu den bekanntesten die Firma „Haferkamp & Reichel“ gehörte. Diese stellte eine Vielzahl von Elektromotoren bzw. Elektrogeräten her bzw. reparierte diese.
Anfang Mai 1945 besetzte die Rote Armee den Betrieb und nachfolgend erfolgte der Befehl zur Demontage wichtiger Anlagen als Teil der deutschen Reparationsleistungen an die Sowjetunion. Am 26. Oktober 1945 wurde ein Treuhänder für den Wiederaufbau eingesetzt. Dieser schuf die Voraussetzungen, dass der Betrieb nach dem Volksentscheid am 30. Juni 1946 in Sachsen zur Enteignung von Nazi- und Kriegsverbrechern seine künftige Aufgabe als VEB Webereiausrüstungen erfüllen konnte.
Ab 1967 erfolgte die Umbenennung in den VEB Tisora zur Rationalisierung von Fertigungsprozessen und die Betriebsorganisation im Textilmaschinenbau. Mit der Wiedereinführung der Marktwirtschaft im Jahr 1990 und dem Zusammenbruch der Ostmärkte ging auch für diesen Produktionsstandort das Licht aus.
Nach Jahren des Leerstandes wurde das Gebäude saniert und bis 2008 durch das Amtsgericht Chemnitz genutzt. Gegenwärtig werden Teile des Gebäudes von einem Badausstatter und vom Kostümmagazin der Städtischen Bühnen Chemnitz verwendet. Auch die neu gegründete Firma Miu hat hier ihren Sitz.
Danke an die AG Sonnenberg-Geschichte! Die zuverlässigen Experten für die Geschichte des Stadtteils und darüber hinaus
Angaben Tel.-Buch 1983: VEB Tisora Rationalisierung Textilmaschinenbau
Kombinat Textima Friedrich-Engels-Str. (jetzt Fürstenstr.) 21
Projektierung, Verwaltung
Fertigung Sondermaschinenbau: Emil-Mehner-Str. 8 (jetzt Schönherrstr.)
Seit 1991 nur noch als Tisora GmbH in der Nordstraße 46 für kundenspezifischen Sondermaschinenbau aktiv.
Wie besteht ein Zusammenhang zwischen dem ehemaligen VEB Tisora und dem gleichnamigen Betrieb in der Nordstraße in Chemnitz?