Industriestandort an der Martinstraße

Der Industriestandort an der Augustusburger Str. / Martinstraße

Die Geschichte dieses einstigen Produktionsstandortes beginnt bereits 1820, als in Nähe des offenen Gablenzbaches eine kleine Baumwollspinnerei von Sturz & Müller errichtet wurde, die ca. 60 Arbeitskräfte beschäftigte.

Maschinenbaustandort Augustusburger Str.

Maschinenbaustandort Augustusburger Str.

Weniger Jahre später wechselte der Besitzer und die Spinnerei nannte sich Martin’sche Spinnerei. Nach einem Brand wurden die Gebäude abgerissen. Auf dem Standort entstand nachfolgend die Werkstatt des Akkordmeisters Heinrich Knieriem. Unter der Anschrift Gablenzvorstadt 37 (später Oststr. 21 bzw. Augustusburger Str. 35) wurde seine Zeugschmiede errichtet und ist seit 1836 nachweisbar.

In dieser Werkstatt arbeitete auch kurzzeitig der Zeugschmiedgeselle Richard Hartmann, ehe er gemeinsam mit seinem Schwager August Götze 1840 die in Konkurs gegangene Werkstatt kaufte. Hier sind die ersten fotografischen Belege des Wirkens von Richard Hartmann nachweisbar. Da sich in der Folgezeit dieser Standort für die Firma zu klein erwies, zog er 1847 in die Klostermühle um.

Neuer Eigentümer der bescheidenen Werkstatträume wurde die Firma Tauscher & Zimmermann. Auch der später sehr bekannte Werkzeumaschinenbauer Johann Zimmermann hatte als Geselle bei Hartmann an diesem Standort gearbeitet. Nachfolgend nahm hier ab 1858 die Maschinenfabrik von Wilhelm Weichold die Produktion auf.

Der eigentliche Höhepunkt als Produktionsstandort erfolgte unter Eduard Julius Reinecker, der 1872 das Grundstück übernahm und Erweiterungsbauten vornahm. Aber bereits 1891 erwies sich dieser Platz inmitten des zunehmenden Wohngebietes als zu klein, und die Firma zog nach Gablenz um, wo sie ein größeres Areal für ihre Produktionsanlagen zur Verfügung hatte.

Nach dem Verkauf durch Reineckers Erben hatten ab 1891 die Maschinenfabrik Max Kaermßen und danach die Maschinenfabrik Emil Köhler hier ihre Firmenniederlassung.

Betriebsreste auf Standort vor Abbruch

Betriebsreste auf Standort vor Abbruch

Erst mit dem Kauf des Grundstückes durch den Schnaps- und Selterwasserfabrikanten Max Weissbrod im Jahr 1909 hörte die Maschinenbauproduktion dort auf. Teilweise produzierte er seine Getränke dort bzw. verpachtete diese Produktionsgebäude an kleinere Unternehmen.

Mit dem Bombenangriff auf Chemnitz am 5. März 1945 erlitt die Martinstraße und damit auch dieses Betriebsgelände große Zerstörungen. In den nachfolgenden Jahren wurden die verbliebenen Gebäudereste durch die Bauglaserei Tauscher genutzt, ehe durch DDR-Wohnungsbauten sich die Nutzung dieses Produktionsstandortes 1987/88 schrittweise veränderte. Aber auch die Wohnungsneubauten hatten keine lange Nutzung, denn bereits im Jahr 2006 wurden diese wegen Leerstandes abgerissen und Platz für die Freizeitanlage „Bunte Gärten“ geschaffen.

Abbruchgelände heute

Abbruchgelände heute

Die absolut letzten verbliebenen Reste des einstigen Produktionsstandortes, die von einem Autohändler genutzt wurden, beseitigte man 2015 und renaturalisierte dieses Gebiet. Eine grüne Wiese und lediglich das Wissen um diesen einstigen Produktionsstandort sind noch erhalten geblieben.

One comment

  • Schmidt Jörg (8 Monaten)

    Habe bei Arbeiten am Dorfbach in Euba eine Flasche mit der Aufschrift Max Weissbrod Chemnitz gefunden und bin daraufhin auf den Artikel gestoßen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go to Top